"Vielen Dank!", verabschiedeten wir uns vom Kellner, als wir aufgegessen und bezahlt hatten.
"Wiedersehen", nickte er und räumte unser dreckiges Geschirr weg. Er war der einzige, der noch da war.
"Du Schwein hast echt gekleckert", schimpfte Sany mit Jannik.
Dieser hob abwehrend die Hände.
"Josh aber auch", protestierte er.
"He!", beschwerte Josh sich.
"Schon gut, schon gut, ist ja auch egal", wehrte ich ab.
"Kommt, wir gehen", Mya schob die Tür auf, wohl erleichtert darüber, dass wir nicht über sie und Leon diskutierten."Äh... Leute...", Tristan, der vorangegangen war, blieb auf einmal stehen. Delay lief daraufhin in ihn hinein.
"He!", stieß er aus.
"Sorry Kumpel.", Tristan entschuldigte sich.
"Willst du...", Janette lugte über seine Schulter nach draußen, "mal weiter gehen?"
Tristan rührte sich immer noch nicht. Delay schob ihn raus, damit wir nicht den Ausgang versperrten.
"Was ist denn los?", wollte ich nun auch wissen. Tristan verhielt sich echt komisch.
"Findet ihr es denn nicht seltsam, dass keiner mehr hier ist?", empörte er sich nun laut.
Wir sahen ihn an.
"Äh... vielleicht ist es schon ziemlich spät? Aber ein wenig komisch fühlt es sich an.", gab Mistle von sich.
"Wir haben ja auch ziemlich lange gegessen.", kommentierte Leon.
Mya ging voran zum Ausgang der Stadt. Sie rüttelte am großen Tor.
"Ich will ja niemanden verunsichern, aber es ist abgeschlossen..."
"Echt jetzt?", stöhnte Tristan, "Sehen die nicht irgendwie nach, wenn sie schließen?"
Schweigend standen sie eine Weile da. Keiner kam vorbei, es waren auch keine menschlichen Geräusche zu vernehnen.
"Wie bitte?", ließ Janette von sich hören, "Im Ernst?"
Mya verdrehte die Augen. "Denkst du, ich finde es spaßig?"
"Dein Reaktionsvermögen ist ja gut ausgeprägt.", Mistle schmunzelte.
"Typisch Janette", lächelte Fabien.
Ich warf Mistle einen Blick zu. Sie grinste zurück.
"Was sollen wir machen?", wollte Sany wissen.
"Äh... keine Ahnung?", Mistle zuckte mit den Schultern, "Hier ist keine Menschenseele."
"Suchen wir vielleicht jemanden, der hier arbeitet.", schlug ich vor, "Im Restaurant war doch gerade noch jemand. Fragen wir ihn doch einfach."
"Jemand, der positiv denkt.", meinte Josh.
"Stimmt", Mistle stimmte mir nickend zu, "Einen Versuch ist es wert."
"Und diese Person ist der letzte und einzige, den wir gesehen haben.", sagte Jake mit einem kurzen Nebenblick auf sie.
Ich grinste in mich hinein.
Also machten wir uns auf den Weg zurück ins Restaurant. An der Theke stand keiner mehr. Wir machten uns auf den Weg in die Küche.
Es sah so aus, als wären die Menschen weggesaugt worden. Selbst der Kellner von vorhin war nicht mehr da.
Der Wasserhahn lief noch, die Spülmaschine war halb offen und eine Pfanne lag auf dem Boden.
"Was zum Teufel geht hier denn ab?!", entfuhr es Fabien.
"Das ist gruselig!", jammerte Janette.
"Ich schätze...", Tristan trat langsam zurück, "Wir gehen."
Ohne weiteren Einwände folgten wir ihm. Auf dem Weg nach draußen stieß Josh ausversehen ein Glas um. Dieser fiel zu Boden und zersplitterte mit einem lauten Klirren. Alle schrien erschrocken auf.
"Tut mir Leid.", murmelte Josh.
Wir gingen weiter und suchten die ganze Stadt ab. Nichts. Kein Mensch weit und breit. Kein Vogel, kein Hund, keine lebendige Seele. Außer ein paar Kakerlaken, aber tröstend war das keineswegs.
Schließlich begaben wir uns wieder zum Haupteingang.
"Nichts", Mistle zuckte mit den Schultern.
"Was machen wir jetzt?", jammerte Jannik.
Auf einmal kam ein heftiger Wind auf. Seltsam, zu dieser Jahreszeit.
"Uaaahhh!!", Janette ruderte mit ihren Armen. Sie hatte ein etwas vergilbtes Blatt im Gesicht und dieses versperrte ihr die Sicht. Janette rannte in Fabien rein, der zu Leon stolperte, der wiederum Mya umstieß.
"Kyaaaa!!", alle fielen dumpf zu Boden.
"Aua...", jammerte ich und kniff die Augen zu. Staub wirbelte um uns herum und wir fingen an zu husten.
Es dauerte eine Weile, bis sich der Staub verzog und wir klar sehen konnten.
Die Umgebung um uns herum hatte sich komplett verändert. Naja, vielleicht nicht ganz, aber die Läden und Häuser sahen alle alt und kaputt aus. Ein einzelner Wind hätte das alles doch nicht ausrichten können?
"Hä, was ist passiert?", auch die anderen realisierten gerade den Stand der Dinge.
"Leute, das ist ein Gedicht.", Janette saß noch auf dem Boden und hatte den Zettel, der ihr ins Gesicht geflogen ist, in der Hand.
Wir sahen ihr über die Schulter.
Grausame Herrlichkeit lautete die Überschrift.Grausame Herrlichkeit
Es ist meine Pflicht
euch zu kriegen
Ich würde mich nicht
in Sicherheit wiegenTod und Grausamkeit
erhalten die Macht
Boshafte Herrlichkeit
der Letzte der lachtLiebe und Glück
nichts davon zählt
Gegen Hass und Tück'?
Passt auf, was ihr wähltDer Ausgang ist dicht
Ein Mensch, der verrät
Und schafft ihr es nicht
dann ist es zu spätDenn es ist meine Pflicht
euch zu kriegen
entkommen werdet ihr nicht
denn ich werde siegenSchweigend sahen wir uns an. Was war das? So imponierend war das Gedicht zwar nicht, aber es passte nahezu perfekt zu unserer Situation, so, als ob uns jemand eine Warnung geschickt hätte.
Auf einmal verdunkelte sich der Himmel drastisch. Alles -Häuser, Wolken, Shops, Restaurants- färbte sich in einen Sepiaton. Es sah staubig und dreckig aus.
"Darf ich mal?", hörte man Josh murmeln.
"Ja klar.", etwas raschelte und Jannik gab ihm irgendwas.
Wir anderen achteten nicht groß drauf und sahen uns vorsichtig um. Wie sollen wir wieder hier raus?
"Aua!", fluchte Josh auf einmal.
"Was ist?", ich drehte mich zu ihm um.
"Er wollte das Schloss aufbrechen.", meinte Jannik.
Josh saugte an seinem Finger.
"Das tat weh!", schmollte er. Kleine Bluttropfen waren auf seinem Zeigefinger zu sehen.
"Hier.", ich holte ein Pflaster aus meiner Tasche und klebte ihn auf die Wunde.
"Danke."
"Hört auf zu flirten und sucht nach einem Ausweg!", schimpfte Jane.
"Machen wir doch gar nicht!", riefen Josh und ich empört, gesellten uns aber dann zu den anderen.
Schweigend sahen wir in die Straßen, ohne eine einzige Idee, was wir jetzt machen konnten.
Auf einmal dröhnte eine tiefe, blecherne Stimme durch die Stadt. Alles vibrierte unter dem gruseligen Ton und dem hämischen Lachen.
"Endlich. Endlich seid ihr da."
Noch gruseliger war: Die Stimme kam uns allen bakannt vor.
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Imprisoned in a Ghosttown
Horror"Sie sind da. Sie sind endlich da. Angekommen in meinem Revier. Schon bald werde ich sie zerstören. Sie werden mir gehören. Denn es ist so weit." Elf Freunde. Eine Stadt. Ein Feind. Und ein Wettlauf gegen die Zeit. Best ranking: #901 in Horror