About being crazy, or not.. (5)

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"Lia Lia Lia.. du machst noch das schöne Kleid dreckig, dass ich dir geschenkt habe!", ertönte es leicht belustigt hinter mir und ich zuckte ruckartig hoch. Diese Stimme, dieser Spitzname, das Kleid. Mit vor Schock geweiteten Augen drehte ich mich zu dem mir allzu bekannten Lächeln um.

"JOSH?!"

Plötzlich überkam mich eine Welle von Freude, Liebe, Erleichterung und was es sonst noch gab an guten Gefühlen, die dafür sorgten, dass alle möglichen Synapsen und Hirnwindungen durchdrehten. Ich breitete meine Arme aus und rannte auf ihn zu, als er ebenfalls die Arme ausbreitete lächelte ich übers ganze Gesicht... und flog dann voll auf die Fresse.

Es dauerte einen Moment, doch dann kapierte ich was passiert war. Okay jetzt war alles vorbei. Ich wusste ja, dass ich traurig sein würde und fertig mit Allem, aber ganz im Ernst.. Halluzinationen? Das war wirklich.

„Erbärmlich..“

Die Halluzination meines verstorbenen Freunds zog halb belustigt, halb verwirrt eine Augenbraue hoch, wie er es schon früher getan hatte.

„Was ist erbärmlich?“, fragte er mich und ich schüttelte den Kopf, rieb mir die Augen und schaute mich um, doch es änderte sich nichts. Also beschloss ich es einfach laufen zu lassen und stand auf. Vielleicht brauchte ich das ja gerade.

„Ach weißt du.. Ich finde es etwas erbärmlich, dass ich deinen Tod so schlecht verkrafte,dass ich schon halluziniere. Eine Depri-Zeit wäre mir lieber gewesen, als verrückt werden.“, antwortete ich meinem Hirngespinst.

„Ja das klingt eindeutig nach dir, aber beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass ich keine Halluzination bin?“

Verwirrt sah ich das Abbild an. „Hä?“

„Naja ich bin nicht hier, weil du verrückt bist.“

In dem Moment hörte ich Schritte, die auf uns zusteuerten, doch ich schenkte dem keine Beachtung.

„Das musst du mir erklären.“

Er setzte an, doch dann hörte ich von hinten. „Jillian? Jilliiaaaan? Jillian da bist du ja!“ Luise, ein Mädchen aus unserer Klasse kam auf mich zu. „Was machst du denn hier? Alle suchen nach dir.“ Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. „Wieso bist du so dreckig?“ Erst jetzt sah ich nach unten und sah, dass mein kleid voll mit Erde war und an meinen Beinen schrammspuren von meinem sturz waren.

„Ich bin hingefallen.“ Ich schaute nach hinten wo Josh stand und sah mich gleich noch ein paar Mal um. Er war weg..

„Luise? Hast du gerade jemanden gesehen?“

Der Blick den sie mir daraufhin zuwarf beantwortete meine Frage eindeutig mit nein und gab mir das Gefühl absolut verrückt zu sein. Was auch garnicht mal so abwegig war.

„Neiin..“, sagte sie leicht langgezogen, „doch wir sollten jetzt zurück zu den Anderen. Deine Mutter macht sich große Sorgen, weil du plötzlich einfach so weg warst.“ Ich nickte kurz, dann gingen wir zurück. Plötzlich fiel mir auf wie weit ich mich von der Gruppe entfernt hatte. Auf dem Hinweg war mir das garnicht aufgefallen.

Wir redeten auf dem Weg nicht, was mir auch recht war. Zwischendurch schielte sie immer zu mir rüber, wahrscheinlich um zu sehen, ob ich nicht doch noch durchdrehe. Wo ich mir nicht sicher war, ob ich das nicht wirklich gleich tun würde. Josh's Gestalt war mir noch genau vor Augen. Seine braunen, leicht verwuschelten Haare mit den blauen, liebevollen Augen. Der durchtrainierte Körper, die Tatsache, dass er ein gute Stück größer war als ich und dazu diese weiche Haut, die immer leicht gebräunt war. Doch was meinte er damit, dass er kein Hirngespinst war? Würde meine Einbildung zu mir sagen? Wahrscheinlich schon, weil mir mein Unterbewusstsein vermitteln will, dass ich nicht verrückt bin, aber macht mich das nicht noch durchgeknallter? Doch ich weiß ja, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe, also warum sollte mir mein Unterbewusstsein etwas vermitteln wollen, was ich sowieso schon weiß? Oder denke ich nur ich weiß es, weil mir das mein Unterbewusstsein vermittelt hat und in Wirklichkeit zweifel ich garnicht an meinem Geisteszustand sondern denke vielleicht darüber nach, dass ich mir das überhaupt nicht eingebildet habe? Doch das wäre Schwachsinn.. oder etwa nicht?

Als wir bei den Anderen waren brummte mein Kopf so sehr von meinen Gedanken, dass ich nicht mehr durchblickte und das Gefühl hatte gleich vollkommen am Rad zu drehen. Und das nur weil ich nicht wusste, ob ich verrückt war oder das real war, aber das wäre ja verrückt. Gott! Was würde ich gerade dafür geben mein Gehirn ausschalten zu können und zudem auch endlich aufhören würde mich umzusehen. Während der gesamten Zeit ließ ich meinen Blick schweifen und sah mir ganz genau alle Gesichter an, doch alles was ich sah waren Menschen, die nicht Josh waren. Sollte ich nicht froh darüber sein? Alles was ich spürte war Enttäuschung.

„Süße da bist du ja!“ Meine Mutter drückte mich fest an sich. „Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Wo warst du denn? Und was ist mit deinem Kleid passiert? Sind das etwa Schürfwunden?! Komm mit zum Auto. Wir fahren erstmal nach Hause bevor wir zu Elenore zum Brunch fahren.“, sagte sie und zog mich sofort mit. Was waren schon ein paar Schürfwunden? Sie regte sich auf als hätte ich ein Messer im Bein oder so.

„Ich bin einfach ein Stück gelaufen. Einen der Pfade entlang und dabei bin ich dann gestolpert. Ist doch keine große Sache, Mom“, beantwortete ich ihre Fragen, während sie mich zum Auto zog, doch sie hörte bereits garnicht mehr richtig zu. Zum einen waren sie total besorgt um mich, aber zum anderen blockierte das ihr Fähigkeit mir zuzuhören. Vielleicht waren sie es die verrückt waren und garnicht ich. Wäre das nicht ein schöner Gedanke? Plötzlich musste ich lächlen und kicherte sogar kurz vor mich hin, wodurch mich meine Mutter überrascht, besorgt und dann zweifelnd ansah.

„Ist etwas?“, fragte sie mit einem besorgten Ton, doch ich konnte ihre Skepsis hören.

„Nein. Nein. Ich hab mich lediglich an etwas erinnert.“

Der darauffolgende Blick vermittelte mir, dass sie mir entweder nicht glaube, oder ebenfalls anfing an meiner Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln. Also wenn alle denken, dass ich verrückt bin kann ich das ja auch selbst glauben.

Während der Fahrt nach Hause zerbrach ich mir weiter den Kopf, mein Vater drehte ekelhafte Musik auf, meine Mutter musterte mich im Rückspiegel und meine kleine Schwester las in einem Buch. Sobald wir zuhause waren versorgte meine Mutter meine fruchtbar schlimmen Wunden und schickte mich dann hoch damit ich mich umzog. Diesmal nahm ich nur eine schwarze Jeans und ein schwarzes Hemd. Das schwarz nicht weil es eine Trauer war, sondern weil es sich einfach nicht gut anfühlte Farben zu tragen. Theoretisch, wenn ich verrückt war, waren meine Gefühle doch verdreht, also könnte ich auch verdrehte Farben tragen, doch den Gedanken ließ ich schnell wieder fallen. Wenn ich jetzt noch einen Aspekt in meine Diskussion über meinen Verstand einbringe, dann denke ich mal platzt mein Kopf. Der Gedanke wie mein Kopf platzte brachte mich wieder zum lachen, während ich meine Haare zu einem Zopf zusammenband, dann klopfte auch schon mein Vater an meine Tür.

„Jill, bist du soweit? Wir würden dann jetzt los."

Träume von den Toten, my Dear.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt