Sterntaler - Die etwas andere Version

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Es war einmal ein Mädchen. Dieses Mädchen war sehr arm. Sie hatte kein Zuhause und mit den wenigen Kleidern am Leibe trug sie zusätzlich noch ein Laib Brot bei sich. Von verächtlichen Blicken verfolgt, strich sie durch die Lande. Wo auch immer sie hinkam, niemand wollte etwas mit ihr zu tun haben. Sie war dreckig und außerdem eine Bettlerin, so sagten es sich die Menschen zumindest, doch sie sahen sie nur nach etwas zu essen fragen und nicht wie sie dieses anschließend an jemand anderen verschenkte. Sie sahen nur wie sie um Geld bettelte und nicht ihre darauffolgende Spende an die obdachlose Mutter mit ihrem Baby. Sie sahen nur das Schlechte in ihr.
Auch als es langsam kälter wurde und sie ihre warmen Sachen an andere Bedürftige verschenkte und sie nur noch eine kurze Hose und ein Top anhatte, hörte sie nur von überall her: „Zieh dich doch nicht so nuttig an, Kindchen!" Sie wunderte sich sehr über diese Menschen. Sie bemerkten nur die schlechten Dinge, nie die guten. Sie hingegen, sah zwar den spindeldürren Jungen, aber sie achtete nur auf sein Lächeln, als sie ihm das Brot gab. Sie konzentrierte sich auf die dankbaren Worte der Mutter über das Geld. Sie glaubte, wenn sie weiterhin alles positiv sah, würde sie die Welt verändern.

Viele Jahre später saß sie geschändet und frierend am Straßenrand. Das Positive war schon lange verblasst. Nun erfüllte sie alle Vorurteile, die die Menschen ihr gegenüber hatten. Sie rauchte, sie stahl, sie wurde von Männern benutzt. Müde des Lebens sah sie in den Nachthimmel. Die Sterne waren kaum zu erkennen wegen den Straßenlaternen. Mit wehmütigem Blick erinnerte sie sich an längst vergangene Tage, in denen ihre Mutter ihr das Märchen „Sterntaler" vorgelesen hatte. Nie hätte sie damals gedacht, dass ihr Leben so sehr dieser Geschichte ähneln würde. Nur das ihre kein so schönes Ende nahm, denn für sie würde es keine Taler vom Himmel regnen. Sie würde für immer dieses Leben bis zu ihrem Ende weiterführen.
„Hallo, junge Dame. Steh auf, dann bringen wir dich ins Warme", ertönte eine Stimme hinter ihr. Ängstlich drehte sie sich um. Solche Sätze hatte sie schon oft gehört, meistens von Männern, denen sie nicht begegnen wollte. Ein Mann in einer roten Jacke reichte ihr eine Decke. Seine blasse Haut leuchtete im Schein der Laternen. Seine Augen lagen im Schatten seiner braunen Haare. Die junge Frau zögerte. Sollte sie dem Mann vertrauen? Andererseits...was hatte sie noch zu verlieren? Sie nahm die Decke an und folgte dem Mann. Er führte sie in ein warmes Zelt mit vielen anderen Bedürftigen. Mit zahlreichen Decken und Schüsseln saßen sie dort.
„Du siehst sehr hungrig aus. Hier, ich konnte dir eine doppelte Portion ergattern."
Der Mann sah sie lächelnd an, während er ihr die Suppenschüssel gab. Seine braunen Augen trafen auf ihre. Da war keine Verachtung, keine Vorurteile und vor allen Dingen keine bösen Hintergedanken zu erkennen. Sie wagte ein leichtes, dankbares Lächeln. Das Strahlen in seinen Augen, das daraufhin erschien, war das Risiko Wert gewesen.
Vielleicht gab es doch noch Hoffnung für sie?
Vielleicht würden keine Sterntaler vom Himmel regnen, aber vielleicht, ja, ganz vielleicht, würde sie etwas viel wertvolleres bekommen.
Etwas, dass sie vor vielen Jahren verloren hatte...

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