Und jetzt stehe ich hier... am Abgrund und schaue in die Tiefe.
Der Wind bläßt mir sanft und Gesicht, ich fühle mich, als würde ich fliegen und verspüre sofort den Drang es wirklich zu tun.
Ich schaue den Abgrund hinab. Es geht etwa 50 Meter hinunter, doch ich habe keine Angst. Denn wenn ich springe bin ich endlich frei.
Niemand wird sagen, ich kann das nicht! Niemand wird sagen, ich bin falsch. Niemand wird mich hassen. Ich werde frei sein!
Ich denke an meine Freunde, meine Familie. Werden die mich vermissen? Nein... die sind besser dran ohne mich. Dann müssen sie sich keine Sorgen mehr machen. Ich bin doch eh nur eine Last für alle.
Ich stehe also hier und dann denke ich an sie: Thea. Wird sie an mich denken oder mich vermissen?
Ich sehe ihre grauen Augen vor mir und ihre knall roten Haare. Ich sehe ihr lachen, dass sie so selten zeigt, doch wunderschön ist und mir wird sofort warm und Herz. Das einzige, was ich auf dieser Welt vermissen werde ist ihr lachen. Ihre Lippen... ihr ganzes Ich.
'Maybe life isn't dir everyone.' ~ Larry Brown...
Vielleicht ist Leben wirklich nicht für jeden etwas. Für mich definitiv nicht. Mir gehen Zitate durch den Kopf, die mir auch die letzte Angst nehmen.
'I'll never be good enough!'
'I hate myself!'
Warum Lebe ich denn noch? Ich trete einen Schritt näher an den Abgrund und Adrenalin schießt in meine Adern. Es ist ein tolles Gefühl. Ich fühle mich so erhoben. Als könnte ich die ganze Welt beherrschen. Ich werde der Mensch sein, der ich immer sein wollte... niemand wird mir einreden, wie ich rumlaufen soll.
Niemand wird sagen, ich soll nicht immer wie ein Junge rumlaufen... Niemand wird mehr sagen, ich bin zu extrem oder sehe nicht hübsch genug aus. Denn ich werde frei sein!
"Du wirst frei sein, Lucy!"
Ich lache.
"FREI! "
Ich hätte den Hall:
"FRei, frei, fr..."
Ich genieße die Luft hier oben. Es riecht nach Freheit.
'Ist heute ein guter Tag zum sterben?' ~Finch
Ja! Heute ist sogar ein perfekter Tag. Die Sonne scheint auf mein Schwarzes Kleid und die Wärme lößt bei mir eine Gänsehaut aus. Der Himmel ist Wolkenfrei und es herrscht ein seichtes Lüftchen.
Es ist der erste Frühlingstag. Einfach perfekt.
'Wir malen uns die Welt in kuntergrau, dunkelbunt.' ~Casper
Ich schaue von Abgrund auf in die Ferne. Die Sonne geht gerade auf. Es ist Wunderschön. Ich sollte keine Zeit verlieren und in einem solch wunderschönen Moment gehen.
Einerseits bin ich froh, dass niemand da ist um mich aufzuhalten und andererseits wäre es schön, wenn sich jemand Gedanken machen würde.
Ich lasse mein dünnes Jäckchen fallen und schaue auf meinen, mit Narben versehenen Arm.
Ich finde sie schön. Es klingt komisch aber irgendwie gefallen sie mir. Sie zeigen, dass ich gekämpft habe...
Ich trete noch einen Schritt näher an den Abgrund...
"LUCY!"
Ich drehe mich ruckartig um und verliere beinahe den halt.
"Thea?! Was machst du hier?"
Sie steigt über den Zaun und kommt langsam auf mich zu und plötzlich... macht sie einen großen Schritt und zieht mich zu sich.
"Was machst du hier, kleine?"
"Frei sein." Anotworte ich knapp.
Sie nickt nur, setzt sich an den Abgrund, lässt die Füße baumeln und klopft auf den Stein neben sich. Ich setze mich und betrachte sie. Sie hat ihre Tunnel wieder geweitet und ihre glassklaren, grauen Augen starren wie gebannt dem Sonnenaufgang entgegen.
"Das ist Wunderschön!"
Die sieht verzaubert aus, genau wie ich. Einen Augenblick harren wir so aus, bis die sich zu Wort erhebt:
"Leben ist scheiße...
Aber aufgeben auch."
Sie lächelt mich an. Doch ich sehe es anders.
"Aufgeben ist nicht scheiße. Es ist nur eine Möglichkeit endlich frei zu sein."
Sie scheint zu überlegen, dann nickt sie und zieht sich ihre Jacke aus. Mein Blick trifft auf ihre Arme. Ich schaue auf lauter dunkellila und hautfarbene Narben. Sie sind wirklich wunderschön.
Als die meinen Blick sieht zieht sie aus Gewohnheit die Schutern hoch und verdeckt mit ihren Armen vergeblich die Narben und Wunden.
Ich ignoriere es und greife nach ihrer Hand.
"Du willst doch auch frei sein, oder?" Ich sehe sie an. Ich weiß, dass sie es will.
"Wir können zusammen frei sein, Thea!"
Ich sehe sie erwartend an, doch sie schweigt nur.
"Thea?"
"Nein."
"Was nein?"
"Ich gehe nicht. Noch nicht."
Mir steigen Tränen in die Augen.
"Aber...?"
"Kein aber!"
"Aber warum..."
"Auch kein warum!"
Sie steht auf. Und steigt über den Zaun zurück auf die sichere Seite.
"Komm Lucy. Ich will dich nicht verliere!"
"Das Leben ist nichts für mich! Dieses Leben will ich nicht, Thea."
Ich gehe einen Schritt näher zum Abgrund.
"Lucy!" Sie tritt einen Schritt auf mich zu und schenkt mir ihr schönstes lächeln. Jetzt ist mir wirklich warm und ich bin glücklich. Immerhin gehe ich mit einem schönen Gedanken und vor allem einen schönen Ausblick. "Ich brauche dich" gibt sie erbärmlich leise von sich.
"Dann komm mit mir."
Ich lächel und trete noch einen Schritt zurück. Ich strecke meine Hand nach ihr aus und sie tut es mir gleich.
"Bitte, Lucy"
Ihre Stimme zittert und sie flüstert nurnoch.
"Es tut mir leid..."
sage ich erstickt und lasse mich fallen.
Ich höre einen Schrei:"LUCYYY!!!"
Ich höre jemanden schluchzen und dann wirde alles schwarz.
Heute ist wirklich der perfekte Tag zum sterben, denke ich und lächleBin ich jetzt frei?
Ja, ich bin frei!
~Lucy
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Kurzgeschichten
Short StoryHier werde ich von Zeit zu Zeit Kurzgeschichten veröffentlichen. Unter Anderem Abschiedsbriefe, Gefühle und Gedanken und eigentlich fast alles um das Thema Psyche❤ ❌TRIGGER WARNING❌ Ich freue mich über Feedback, jeglicher Art... außerdem über Ver...