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Einsam und allein saß ich hier. Verzweifelt und kaputt. Vor mir ein Zettel, schwarze Druckbuchstaben zierten sein weißes Gewand. Er war an mich gerichtet. An mich, Ardian Bora. Zweiundzwanzig Jahre alt, ziemlich klein für mein Alter, und rothaarig. Weshalb ich sie rot gefärbt hatte, wusste ich selber nicht einmal.

Ich fand den Zettel an unserer Stelle liegend, so einsam und allein wie ich es nun war. Was in diesem stand verstand ich jedoch nicht. Ich wollte es einfach nicht verstehen. Er war von ihm. Thaddeus Tjarks. Meinem besten Freund. Wir hatten uns so gut verstanden. Ich war nicht sicher woran es lag, aber immer, wenn ich ihm in die Augen gesehen hatte, verspürte ich ein angenehmes, leichtes Kribbeln im Bauch. Und jetzt hatte er mir diesen Brief geschrieben. Ich las ihn immer und immer wieder, versuchte zu verstehen was dort Schwarz auf Weiß stand.

,,Lieber Ardy,

wenn du das hier liest, bin ich weg, weit weg. Ich werde nicht mehr zurückkommen. Aber bevor ich dir lebe wohl sagen muss möchte ich dir noch eines sagen. Ardian Bora, ich Thaddeus Tjarks liebe dich über alles. Und aus diesem Grund muss ich diesen Schritt nun tun. Lebe wohl Ardy. Ich werde gehen. Du musst wieder glücklich werden, versprich mir das. Versprich mir, dass wenn ich weg bin, du glücklich wirst mit jemand anderem, dass du Spaß haben wirst, dass du mir nicht hinterherschauen wirst. Denn wenn du dies tuen würdest, würden wir beide nicht glücklich werden.

In Liebe, Taddl."

Das hatte er doch nicht echt geschrieben, oder? Wo waren die Kameras? Ich blickte mich kurz um, um mich zu vergewissern das er mich nicht verarschte. Nein, er meinte es ernst. Wie meinte er das er würde nicht mehr wiederkommen? Aber, das - dann wär' ich ja ganz alleine. Das - ich konnte das nicht. Nicht ohne ihn.

Ohne darüber nachzudenken, rannte ich los. Rannte durch die kalte Nachtluft. Ich wollte zu ihm. Ich brauchte ihn einfach. Ohne ihn wäre ich nichts. Ein nichts ohne Bedeutung, also rannte ich zu unserer Stelle. Ich hatte mir gedacht, dass er eventuell hier sein könnte. Und ich hatte tatsächlich Recht, er saß auf unserer Bank. Alleine in dieser Kälte. Er fror, das erkannte ich, denn er zitterte leicht. Er hatte etwas in seiner rechten Hand, was es war, konnte ich noch nicht erkennen, aber im nächsten Moment erkannte ich den schwarzen, metallischen Körper, welcher kraftlos in seiner Hand lag. Der schwarze Körper sah nicht so aus, als wäre er eine Fälschung. Wie eine echte Pistole. Nein. Das konnte er doch nicht machen. Das konnte er mir doch nicht antun.

,,Taddl?", sagte ich leise und hielt mir meine Hände vor den Mund.

Ruckartig drehte er sich zu mir um, schien mich aber nicht erkennen zu können. Es war mittlerweile dunkel geworden und in der Nähe waren keine Straßenlaternen, weshalb er mich wahrscheinlich nur als schwarze Silhouette wahrnahm.

,,Wer bist du?", fragte Ardy mit zitternder Stimme und ich trat einen Schritt näher auf ihn zu. Er zuckte zusammen.

Er musste schon länger hier sitzen, denn er zitterte heftig. Ich wollte ihm antworten, aber er richtete die Pistole auf mich.

,,Taddl, ich bin's Ardy. Bitte, mach das nicht.", sagte ich zittrig.

Sofort guckte die Pistole auf den Boden. Taddl fiel in sich zusammen und fing an laut schluchzend zu weinen. Ich rannte auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Er war eiskalt. Ich zog meine Jacke aus und legte sie ihm vorsichtig über die Schultern.

,,Was ist denn mit dir los, Taddl?", fragte ich.

Er schaute zu mir auf und sah in meine braungrünen Augen. Seine eisblauen, wunderschönen Augen strahlten jede Menge Gefühle aus.

Geborgenheit, Ängstlichkeit und vor allem eines. Etwas, das ich schon so lange sehen wollte. Liebe. Ja, ich liebte ihn, und er liebte mich auch. Es hatte in seinem Buch gestanden.

,,Taddl, ich hab' deinen Zettel gelesen.", sagte ich langsam und in Ardys Augen flammte Neugier auf.

,,Ich, Taddl.", stammelte ich weiter und sofort verschwand die Neugier und wurde zu Trauer.

Er schaute wieder auf den Boden und ich wusste nicht wieso. Mit meinen Fingern unter seinem Kinn hob ich seinen Kopf so an das er mir in die Augen sehen musste. Er hatte die gesamte Zeit, in der wir hier so zusammen auf dieser Bank saßen, nichts gesagt.

,,Taddl. Ich liebe dich.", sagte ich endlich.

Dann war es wieder da. Dieses Funkeln. Ich näherte mich langsam seinen Lippen. Ich wollte es tun. Jetzt oder nie. Er kam mir entgegen, wir vereinten unsere Lippen und sie passten aufeinander, als wären sie für einander geschaffen. Erst zögerlich, dann immer wilder küssten wir uns. Alle Gefühle in meinem Kopf explodierten. Ich konnte nichts mehr fühlen, außer seine weichen Lippen, welche noch etwas feucht von den Tränen waren, auf den meinen. Als wir uns schließlich lösten waren wir mehr als glücklich. Wir waren glücklich einander zu haben.

,,Ich liebe dich auch Ardy.", sagte Taddl, ich musste schmunzeln und küsste ihn erneut, aber nur kurz.

,,Du erfrierst noch."

Taddl war fast unterkühlt. Er zitterte am ganzen Körper und war schon ein wenig blau um die Nase. Kurzerhand legte ich meine eine Hand unter seinen Rücken und die andere unter seine Kniekehlen. Er war schwerer als gedacht, aber ich war stark genug, um ihn zu tragen. Ich hatte in letzter Zeit etwas trainiert, weil ich auch wieder ein wenig Breakdance machen wollte, also trug ich ihn im Brautstil in Richtung unserer WG.


Love isn't easy [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt