Retter in der Not

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"Hier, das sollte so passen. Den Rest können Sie behalten", sagte mein Freund Liam und reichte dem Taxifahrer zwei Geldscheine. „Danke! Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt", antwortete dieser, stieg in sein Auto und ließ uns vor unserer Unterkunft der nächsten Tage stehen. Ich atmete nochmals die salzige Meerluft ein und ein Lächeln kletterte auf meine Lippen. Eine entspannende Woche in den Hamptons mit meinem besten Freund erwartete mich!

Liam und ich hatten einen Freund in New York besucht und eigentlich war geplant, dass wir drei gemeinsam diese Woche hier verbrachten, doch eine ziemlich üble Grippe hatte unsere Pläne durchkreuzt. Das hatte also zur Folge, dass Liam und ich die riesige Villa alleine genießen konnten – aber es gab Schlimmeres!

Schnell hievten wir unsere Koffer ins Obergeschoss, in dem zwei separate Schlafzimmer mit jeweils einem Bad untergebracht waren. Es war ein wirklich wunderschönes Haus, im Landhausstil eingerichtet und keine drei Minuten vom Strand entfernt. Mein Zimmer hatte einen kleinen Balkon und ich konnte das Meer sehen und momentan die untergehende Sonne, die den Himmel in ein sanftes Rosa tauchte. Während ich noch meine Sachen in den Schrank räumte, hörte ich Liam von unten rufen: „Lou, hast du Hunger? Ich nämlich schon, ich koche noch eine Kleinigkeit". „Ja, habe ich. Danke!", antwortete ich und ging die Stufen ins untere Geschoss hinunter. Als ich die Küche betrat, stand Liam schon in Schürze in der Küche und werkelte mit Töpfen und Pfannen herum. „Hey, ich würde mir gern noch den Strand ansehen. Ist es in Ordnung, wenn ich in einer halben Stunde wieder da bin?", wollte ich von Liam wissen. „Ja, passt, dann sollte ich fertig sein", bekam ich als Antwort. „Dann bis später!".

Barfuss ging ich den Holzweg zum Strand hinunter und eine leichte Brise wehte mir entgegen. Erneut atmete ich tief die milde Meerluft ein und schloss die Augen, während die letzten Sonnenstrahlen mein Gesicht wärmten. Es war einfach herrlich! Der Strand war menschenleer und ich genoss die Stille, den Wind, der mir durch die Haare fuhr und den Sand zwischen meinen Zehen. Plötzlich blieb ich stehen – offenbar war ich doch nicht alleine am Strand. Ungefähr zehn Meter von mir entfernt, etwas versteckt in den Dünen, saß ein junger Mann, vermutlich in meinem Alter. Er trug Shorts, ein hellblaues T-Shirt und seine wilden Locken konnte ich sogar aus der Entfernung erkennen. Ich hatte schon beschlossen den Heimweg anzutreten, als er genau in diesem Moment seinen Kopf zu mir drehte und mich anblickte. Sofort und ohne, dass ich es gleich registrierte, begann mein Bauch zu kribbeln. Wie konnte Blickkontakt über diese Entfernung nur so intensiv sein?

Schüchtern stolperte ich weiter in seine Richtung. In dem Moment stand auch der Unbekannte auf, immer noch hielten wir diesen unglaublichen Blickkontakt. Langsam gingen wir aufeinander zu. Je näher er kam, desto mehr Details konnte ich sehen. Er war ziemlich groß, vermutlich zehn Zentimeter größer, gut gebaut und braun gebrannt. Das Markanteste an ihm war jedoch sein Gesicht. Ein Bartschatten verlieh ihm eine gewisse Männlichkeit, ebenso wie sein Kiefer. Seine grünen Augen leuchteten förmlich und waren dicht gesäumt von dunklen Wimpern. Einen halben Meter voreinander blieben wir stehen. „Hey, ich bin Harry. Du bist kein bekanntes Gesicht, wie heißt du?", begrüßte mich der Fremde mit einer sanften und dunklen Stimme. Meine Wangen färbten sich etwas rötlich – ich war mit der Situation etwas überfordert. Das hörte man auch gleich an meiner gestotterten Antwort: „Hey, hi...ah ich heiße, also mein Name ist Louis, Louis Tomlinson". „Freut mich dich kennenzulernen – es ist immer schön neue Gesichter zu sehen!", erwiderte Harry mit einem leichten Lächeln und hielt mir die Hand hin. Erst nach einem kurzen Moment begriff ich – und reichte ihm meine. Es war wie ein kleiner Stromschlag, der meinen Körper durchzuckte und kribbelnde Fingerspitzen zurückließ, als sich unsere Hände berührten. Was für ein glücklicher Zufall war es doch, dass ich noch diesen Strangspaziergang machen wollte? Leider hatte ich in meinem ganzen Glück völlig vergessen Harrys Hand wieder loszulassen und er warf mir schon einen leicht verwirrten Blick zu. Sofort kehrte die Röte in mein Gesicht zurück und um die peinliche Situation zu überspielen, plapperte ich munter weiter: „Ja, wir haben ein Haus gemietet, also ich und mein bester Freund...zum Entspannen...für eine Woche. Und ähh...der Sonnenuntergang war so schön, dass ich einfach noch zum Strand wollte...spazieren gehen und nachdenken". Wieso konnte ich in Gegenwart von attraktiven Jungs nie einen geraden und grammatikalisch richtigen Satz herausbringen? Ich bestätigte damit jedes Klischée. Das hatte Harry wohl auch bemerkt, denn ein Schmunzeln lag auf seinen Lippen. „Ich komme auch oft hierher, wenn ich mir über Dinge im Klaren werden muss, meistens ist am Abend die beste Zeit dafür, weil meistens niemand mehr am Strand ist", erwiderte er. Krampfhaft suchte ich nach einer coolen Antwort, als mein Blick auf meine Uhr fiel – „Mist". Und da war wieder Harrys verwirrter Blick, „Wie bitte?". „Tut mir leid, ich muss nur los. Liam kocht und wenn ich zu spät bin, reißt er mir den Kopf ab", erklärte ich und versuchte dabei nicht noch mehr Ähnlichkeit mit einer Tomate anzunehmen. „Na dann, wünsche ich dir ein paar schöne Tage. Vielleicht sieht man sich ja mal am Strand", antwortete Harry lächelnd und zwinkerte mir zu. Dann drehte er sich um und ging in die Richtung aus der er gekommen war. Und wie ich hoffte, dass man sich mal sehen würde! Vergnügt wandte ich mich zum Gehen, konnte jedoch nicht widerstehen, mich noch mal nach ihm umzudrehen. Oh Gott – genau in diesem Moment drehte er sich ebenfalls um und unsere Blicke trafen sich und in dem Moment tauchte wieder dieses schiefe Lächeln auf! Schnell drehte ich mich um, zwar mit rotem Kopf, aber dafür mit einem Grinsen im Gesicht – und mit dem Wissen, dass Harry auch eine attraktive Kehrseite besaß!

Larry Stylinson OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt