Du siehst lustig aus.

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Mops lässt seine Beine an beiden Seiten der Wippe runterhängen und schleckt genüsslich an seinem Haselnusseis.

"Also ich will das jetzt noch mal zusammenfassen:" er grinst schief und schaut zu mir herunter "Du bist Hedwig hinterhergelaufen, hast dich gemault und warst dann bei ihr im Haus, wo sie dich verarztet hat?"

Mir ist es unangenehm und deshalb nicke ich nur und gebe ein leises "Ja ungefähr so war das." von mir.

Mops lacht laut und beinahe wäre ihm sein Eis aus der Hand gefallen.

"Das ist nicht witzig.", antworte ich grummelig und stochere in meinem Becher mit Erdbeereis herum, welches schon nicht mehr als Eis zu bezeichnen war. Wir sitzen auf dem Spielplatz in der Nähe von Mops Haus und ich hatte ihm erzählt, was erst vor wenigen Stunden passiert ist.

"Finde ich schon." Jetzt kichert der braunhaarige wie ein kleines Mädchen und dabei werden seine Augen zu kleinen Schlitzen.

"Immerhin bin ich bei Hedwig weiter als du bei Daisy.", murmele ich und schlagartig wurde mein Gegenüber ruhig und schaute mich böse an.

"Ich bin bei Daisy schon sehr weit."

"Hast du schonmal mit ihr geredet?"

"N-Nein... aber sie hat mein letztes Gedicht nicht sofort weggeschmissen."

Jetzt bin ich es, der ihn auslacht.

"Wie geht es deinen Händen?"

Ich zucke vor Schreck so zusammen, dass mir mein Pinsel in hohem Bogen aus der Hand fliegt und auf dem Boden landet.
Keuchend halte ich mir eine Hand auf die Brust und schaue zu einer niedlich lachenden Hedwig hoch.

"Gar nicht lustig.", pruste ich und muss dabei schmunzeln.

"Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken."

Mühsam erhebe ich mich vom Aulaboden um meinem entlaufenen Pinsel wieder einzufangen.

"Schon gut.", ich grinse sie an, ich kann nicht anders. Sie trägt heute eine weite Jeanshose mit Löchern, pinke sneakers und ein weißes T-Shirt mit einem schwarzen Kaktus drauf.

Sie sieht perfekt aus.

"Ich wollte eigentlich nur fragen wie es deinen Händen geht."

Ich werfe einen Blick auf die mit Pflastern verklebten Handflächen und schaue dann wieder zu ihr.

"Dank der großartigen ersten Hilfe geht es ihnen ganz wunderbar."

"Freut mich."

Einen Moment herrscht Stille und ich kann nicht anders als sie einfach nur anzulächeln.

"Du siehst lustig aus.", sage ich um die Stille zu unterbrechen.

Einen Moment später merke ich selbst wie komisch das war und ich sehe an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie verwirrt ist über meine Aussage.

"Ähm, ich meine... also nicht du bist lustig. Versteh mich nicht falsch, du bist echt toll und süß und hübsch. Äh also dein T-Shirt ist lustig..."

Jetzt grinst sie wieder und ich werde rot. Warum muss ich immer so dummes Zeug reden?

"Schon gut." Sie lacht mich nicht aus. Sie freut sich.

Wieder schaue ich ihr einige Sekunden einfach nur in die Augen, versuche mir jede einzelne Sommersprosse genau einzuprägen.

"Hedwig! Deine Szene ist jetzt dran!"

Und der eine schöne Moment ist kaputt.

Banane knabbert fröhlich am frischen Gras vor unserer Wohnung und Newton und Gurke rennen quiekend um mich herum. Die Sonne scheint und ab und zu strecken meine Meerschweinchen ihre kleinen Köpfchen in ihre Richtung und schließen die Augen.
Mit den dreien ist es kein Problem, wenn ich sie einfach frei laufen lasse, solange ich dabei bleibe. Also sitze ich mit meinen Hausaufgaben auf dem Schoß im Gras und beobachte sie ab und zu.

Aber eigentlich hänge ich mit meinen Gedanken nur an ihr. Ich will sie näher kennenlernen. Was ist es nur, dass sie so besonders macht? Ich möchte etwas mit ihr unternehmen, in ihrer Nähe sein.
Wie kann ich sie fragen? Die Angst, dass sie nein sagt ist viel zu groß. Panik macht sich in mir breit, als ich nur daran denke sie zu fragen, ob sie was mit mir machen möchte.

Wenn ich nicht die Eigeninitiative ergreife wird auch nichts passieren.

Ich muss mich einfach zusammenreißen. Muss über meinen eigenen Schatten springen. Wenn das nur nicht so schwer wäre.

Tjorgen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt