Kapitel 2

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Johns Tagebuch:
Nach dem Vorfall mit dem Spion muss ich all meine Schritte bedacht wählen und darf  meinen eigenen Augen nicht trauen. Holmes mag zwar ein entdeckungsfreudiger Chemiker sein, nur zweifelte ich an seiner Einsatzfähigzeit im Ernstfall.

Immer wieder treten dunkle Gestalten aus den hintersten Ecken der Londoner Straßen auf und nie kann ich mich sicher fühlen. Auch Holmes hatte ich, flüsternd und mit Bedacht den Blick um uns schfeifend, von den sonderbaren Ereignissen, welche mich keinen Schlaf finden ließen, berichtet. Er wirkte allerdings nicht wirklich beeindruckt und widmete sich wieder seinen Plänen für ein neues Heilmittel. Als ich mich schon zum Gehen gewandt hatte rief er mir nach, ich solle mich, falls mir tatsächlich so Angst und Bange sei, an seine Freunde wenden. Da wurde ich hellhörig und erkundigte mich genauer nach diesen Freunden. "Meine Freunde bilden zusammen das vertrauenswürdigste und hilfsreichste Netzwerk an Obdachlosen und ziehen mein Leben dem ihrigen vor. Ab nun werden sie auch dich beschützen als wärst du ihr Bruder." Verwundert und zugegeben auch ein wenig beeindruckt bedankte ich mich bei ihm. Ganz klar war mir zwar nicht, wie ich mir dieses Netzwerk vorstellen sollte, doch sein Blick sagte mir, dass er sich keine weiteren Fragen mehr wünscht. So beließ ich es dabei.

Zwar bin ich Holmes sehr dankbar für seine Hilfe, doch ich bin brennend daran interessiert daran, wer sich die Mühe macht Spione auf mich anzusetzen und ich werde alles daran setzen dies sobald als möglich herrauszufinden.

Hätte ich diese Worte eher gelesen, hätte die Zukunft für John, seinen Bewohner und mich ziemlich sicher anders ausgesehen. Denn zu dieser Zeit hatten weder meine Spione, noch ich selbst eine Ahnung von Holmes' Verstärkung. Die weiteren Vorsichtsmaßnahmen, die ich eingeführt hatte, um nicht entlarvt zu werden, haben meine Spione wenigstens gut umgesetzt, denn in den folgenden Tagen suchte John vergäblich nach weiteren Hinweisen auf mich. Wärendessen hatte jedoch auch er einen Einfall weitere Feide und Neugierige von ihm abzulenken. Nachdem er in Holmes das schriftstellerische Talent entdeckt hatte ließ er ihn einige seiner chemischen Arbeiten und Werke niederschreiben und John dabeials den naiven Assistenten darstellen. Diese nicht ganz wahrheitsgetreue Mitschrift ließ er veröffentlichen und ließ das Volk in dem Glauben, dass Sherlock Holmes ein unentdecktes Genie und er ungefährliche verletzte Assistent sei. Sogar ich war von den Zeilen, welche Holmes zu Papier gebracht hatte sehr überrascht, doch täuschen ließ ich mich nicht. Aber ich glaube auch das konnte John ahnen. Schließlich war er nicht so dumm, zu glauben, mit dieser Idee könne er all seine Probleme lösen.

Eines Tages, als bereits mehrere Wochen vergangen waren, beschloss ich ein riskantes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich wollte mich persönlich nach John umsehen und betrat perfekt getarnt und vom Schatten der Häuser geschützt die Bakerstreet. Langsam schlich ich mich näher an seine Wohnung heran. Das untergehende Sonnenlicht ließ mich immer mehr mit dem Hintergrund verschmelzen. Bald war die Sonne unter gegangen und ich kletterte flink und leichtfüßig auf den Balkon vor seinem Zimmer. Das Zimmer war mit einer beachtlichen Menge an vollbeschriebenen Zetteln und Dokomenten gefüllt. Eine Pinnwand wieß einige Fotos von Personen, welchen ich noch nie begegnet bin, auf und Bücher stapelten sich in jeder Ecke. Fast friedlich saß John mit einer Tasse Kaffee in der Hand inmitten so vieler Informationen, dass es garnicht so wirkte, als könnte er all das, was sich um ihn herum befand verstehen und bearbeiten. An seinem Bart waren noch Spuren von Milchschaum zu entdecken, doch er war viel zu sehr in Gedanken versunken, als dass er es merken könnte. Auch wenn er in diesem Augenblick so fehl am Platze in diesem Büro wirkte, erkannte ich bei genauerem Hinsehen, wie starr und konzentriert er sich Dingen in seinem Kopf widmete, welche außer ihm wohl kein Mensch verstehen könnte oder je auch nur ansatzweise seine Gedankengänge verfolgen könnte. Vermutlich war das auch der Augenblick, der Bewunderung und Neid in mir weckte. Sogar Sorgen machte ich mir, denn meine bisherigen Opfer hätten die Welt nie weit gebracht. Diesem Mann allerdings hätte ich so viel mehr zugetraut. Plötzlich sprang John aus seinem bedienten Ohrensessel und riss mich somit aus meinen Gedanken. Eifrig griff er nach Stift und Zettel und schrieb rasch einige Wörter nieder. Zu meinem Glück legte er den Zettel unbewusst so sehr in meine Nähe, dass ich alles darauf entziffern könnte. Wenn mir die Bedeutung auch noch nicht klar war, so hatte ich zumindest diese Wörter:

Morgen abends Pläne. Bald kommt die Wende. Vorsicht. Gefahren drohen von Westen. Sherlock wird helfen. SIE wird kommen...

Bosonders der letzte Satz machte mich stutzig. War etwa ich gemeint? Nein, das konnte doch nicht sein. Selbst er hätte mich nicht so schnell auffliegen lassen können. Außerdem bin ich schon hier, SIE hingegen wird anscheinend erst eintreffen. So sehr ich mir über diese Notiz auch den Kopf zerbrach, ich wurde nicht schlau daraus. John war derweil mit den kuriosen Fotos seiner Pinnwand beschäftigt.
Nach vielem Denken beschloss ich, mir die Wörter gut einzuprägen und möglichst unauffällig wieder zu verschwinden. Sachte stieg ich von dem Balkon hinab und drehte mich zur Hauswand. Beihnahe lautlos schlich ich mich davon und wurde eins mit der Nacht.

In der Zwischenzeit hatte ich ein paar wenige Fortschritte gemacht und einige Informationen sammeln können, nur die Wörter gingen mir nicht aus dem Kopf. Sie verfolgten mich und raubten mir den Schlaf. Manchmal hatte ich mir schon gewünscht, diese Zeilen nie gelesen zu haben oder gar einen anderen Mordauftrag erhalten zu haben. Doch was bringt es schon sich um das " was wäre, wenn" zu sorgen?! Die ersten Wörter nahm ich genauer unter die Lupe: Morgen abends Pläne. Schon früh am Nachmitag des nächsten Tages postierte ich mich erneut vor Sherlocks und Johns Wohnung. Gespannt schaute ich mich um und wartete auf sehenswerte Ereignisse. Leider folgten keine, denn die zwei Männer waren außer Haus. Unglücklicherweise wartete ich also vergebens. Wie ich später erfuhr, konnten auch meine Spione, die sich daweil an anderen Plätzen nach den Beiden umsahen, keinen von ihnen Entdecken.

Obwohl es mir nicht ganz recht war, war ich der Ansicht, es wäre besser von den Notizen, aus welchen ich mir immer noch keinen Reim machen konnte, Abstand zu lassen und weiter zu überlegen,wie ich es anstellen könnte John Watson den Tod zu bringen. Irgendwie hatte dieser Auftragsmord etwas an sich, das bei allen Anderen ausgeblieben ist. Vielleicht war es zu Teil auch die Herrausforderung. So schwer hatte es mir noch kein Opfer gemacht.

Sherlock, ein Genie???Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt