Rodelfahrt

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„Komm schon Lou, beeil dich", rief ich meinem besten Freund zu. Ich hörte ein Poltern, dann stürmte er die Treppe hinunter, mit seinem Schal, seiner Haube und seinen Handschuhen in den Händen. Er war schon fast bei unten angelangt, als er eine Stufe verpasste, taumelte und mir in die Arme fiel. Ich stolperte ein paar Schritte zurück, hielt ihn jedoch fest. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Es war nicht so, als ob wir uns nicht noch nie so nahe gewesen wären, wir kuschelten sogar relativ oft, aber hier lag irgendwie ein Knistern in der Luft. Bei seinem Unfall waren ihm ein paar Haarsträhnen ins Gesicht fallen und ich konnte mich nicht zurückhalten, sondern hob meine Hand und strich sie ihm aus der Stirn. Wie wunderschön konnte ein Mensch nur sein? In seinen strahlenden Augen blitzte Vorfreude auf unseren Ausflug auf und ein schelmisches Grinsen umspielte seinen Mund. Seine Lippen, wie gerne würde ich sie berühren! Was waren das bloß für Gedanken? Er war mein bester Freund, mehr nicht...leider! Aber das würde er nie wollen.

Ich hatte das Gefühl, wir verharrten schon seit Stunden in der Position, als er sich von mir löste. Ich versuchte meinen Blick von ihm abzuwenden, das gelang mir nur unter größter Mühe. Schnell schlüpfte ich in meine Schuhe und meine dicke Winterjacke und zog mir Handschuhe, Haube und Schal an.

Wir waren gemeinsam über Weihnachten und seinen Geburtstag weggefahren, in ein kleines Ferienhäuschen, mit Kamin, Kachelofen und allem was dazu gehört. Es war der zweite Weihnachtsfeiertag und Lou hatte sich gewünscht, dass wir rodeln gingen. Wir verließen unser gemütliches Ferienhäuschen und schnappten uns aus dem Schuppen noch einen Schlitten. In der Nähe gab es einen kleinen Hügel, dorthin machten wir uns auf den Weg. Seit unserer Ankunft hatte es gut einen halben Meter geschneit und die Landschaft war weiß, es sah aus wie im Bilderbuch. Während des Frühstücks hatte die Sonne geschienen und wir konnten beobachten, wie sie den Schnee glitzern ließ. Jetzt jedoch fing es an zu schneien und leichte Flocken segelten auf uns herab. Sie verfingen sich in Lous Haaren, dem Rest der unter seiner Mütze hervorlugte. Auch auf seinen Wimpern landeten einige, was er mit einem Lachen quittierte. Er sah wunderschön aus, wie ein Engel. „Haz, warum bist du stehen geblieben? Was ist los?" fragte er mich verwundert. Ich schüttelte den Kopf um wieder in die Realität zurückzukehren, in der Louis leider nicht mein Boobear war und lief ihm hinterher. Wir gingen schweigend nebeneinander her und beobachteten wir der Schnee die Landschaft nur noch mehr in ein Winterwunderland verwandelte. Genau das liebte ich – es war kein unangenehmes und bedrückendes Schweigen, bei dem man verzweifelt nach einem Gesprächsthema suchte. Nein, es war ein angenehmes Schweigen.

Ohne es zu merken, waren wir schon am oben auf dem Hügel angekommen. Die Aussicht war atemberaubend. Ich sah zu Lou, er strahlte förmlich und das Blau in seinen Augen kam mir noch stärker vor als sonst. „Also, wollen wir es wagen?" fragte er mich und ich hörte die Aufregung in seiner Stimme. „Natürlich! Los geht's!" antwortete ich lächelnd. Er setzte sich vorne auf den Schlitten, ich mich hinter ihn. Ich schlang meine Arme um seine Taille und grinste wie verrückt, natürlich nur wegen der Vorfreude, nicht wegen der plötzlichen Körpernähe zu dem Mann, den ich liebte. Ich meine mochte. Okay...ich mochte Louis wohl ein bisschen zu gerne, um ihn nur meinen besten Freund zu nennen. Aber sein Humor, seine Lebensfreude und sein Lächeln ergaben einfach eine unwiderstehliche Kombination.

Wir stießen uns mit den Füßen ab und rauschten schon den Hügel hinab. Schnee und Wind peitschten uns ins Gesicht und bald schon fühlten sich meine Wangen taub vor Kälte an. Aber das war es wert! Es machte so viel Spaß, wir waren so schnell, also schloss ich die Augen um den Geschwindigkeitsrausch noch mehr zu genießen. Plötzlich hörte ich einen Aufschrei von Louis. Erschrocken öffnete ich die Augen und sah, wie wir auf einen Baum zurasten. Mein Fuß reagierte schneller als mein Kopf und ich stieß uns im letzten Moment noch ab, konnte aber nicht verhindern, dass wir den Baum streiften. Wir wurden durch einen Ruck vom Schlitten geworfen und wirbelten mehrmals durch die Luft. Ich spürte nur, wie ich im weichen Schnee landete. Dann hörte ich einen Aufschrei. Durch meine vielen Umdrehungen war mir schwindlig geworden, also setzte ich mich erst langsam auf. Zuerst war meine Sicht etwas verschwommen, aber als ich erkannte, dass Louis mit geschlossenen Augen im Schnee lag, sprang ich alarmiert auf. Ich kniete mich neben ihm in den Schnee, aber er öffnete schon blinzelnd die Augen und ihm entfuhr ein schmerzerfülltes Stöhnen. „Mein Kopf". „Kannst du aufstehen?". „Ja, das geht schon...mit deiner Hilfe." Ich wollte ihn auf die Beine ziehen, aber als er seinen rechten Fuß belasten wollte, schrie er schmerzerfüllt auf und fiel erneut in den Schnee. „Louis, ich hole den Schlitten, dann bringe ich dich nachhause, okay? Ich schaue mir zuhause genauer an, was passiert ist, auch wenn ich erst am Anfang meines Medizinstudiums bin, sollte ich mich hier halbwegs auskennen. Lockere deinen Schuh, ich hol den Schlitten." Er tat was ich ihm gesagt hatte, während ich die Rodel holte, die noch umgedreht im Schnee lag. Dann half ich Louis auf den Schlitten und wir machten uns auf den Heimweg. Glücklicherweise war unser Unfall schon praktisch am Fuß des Hügels passiert, also mussten wir ihn nur umrunden. Nach einer guten halben Stunde kamen wir endlich bei unserem Häuschen an. Ich hatte Louis meine Jacke gegeben, da mir sowieso heiß war und er angefangen hatte zu frieren. Ich hob ihn im „Braut-Style" hoch und legte ihn aufs Sofa, half ihm aus der Jacke und seinen Schuhen und wickelte ihn in eine Decke ein. Dann untersuchte ich seinen Fuß. „Du hast Glück gehabt, das ist nur eine ziemlich schlimme Verstauchung. Ich hole ein Coolpad und mache uns einen Tee, dann wird das schon wieder." „Danke, Hazza, wirklich." Er lächelte mir schwach zu und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Ich ging in die Küche und kam ein paar Minuten später mit heißem Tee und einem Coolpad im Geschirrtuch zurück. Vorsichtig legte ich das Coolpad an Louis Knöchel und gab ihm eine Tasse. „Kann ich dir sonst noch etwas Gutes tun?". „Ja, Haz. Kannst du dich zu mir legen? Mir ist noch immer kalt". „Klar. Rutsch ein Stückchen. Gut, dass die Couch so groß ist." Ich legte einen Arm um Louis und er kuschelte sich an mich und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Eng aneinander gekuschelt lagen wir so eine Weile und ich spürte Louis' gleichmäßigen Atem. „Da ist wohl wer eingeschlafen", murmelte ich und strich behutsam über seine Wange. Meine eigene ruhte auf seinen Haaren, ich drückte ihn enger an mich, was ihn wohlig seufzen ließ. Ich genoss die Wärme, die von ihm ausging und konnte nicht verhindern das mir ein leises Liebesgeständnis über die Lippen kam, es fühlte sich alles so perfekt an. „Ich liebe dich, Louis", flüsterte ich leise. „Wirklich?", hörte ich ihn murmeln. Mit einem Ruck setzte ich mich auf und sah in sein Gesicht. „Wieso bist du wach?" fragte ich verwirrt und spürte wie sich mein Magen zusammenzog. „Ich habe gar nicht geschlafen. Also, stimmt das, was du vorhin gesagt hast?", wollte er wissen, mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten konnte. „Ja", gab ich zu und wendete mein Gesicht ab, in dem sich die Röte ausgebreitet hatte. Ich machte mich innerlich schon bereit, einen Korb zu bekommen, als Louis sanft seine Hände auf meine Wange legte und mein Gesicht zu sich drehte. Ich sah ihm unsicher in die Augen, ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Aber das musste ich auch nicht, er kam mir näher und auf einmal lagen seine Lippen auf meinen. Es war wie ein sanfter Stromschlag, ein für mich neues Glücksgefühl strömte durch meinen Körper und ich schlang meine Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss. Louis löste sich schon viel zu früh von mir. Leise, aber mit leuchtenden Augen sagte er:" Ich liebe dich auch."

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Hallo meine Lieben :)

Wie hat euch die Geschichte gefallen? Es ist mein erster OS, also seid nicht zu hart zu mir ;) Ich freu mich aber natürlich über Feedback!

Bis dann,

Eure Apollonia <3

Larry Stylinson OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt