Kapitel 7

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"Puh.", seufzte Janette.
"Endlich raus hier.", ich streckte mich ausgiebig.
"Schaut mal!", Mya steuerte ein Sportgeschäft an.
Alle stöhnten auf. Typisch Mya.
Im Geschäft angekommen, stöberte Mya eifrig in Sportartikeln rum und die Jungs spielten mit ein paar Basketbällen, während wir anderen Mädchen nur gelangweilt danebenstanden.
Nachdem wir endlich aus dem stickigen Laden raus waren, gingen wir auf ein Klamottengeschäft zu. Klar, darf ja nicht fehlen.
Delay sah sich nach HipHop-Outfits um, Janette probierte ein paar Kleider an, Mistle konnte sich kaum entscheiden oder es war zu teuer. Sie ließen sich noch bei uns beraten, wobei eigentlich nur Sany und ich etwas sagten. Den Jungs war alles gleich.
Als auch diese paar Bedürfnisse gestillt wurden, gingen wir raus und holten uns was zu essen. Beziehungsweise.... ich hatte wieder Mordshunger uns schleifte die anderen mit mir mit, wobei Josh auch total begeistert von der Idee war.

"Wo ist Jannik hin?", wollte Sany wissen.
Wir standen gerade an einem Stehtisch an einem Crêpestand.
Verwundert sahen wir in die Runde. Er war nicht mehr hier. Wir reckten unsere Hälse.
"Da!", Delay zeigte ein paar Läden weiter.
Und wirklich, Jannik stand vor einem Schaufenster, das anscheinend seine Aufmerksamkeit geweckt hat.
"He, Jannik.", wir liefen zu ihm hin, "Wieso haust du einfach so ab?"
"Schaut mal.", ohne auf unsere Frage zu antworten, zeigte er in den Laden.
Wir sahen verwirrt dorthin, wo sein Finger hinwies.
"Was macht so eine eingefallene Bude hier?", Tristan sah sich um.
Nun ja, eingefallen war sie vielleicht nicht wirklich, aber im Gegensatz zu den anderen Läden war das hier eindeutig fehl am Platz. Die Wände waren kahl und grau, dunkle Risse waren eingekerbt und die Holztür war auch schon halb eingefallen.
"Und?", Jannik sah uns erwartungsvoll an, "Gehen wir rein?"
"Was?!", protestierte fast die Hälfte von uns, "Nie im Leben!!"
Wir standen vor einem Gruselladen. Wenn man durch das Schaufenster hineinsah, kroch einem schon die Gänsehaut in den Nacken.
"Du kannst ja reingehen, aber wir haben nicht so große Lust drauf. Also ich jedenfalls habe Wahnvorstellungen vor Geistern.", meinte ich skeptisch.
"Na schön.", Jannik zuckte die Schultern und machte die Tür auf.
"Der geht da jetzt nicht wirklich rein."; stöhnte Mistle.
Seufzend gaben wir unsgeschlagen und folgten ihm. Ob wir wollten oder nicht.
Ding! Es klingelte, als wir die weiß angestrichene Tür betraten.
Drinnen war es stockdunkel. Nur ein paar Lichtstreifen aus dem Schaufenster fielen in den Laden und beleuchteten ein paar klägliche Möbel und die staubigen Tresen.
"Leute.", bibberte ich, "Irgendwie ist das gruselig..."
"Das ist dir zu gruselig?", Jannik drehte sich um, "Dann sie dir mal das an!"
Ich quietschte auf. Er hielt in seiner Hand einen kleinen Schädel. Es sah aus wie ein Menschenschädel, hatte jedoch andere Konturen. Ein Affenschädel war es auch nicht. Dunkle Augenlöcher starrten uns mit einem leeren Blick entgegen. Die Zähne waren verblichen und gelblich, blitzten jedoch bei jeder keinen Handbewegung von Jannik auf. Feine braun-gelbe Risse hatten sich in dem Schädelknochen eingekerbt und zogen sich durch. Dieser Schädel war als Kerzenständer umfunktioniert worden, was nicht minder gruselig war. Auch die anderen schauderten. Währenddessen sah sich Jannik interessiert um. Schweigend sahen wir ihm zu, wie er die verstaubten Schränke durchforstete und ab und zu ein paar kleine Wörter oder Geräusche von sich gab.
"Also mir ist auch nicht ganz wohl hier....", unterbrach Josh die ächzende Stille.
"Mir auch nicht.", die Arme um den Körper geschlungen, hüpfte Mistle von einem Bein auf den anderen.
"Hm...", wir wussten nicht, wie wir das Gespräch weiter führen sollten.
"Schaut mal!", Jannik hielt stolz ein soeben entdecktes Fundstück in die Höhe. Es war ein kleines Taschenmesser, aus Knochen geschnitzt und sehr fein verarbeitet. Kleine Schörkel verzierten die scharfe Klinge, die im trüben Schein matt glänzte.
"Wieso ist es hier so... knochig?", bibberte ich.
Die anderen zuckten mit den Schultern.
"WAHHHHHH!!!", ein helles Kreischen unterbrach die Stille.
Erschrocken fuhren wir herum.
Janette stand da mit schreckgeweiteten Augen und starrte in ein gruseliges... weißes... Gesicht. Es war im Schatten schwebte in der Luft. Die blassen Wangen stachen in einem starken Kontrast im Gegensatz zur pechschwarzen Geschäftsumgebung.
"Was ist das?!", quietschte Mistle.
"Seid gegrüßt.", das Gesicht begann in einer tiefen Stimme zu sprechen.
"Hallo.", nur Jannik stand noch lässig da.
Verdutzt sahen wir ihn an. So reagierte doch kein Mensch auf ein schwebendes Gesicht?
Kein Wunder, dass er sich nicht erschrocken hatte. Jannik war komplett in den Anblick des davorigen Taschenmessers vertieft. Das Ding schien ihn ja vollkommen zu faszinieren.
Die Gestalt hüstelte. Schließlich drehte sich auch Jannik um. Seine Augen weiteten sich. Nicht aus Angst, sondern aus... äh... Bewunderung? Er hatte echt einen ziemlichen Dachschaden.
"Cool.", Jannik schritt auf ihn zu.
"Gefällt euch mein Laden?", fragte der Mann mit einer samten, fast zuckersüßen Stimme.
Das war gruselig.
"Au ja!", Jannik war der einzige, der heftig nickte.
Wir anderen standen nur leicht ängstlich daneben und lächelten schief.
"Jannik, wir gehen.", Sany trat vor und packte ihn an der Hand.
"He! Aber--"
"Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft!", wir hasteten schnell wieder hinaus.
Draußen sogen wir erleichtert die frische Luft ein. Drinnen war es echt stickig gewesen.

Imprisoned in a GhosttownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt