Doch dieser wohltuende Schlaf hielt nicht lange. Leider musste ich meinen Bruder wieder hassen, da seine Band bereits um 8 Uhr morgens spielte, an einem Sonntag. Weil ich das Zimmer hatte, welches direkt über dem >>Proberaum<< war, bekam ich diesen lauten Krach besonders hart zu spüren. Ich drückte mir das bestickte pinke Kissen auf den Kopf. Es konnte den Mist nicht dämpfen. Kurzerhand sprang ich aus dem Bett und ging eilig die Schritte zur Kellertür, öffnete sie und brüllte "Verdammt, Piet! Hast du mal auf die Uhr geguckt?!", doch es folgte keine Reaktion. Wütend ging ich hinunter. Als ich den Raum erreichte sah ich die dreiköpfige Band... Halt, sie war nun vierköpfig! Ein Junge, der etwas älter war, als Piets Freunde, ich schätze ihn auf 20, mit dunkelblonden Haaren und einer E-Gitarre in der Hand schien neu zu sein. Als Piet alias beschissenster Bruder der Welt mit dem beschissenstem Gesang der Welt mich und meine verschränkten Arme bemerkte stieß er ein "Oh, Silver!" aus und die ganzen Mitglieder blickten zu mir. Die himmelblauen Augen des Neuens blieben an mir heften, aber das war mir vollkommen egal. Piet kotzte mich einfach nurnoch an! "Haben wir dich etwa aufgeweckt?"
"NEIN! PIET. ICH BIN GERNE UM ACHT UHR MORGENS WACH UND LAUFE IN DEN DUNKLEN, VON SPINNEN ÜBERFÜLLTEN KELLER UM EURE ATEMBERAUBEND BESCHISSENE MUSIK ZU HÖREN!" Der Neue lächelte mich an. Machte sich über mich lustig. Ich war mir sofort einer Sache sicher. Ich hasste ihn! "Schwesterherz, entschuldige!"
"Schieb dir dein >>Schwesterherz<< sonst wo hin! Und du Mr. >Ich lache gern eine Fremde aus, weil ich zu was Anderem nicht in der Lage bin<, spar's dir!" Sein Lächeln erlosch augendblicklich. "Also eigentlich bin ich sehrwohl zu etwas Anderem in der Lage, aber du musst doch selbst merken, wie lächerlich du bist. Ich meine, wie alt bist du? Vierzehn?"
Arrogantes, beschissenes Arschgesicht! "Oh, sorry ganz knapp verfehlt. Dreizehn. Aber wenn man älter ist sind die Augen ja nicht mehr die Besten. Genauso auch die Finger und das Taktgefühl, wie ich höre." Gut, das war gelogen. Er spielte echt spitze. Aber egal!
"Wow, Prinzesschen. Hast mich ganz schön hart getroffen! So sind also Mädchen, die sexuell nicht ausgelastet sind?" Was? So ein Pisser! "Naja im Gegensatz zu den Mädchen, die deiner Meinung nach super ausgelastet sind nachdem du deinen Mikro-Penis in sie gesteckt hast, habe ich wenigstens noch sowas wie Würde. Und wer weiß, bestimmt ist mein Mathematikunterricht befriedigender als du!"
"Okay, okay. Wir haben verstanden, dass ihr euch nicht mögt! Wir machen jetzt leiser, Silver, versprochen. Und du Cole, reg dich ab!", mischte sich mein Bruder lachend ein. Ich werfe dem Gitarre spielendem Hurensohn namens Cole noch einen letzten wütenden Blick zu und wende mich der Treppe zu. "Das will ich für euch hoffen!"
Ich kam mir echt bekloppt vor, in dem Diddl- Schlafanzug und den XXL-Flausch-Socken. Warum hatte ich mich nicht umgezogen, bevor ich hinunter ging und Mister: "Ich bin nicht eingebildet, sondern wirklich perfekt." traf? Achja, ich hab nicht mit ihm gerechnet, weil ich ihn nicht kannte. Und warum geht er mir nicht mehr aus dem Kopf? Ich versuche so zu tun, als würde ich wegen der leisen Hintergrundmusik nicht mehr einschlafen können, doch das mit dem Einreden klappt nicht. Überhaupt nicht. Cole will mir einfach nicht aus meinem Kopf gehen. Verfluchter Typ. Als ich das nächste Mal auf die Uhr sehe, ist es bereits kurz nach 9 und ich beschließe, dass das Schlafen jetzt auch nichts mehr bringt. Ich ziehe mir gerade das Pyjamaoberteil über den Kopf, als die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen wird. Und verdammte Scheiße. Da steht dieser Cole. Er sieht erschrocken aus. Zumindestens bis er seine Augen wandern lässt und zu lächeln beginnt. Scheiße. Ich trage obenrum nur noch einen BH. Schnell drehe ich mich um und versuche nicht die nächst beste Lampe zu nehmen und nach ihm zu schmeißen. "Sorry, ich hab mich im Zimmer geirrt. Wollte eigentlich ins Bad."
"Aha. Dann geh gefälligst. Ich bin halbnackt." "Das sehe ich!" Ich wende ihm wütend meinen Kopf zu und sein starrer Blick auf mich, sowie das Piercing in seiner Unterlippe, welches er mit den Zähnen umspielen zu scheint geben mir den Rest. Ich schnappe mir ein altes Buch und schieße es nach ihm. Ekelhaftes Arschloch! "Sag mal, bist du schwerhörig? Verschwinde!" Er weicht vor dem Buch zurück, lacht und sieht mich ein letztes Mal an, bevor er sich zur Tür dreht. " Soviel zum Thema, ICH wäre nicht sexuell ausgelastet! Hauptsache DU siehst dir minderjährige, halbnackte Mädchen an." plappere ich vor mich her und schneller, als ich denken kann, knallt er die Tür hinter sich zu.
Mir bleibt noch genug Zeit, um mein schwarzes Lieblingsoberteil anzuziehen, bevor die Tür ein zweites Mal aufgerissen wird. Ich will gerade losbrüllen und den bekloppten Spanner Eine rein hauen, als ich sehe, wer da weinend im Türrahmen steht. Es ist Lola. "Ich will nicht mehr streiten.", schluchst sie. Ich erkenne ihr Gesicht durch den dunklen Haarschleier kaum. Was ist nur passiert? Eilig gehe ich zu meiner kleinen Schwester und drücke sie, bevor ich Anstalten mache die Tür zu schließen. "Komm erstmal rein." Sie nickt und kommt zwei Schritte in den Raum. Genug, um die Tür zu schließen. "Was ist los? Ich kenne dich. Du weinst nicht bei jedem Mist und bist doch viel zu stolz, um als erstes im Streit nachzugeben." Sie streicht sich das Haar aus dem Gesicht. Da es ihr immer wieder hinein fällt gebe ich ihr einen meiner Haargummis. "Danke. Tony. Es ist wegen Tony." Ich reiche ihr ein Taschentuch und drücke ihre Hand. "Das ist der Junge, den du so gern hast, oder?"
Sie nickt und setzt sich zusammen mit mir auf meine kleine Lesecouch. "Was ist mit ihm?"
"Kenna und Riley haben gesagt, dass sie gesehen haben, wie er mit Mira durch die Stadt spaziert ist. Händchenhaltend."
"Sind die beiden denn ein Paar?", hake ich mitfühlend nach. Lola ist seit über einem Jahr in ihn verschossen, und manchmal macht mir genau das Angst. Ich glaube, dass er sie viel zu leicht manipulieren und ausnutzen könnte. Sie zuckt unschuldig mit den Schultern. "Keine Ahnung. Nach den neusten Infos haben sie sich noch nicht geküsst, aber JEDER will was mit Mira haben. Einfach jeder!"
"Und hat sie auch mit wirklich jedem was?" Bevor ich urteile und Ratschläge verteile, brauche ich mehr Informationen. "Ja, denken wir alle. Sie prallte ja sogar schon damit, dass sie bisher dreimal Sex hatte. >Nur aus Spaß und ohne Liebe< waren ihre Worte. Ihr erstes Mal anscheinend an ihrem 14. Geburtstag. Sie ist eine ..."
"Schlampe?!", vollende ich den Satz meiner Schwester. Diese lacht. "Ja! Eine riesige Schlampe!" Ich lächle sie an. "Also verzeihst du mir, und hilfst mir bei dieser Sache?" Ich nicke und schließe die kleine Heulsuse in meine Arme.
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Desire- Gänsehautmomente
Teen FictionSilver Maey ist ein 16 Jähriges, einfaches Mädchen mit typischen Problemen und Ängsten. Bis Cole Hamilton in ihr Leben eintaucht und dieses komplett auf den Kopf stellt. Eine Geschichte über Verlangen und die unbeschreibliche Kraft der Liebe.