Chapter 6

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"Wie war es denn in Spanien?", fragte Joy und lenkte Toffee neben Raini. Da de Weg ziemlich schmal war, berührten sich unsere Schenkel, was ich viel zu genau registrierte.

"Ganz gut", antwortete ich kurz angebunden. Ich hatte echt keine Lust auf diesen Smalltalk. "Wie waren die Pferde dort?", fragte Joy weiter. Diese Frau raubte mir noch den letzten Nerv! Während ich einfach meine Ruhe haben möchte, muss sie mich einfach ausfragen.

"Was geht es dich eigentlich an, was ich in Spanien gemacht habe? Ich kenn dich nicht mal wirklich, und du mich auch nicht!", fuhr ich sie unerwartet an.

Okay, das wahr vielleicht etwas zu hart gewesen.

"Sorry, wollte nur nett sein", sagte sie und lenkte ihr Pferd wieder hinter mich. Endlich hatte ich meine Ruhe!

"Was habe ich dir eigentlich getan, dass du so zu mir bist?", fragte Joy nach einer Weile. Ich drehte mich zu ihr um. "Was du getan hast?! Du hast mein Pferd total falsch geritten!", sagte ich aufgebracht. Sie lachte bitter.

"Dein Pferd falsch geritten? Ich dachte wirklich, du kennst dich mit Pferden besser aus. Nur, weil ich mit Rainbow ein bisschen Parelli gemacht habe, ist er noch längst nicht falsch geritten worden, im Gegenteil, es hat ihm wahrscheinlich sogar etwas gebracht! Aber du suchst ja nur nach einem Grund, um mich zu hassen! Ich verstehe wirklich nicht, wieso!", sagte sie laut.

"Ach ja? Ich will nur, dass mein Pferd, was mir zufällig viel bedeutet, von jemandem geritten wird, der mit Pferden umgehen kann!", erwiderte ich hitztig.

"Soll das bedeuten, ich kann nicht mit Pferden umgehen? Wahrscheinlich hat mich dein Vater auch deswegen eingestellt, oder? Weißt du, was du bist, Mike? Ein Egoist! Du denkst, nur du kannst dein Pferd reiten! Aber es gibt auch noch andere Leute, die das können!"

Das war zu viel! "Leck mich doch am Arsch!", schrie ich sie an und trieb Raini an, sodass er in Renngalopp fiel. Einfach weg von diesem Mädchen!

*Joy's P.O.V.*

"Hau doch ab! Mit dir kann man auch nicht diskutieren", rief ich ihm noch hinterher, obwohl er es wahrscheinlich nicht mehr hören konnte. Sollte er halt wegreiten! So ein Arsch! Ich wollte doch nur nett sein, und was macht er? Behauptet, ich hätte sein Pferd falsch geritten! so ein Scheißegoist!

Toffee unterbrach meine Gedankengänge, indem er stehen blieb. Mir fiel erschrocken ein, dass ich gar nicht wusste, wo ich lang reiten musste. Ich kannte diesen Weg hier nicht!

Ich bekam es leicht mit der Angst zu tun. Was sollte ich jetzt tun? Ich hatte absolut keinen Orientierungssinn, also wusste ich nicht einmal annähernd, wo sich der Hof befand.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche, um Google maps aufzurufen, doch da ich mitten im Wald war, hatte ich keinen Empfang.
Natürlich hatten wir ausgerechnet diesen Weg genommen, bei meinem Glück! Sollte ich jetzt zurückreiten oder einfach weiterreiten?

Da weiterreiten das Risiko barg, irgendwelchen Abzweigungen zu begegnen, beschloss ich, einfach den Weg, den wir gekommen waren, zurückzureiten. Ich schimpfte mich dafür, dass ich beim Hinweg nicht aufmerksamer gewesen war. Hoffentlich konnte ich trotzdem den richtigen Weg finden!

Schon nach ca. 100 Metern würde mir bewusst, warum man meinem Orientierungssinn echt nicht vertrauen sollte. Hier war eine Abzweigung, an die ich mich absolut nicht mehr erinnern konnte. Scheiße!

Meine Angst wandelte sich in Wut um. Alles nur wegen Mikey! Er konnte mich doch nicht einfach alleine lassen, er wusste doch, dass ich mich hier noch nicht auskenne!

Kurzentschlossen wendete ich Toffee nach rehts.

Nach einer Weile kam ich an den Waldrand und ich erkannte, dass wir hier vorher auch schon mal vorbei geritten waren. Puh, nochmal Glück gehabt!

Während ich mich noch freute, auf dem richtigen Weg gelandet zu sein, raschelte es plötzlich im Gebüsch und ein Vogel flog mit einem lauten Schrei auf. Toffee, der eigentlich nicht sehr schreckhaft ist, machte erschreckt einen gewaltigen Satz nach vorne und ich, die nicht aufgepasst hatte, fiel wie ein nasser Sack nach hinten runter.

Als ich mit dem Kopf aufschlug, spürte ich einen unsäglichen Schmerz, und dann wurde alles schwarz. Das letzte, was ich noch spürte, war Toffees weiches Maul in meinem Gesicht. Dann verlor ich endgültig die Besinnung.

°°°

~J💖

Liebe zum PferdestehlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt