Der Brunch bei Elenore war wie erwartet. Es gab Essen und Trinken, aber niemand aß oder trank etwas. Es waren viele Leute da, aber da nur geflüstert oder betreten geschwiegen wurde war es recht ruhig im Raum. Es gab Lautsprecher und eine Musikanlage, aber niemand wagte es nach Musik zu fragen, geschweige denn welche anzumachen, da man ja trauerte. Kurz gesagt es war öde. Wer mir noch nicht sein Beileid bekundet hat tat es nun. Woohooo.... Dasselbe bei Elenore. Sie hatte meinen vollen Respekt, da sie sehr gefasst war und so freundlich. Sie redete mit jedem und lächelte ein trauriges aber vorhandenes Lächeln. Sie war eine starke Person und dafür hatte sie meinen vollen Respekt. Ich hingegen lehnte an einer der dunkelblauen Wände, drehte mein Wasserglas hin und her und versuchte allem Augenkontakt aus dem Weg zu gehen. Bis mein Blick den von Samantha kreuzte, die nun auf mich zukam. War das gut oder nicht? Wollte ich mit ihr reden? Nun war es schon zu spät..
„Hey.“, sagte sie sanft und lächelte mich zaghaft an. „Auch keinen Durst, hm?“ Sie deutete auf ihr ebenfalls noch volles Glas mit einer roten Flüssigkeit. Ich wusste, dass es von ihr nett gemeint war, aber mit war einfach nicht nach scherzen zumute.
„Wer hat denn bei so einer Gelegenheit schon groß Durst.“, lautete also meine finstere Antwort. Sofort sank ihr Lächeln etwas. „Süße komm schon. Du kannst doch nicht einfach nur hier in der Ecke rumstehen und finster vor dich hinstarren. Unterhalte dich doch mit jemandem oder iss etwas du siehst echt blass aus.“
„Sammi nichts für Ungut, aber ich will mich nicht unterhalten und ich will auch nichts Essen gerade. Ist das so schwer zu verstehen?“
„Gott! Du bist aber auch echt störrisch.“ Mit dieser wütenden (oder eher genervten?) Aussage war sie die Arme hoch und schlug mir damit mein Glas aus der Hand. Zuerst gegen mich, das Wasser kippte auf mein Kleid, und dann fiel das Glas zu Boden und zersprang.
„Scheiße.“, war meine überaus elegante und äußerst leise Antwort in diesem Moment. Samantha erschrak und sprang einen Schritt zurück. Dann sah sie mich zornig an als wäre es meine Schuld gewesen. Ist das ihr Ernst?
„Oh je. Was ist denn passiert?“, fragte Elenore, die sofort angelaufen kam.
„Nur ein Versehen. Wir sind zusammengestoßen. Tut mir leid um das Glas Elenore.“, antwortete ich schnell und warf ihr einen Blick zu der hoffentlich reuevoll aussah. Was auch immer Samanthas Problem war, Elenore musste da nicht mit reingezogen werden.
„Sollen wir dir helfen?“, fragte Sammi dann, da Elenore sich bereits runterbeugte um die Scherben einzusammeln.
„Ja das wäre nett.“, antwortete sie lächelnd, „Du nicht, Jillian. Geh erstmal hoch in das Bad und trockne dein Kleid ab bitte.“
„Okay..“ Eilig und fast schon froh woanders etwas zu tun zu haben ging ich hoch in das Bad. Nachdem ich das Hemd ausgezogen hatte und auf die Heizung gelegt hatte, warf ich einen Blick in den Spiegel. Ja ich war blass und ja ich hatte nicht so viel gegessen, aber soo dramatisch sah ich nun auch wieder nicht aus.
„Na das ist ja mal ein schöner Anblick.“
Schreiend blickte im Spiegel in das lächelnde Gesicht. Nein. Nein nein nein. „Nicht das schon wieder.“ Mit einem Stöhnen vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen, welche mit kaltem Wasser gefüllt waren. Hoffnungsvoll sah ich wieder hoch, doch er war wieder da.
„Das?“ Er hob eine Augenbraue und lächelte als wenn er gleich lachen müsste. „Lia du denkst doch nicht etwa immer noch, dass du halluzinierst?“
Darauf hob ich nur beide Augenbrauen. „Was denn sonst?“
Er seufzte und fuhr sich durch seine Haare bzw. die kurzen braunen Stoppeln. „Weißt du.. ich könnte auch einfach ein Geist sein. Du hast doch immer diese komischen Bücher gelesen. Und die haben Recht. Es gibt tatsächlich ein paar Sachen mehr zwischen Himmel und Erde als man denkt. Vor allem Geister. Wir könne noch einmal zurück, uns einer Person offenbaren und uns einen letzten Wunsch erfüllen.“
„Und der wäre?“ Ich war weiterhin skeptisch, doch es setzten Kopfschmerzen ein. Meine Gedanken drehten sich wieder im Kreis um meine Verrückt sein-Unterbewusstseins-Bewusstseins-Thesen, die einfach kein Ende nahmen.
„Du.“ Der Blick mit dem er mich bedachte war so voller Liebe, dass mein Herz automatisch schneller schlug. „Inwiefern denn ich?“ „Ich möchte, dass du glücklich bist und dein Leben weiterlebst in vollen Zügen, aber momentan sieht es so aus als könntest du Hilfe gebrauchen.“
„Inwiefern denn bitte Hilfe?“ Mit dieser Frage drehte ich mich um. Just in diesem Moment klopfte es. „Jill ist alles in Ordnung? Elenore sagt ich soll nach dir sehen, weil ich ja mit dran Schuld in blabla.“
Doch ich konnte nicht antworten. Die Stelle hinter mir war leer und es pochte hinter meinen Schläfen. Geister? Was soll denn der Scheiß jetzt.
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Träume von den Toten, my Dear.
Teen FictionJillian's große Liebe wurde an ihrem 17. Geburtstag erschossen und sie hatte Alles mit angesehen. Nun von Schuldgefühlen und Trauer geplagt und Alpträumen verfolgt sieht sie in ihrem Leben keinerlei Sinn mehr. Bis Josh plötzlich an seiner Beerdigung...