17.2 Kapitel

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Mit einem Mal war das Krankenzimmer überfüllt. Sie trudelten alle nacheinander ein. Hacu war natürlich der erste, der sich in das kleine Abteil begab, in welchem seine Schwester untergebracht wurde. Kurz darauf trafen auch Louise und Stella ein. Lolly und Amanda waren nur knapp hinter ihnen und zuletzt quetschten sich auch noch Luna und Aurora hinein. Von Olivia war allerdings kein Spur. Aber das schien keinem aufzufallen. Jedenfalls für den Moment nicht.

»Flower, was ist passiert?«, drängte Hacu seine Schwester. Diese lag mit Schmerzverzerrten Gesicht in einem Krankenbett. Ihre Kleidung war ganz dreckig und stellenweise gerissen. Schweiß klebte an ihrer Stirn und immer wieder verkrampft sie sich vor Schmerzen. Sie stöhnte auf, krümmte ihren Rücken und warf sich auf die andere Seite des Bettes. Erschrocken wich jeder der Anwesenden einen Schritt zurück. Im nächsten Moment verließ ein qualvoller Schrei auch schon ihre Kehle. Hacu packte sie an ihrem Oberarmen und drückte sie zurück in die Matratze. Auch er zitterte am ganzen Körper. Bei ihm lag es allerdings an der Angst um seine Schwester und weniger weil er Schmerzen hatte. Das Bettgestellt quietschte, als sich Flower wieder krümmte um sich im nächsten Moment wieder herum zu werfen. Schnell hatte Hacu seine Hände zur Seite gezogen. Ratlos und verzweifelt starrte er auf seine Schwester hinab. Er wusste einfach nicht wie er ihr helfen konnte, wie er sie von ihren Schmerzen befreien konnte.

»Alle raus, sofort!«, erklang die dominante Stimme der Heilerin Julie. Die schöne, junge Heilerin erschien im Eingang zu dem kleinen Abteil. In einer Hand hielt sie eine große Spritze und hinter ihrer Schulter spähte Olivia hervor. Dahin war die Schülerin also verschwunden! Sie hatte als einzige mitgedacht und die Heilerin aufgesucht, die offensichtlich nicht im Krankenzimmer gewesen war. Schnell sprangen die Schüler einen großen Schritt zurück und machten der Heilerin somit Platz um zu Flower zu gelangen. Als sie am Bett ankam, drehte sie sich mit einem finsteren Blick noch einmal zu Flowers zahlreichen Freunden um und schrie sie aufgebracht an: »Was macht ihr denn immer noch hier? Ich sagte doch, dass ihr abhauen sollt.« Alle wurden aus ihrem Schockzustand gerissen, in welchen sie geraten waren, als die Heilerin zum ersten Mal ihre Stimme erhoben hatte und waren innerhalb weniger Sekunden verschwunden. Julie musste sich nicht ein weiteres Mal nach ihnen umdrehen, denn die würden es sowieso nicht wagen sie anzusprechen während sie beschäftigt war. Ihr Blick fiel auf Hacu, der als einziges geblieben war. Das er der Bruder des hier liegenden Mädchens war, war nicht zu übersehen. Für die meisten schienen die beiden nicht die typischen Geschwister zu sein, die man auf dem ersten Blick erkannte, doch wenn man eine spezielle medizinische Ausbildung wie Ms Runniglow eine hatte, sah man das sofort. »Tu mir den gefallen und halt deine Schwester so gut fest wie es geht!« Wie aufs Stichwort warf sich Flower ein weiteres Mal auf die Seite und kurz darauf wieder auf die andere. Keuchend riss sie ihre Augen auf, bäumte sich auf, als sie schließlich das entsetzte Gesicht ihres Bruders sah. Sie hielt für einen Moment in dieser ungesund aussehenden Haltung inne und runzelte die Stirn bei dem Anblick ihres Bruders, bevor ihr wieder ihre Augen zufielen und sie wieder zurück auf das Bett fiel. Sofort packte Hacu die Arme seiner Schwester. So fest er konnte drückte er diese gegen die Matratze. Ein zufriedenes Lächeln huschte über das Gesicht der Heilerin. Dieser Junge tat tatsächlich was man ihm sagte. Sie löste das Plastikteil, welches an der Spitze der Nadel angebracht war, warf es irgendwo hin und rammte dann die Spritze in den Arm des Mädchens. Wieder schlug Flower ihre Augen auf. Erst bewegte sie sich gar nicht, bis ihr Körper schließlich anfing unkontrolliert zu zittern. Hacu wollte gerade wieder seine Arme zurückziehen, doch ein warnender Blick von Julie genügte um ihn zu überreden es nicht zu tun. Beharrlich drückte er seine Schwester nach unten, obwohl es ihm verdammt schwer fiel seine Schwester so zu sehen. »Halten, gleich ist es vorbei«, kündigte die Heilerin an. Sie klang dabei total ruhig. Hacu warf einen schnellen Blick in ihre Richtung und musste überrascht feststellen, dass Ms Runniglow weder besorgt noch zuversichtlich aussah. Was hatte das nur zu bedeuten? Spielte sie ihm etwas vor, damit er sich nicht aufregte? Doch im nächsten Moment erschlafften Flowers Muskeln plötzlich. Sie wurde ganz ruhig und ihr Atem beruhigte sich wieder. Es hatte nicht lange gedauert, so kam es, dass es so aussah, als würde sie schlafen. Und so war es anscheinend auch. Ms Runniglow zog sich die Handschuhe von ihren Händen und warf die Spritze in dem Mistkübel. Langsam löste nun auch Hacu seinen Griff. Als er seine Hände entfernte konnte man deutlich sehen wo er zugepackt hatte. »Das können Blutergüsse werden.«, murmelte Julie vor sich hin, hatte aber mehr nicht zu sagen.

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