*Mikey's P.O.V*
Nach einer Weile fiel Raini wieder von alleine in Schritt. Der schnelle Ritt hatte mir gut getan, der hatte alle überflüssigen Gedanken weggeblasen.
Jetzt erst bemerkte ich, dass Raini total verschwitzt war und dass Schaum an seinem Maul klebte. Das würde zuhause Ärger geben, wenn Mom oder Dad Raini so überanstrengt sahen. Also hielt ich an und stieg ab. Dann setzt ich mich auf einen Baumstamm und ließ Raini grasen. Dafür würde ich zwar nachher sein Gebiss putzen müssen, aber das war mir lieber als der Ärger mit meinen Eltern, die mich fragen würden, wieso er denn so verschwitzt sei.
Meine Gedanken wurden auf Joy gelenkt. Wenn sie nicht bald hinterher kam, würde ich alleine zurückreiten müssen. Und dann würden meine Eltern wieder hundert Fragen stellen, wo sie denn sei. Hoffentlich kam sie bald! Und hoffentlich war sie nicht einfach zurück geritten, sonst konnte ich hier ja noch ewig warten.
Als Joy nach ungefähr einer Dreiviertelstunde immer noch nicht kam, rief ich ein paar mal laut ihren Namen, doch nichts passierte.
Also machte ich mich mit besorgt auf den Rückweg. Ich hätte nicht so ausrasten dürfen! Mein Temperament war, wie so oft, mit mir durchgegangen.
Andererseites, versuchte ich mir ein besseres Gewissen enzureden, hatte sie mich auch ziemlich genervt. Ich war also nicht alleine Schuld.
'Trotzdem hättest du sie nicht einfach alleine zurücklassen dürfen', meldete sich eine innere Stimme in mir. 'Das weiß ich doch', dachte ich verzweifelt. 'Sie könnte sich verletzt haben!', machte meine innere Stimme weiter.
Scheiße, daran hatte ich gar nicht wirklich gedacht! Aber das wäre ja wirklich worst-case scenario, und so pessimistisch wollte ich nicht denken.
Trotzdem wollte ich so schnell wie möglich zurück, nur um sicher zu gehen, dass alles gut war. Zum Glück war es nicht mehr so weit zum Hof, und so trieb ich Raini an.
*Joy's P.O.V.*
Als ich wieder zu mir kamen, tat mir alles weh. Ich war auf die rechte Seite gefallen, und mein ganzer rechter Arm, meine Hüfte und mein rechtes Bein taten mir höllisch weh. Außerdem fühlte sich mein Kopf an, als würden tausend Nadeln auf ihn einstechen und gleichzeitig ein Hammer auf ihn einschlagen.
Ich öffnete meine Augen und drehte meinen Kopf langsam nach rechts. Das hätte ich lieber nicht tun sollen, denn jetzt stachen noch mehr Nadeln in meinen Kopf ein.
Ich schaute vorsichtig meinen Arm an und erschrak. Er stand total komisch ab, und überall um ihn herum lag Blut! Hastig schloss ich meine Augen wieder. Warum kam denn niemand, um mir zu helfen?
Da fiel mir, trotz der starken Kopfschmerzen, die rettende Idee ein: Mein Handy! Ich kramte es vorsichtig mit meiner linken Hand hervor, es steckte in meiner linken Hosentasche. Ich öffnete meine Augen wieder und sah, dass das Display zersplittert war. Ich drückte den Entsperrknopf und ein Pferdebild, mein Hintergrund, leuchtete mir entgegen. Puh, es funktionierte noch! Und Empfang hatte ich auch, zwar nur zwei Balken, aber es sollte funktionieren.
Mit schmerzenden Fingern ging ich auf meine Kontaktliste.
Als ich Kathys Kontakt anrief, wartete gespannt, ob es funktionieren würde. Und tatsächlich, nach einer Weile tutete es!
Ich schaute auf mein Handy und sah, dass ich jetzt nur noch einen Balken Empfang hatte. Das konnte knapp werden!
Nach einer gefühlten Ewigkeit ging Kathy dran und meldete sich mit: "Kathy hier, hallo?"
Ich versuchte, etwas zu sagen, aber es kam nur ein kaum vernehmbares Krächzen aus meinem Hals. "Hallo?", fragte Kathy. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und sagte: "Hilfe!"Dann wurde mir wieder schwarz vor Augen, mein Arm sank auf den Boden und mein Handy rutschte mir aus der Hand.
*Mikey's Sicht*
Als ich auf dem Hof ankam, sattelte ich Raini ab und führte ihn in seine Box.
Draußen stürzten mir meine Eltern und Kathy entgegen. "Mikey, wo ist Joy?", fragte mich meine Mutter aufgebracht. "Weiß nicht genau", murmelte ich unsicher.
"Was? ihr seid doch zusammen ausgeritten!", rief jetzt Dad sorgenvoll. "Jetzt kriegt euch mal wieder ein! Sie hat mich total genervt und dann sind wir eben unterschiedliche Wege geritten. Ihr wird schon nichts passiert sein!", sagte ich leicht genervt. So schlimm war das jetzt auch nicht!
"Ihr wird schon nichts passiert sein?", schrie Mom mich an. "Kathy hat gerade eben einen Anruf von Joys Handy erhalten, in dem die Person, die angerufen hat, also HÖCHSTWAHRSCHEINLICH Joy, 'Hilfe' gesagt hat!"
Sie schaute Dad und Kathy an. "Los, wir müssen sie finden! Wo seid ihr entlang geritten?", wandte sie sich wieder an mich. "Die durch den Wald am Hochsitz vorbei", antwortete ich belämmert. Mein Kopf war plötzlich voller Nebel. Den einzigen klaren Gedanken, den ich fassen konnte, war: 'Joy ist etwas Schlimmes passiert. Und ich bin Schuld!'
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~J💖
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Liebe zum Pferdestehlen
TienerfictieMikey, ein Junge, der Pferde über alles liebt, kommt nach fünf Monaten in Spanien wieder nach Hause zurück. Endlich kann er seine Freunde, seine Familie und natürlich sein Pferd wiedersehen. Doch dann erfährt er, dass seine Eltern eine neue Pferdepf...