1: Der Abend

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Die Tür öffnete sich langsam. Ich tat so als würde ich schlafen - so wie jeden Abend. Das ihm das nicht auf fiel? Und jedes mal darauf hinein flog? Ich hatte gar keine Angst mehr vor ihm oder sonst noch etwas in diesem Raum auch nicht davor einfach so zu tun als würde ich schlafen...

Ich weiß noch, am ersten Abend hatte ich bitterliche Angst und Tränen liefen an meinen rot gewordenen Wangen hinunter. Schon am ersten Tag in "meinem" Bett schloss ich die Augen als ich Schritte hörte und sich die Tür langsam öffnete. Ich zitterte am ganzen Körper, mir war kalt und ich nahm um mich alles über aus laut wahr, so das alle Geräusche auf meinen Kopf drückten. Es dröhnte am Kopf und ich hielt mir die Ohren zu. 'Ich muss mich beruhigen' , schrie ich mich innerlich selber an. 'CLARKE beruhige dich!' Meine Hände steckte ich unter die warm gewordene Decke und drehte mich zur Wand. Die Schritte verfolgten mich zu "meinem" Bett.Er setzte sich vorsichtig auf "mein" Bett und starrte mich gefühlt die ganze Nacht an. Ich schlief nicht. Die ganze nicht, doch meine Augen hatte ich zusammen geschlossen. Die ganze Zeit. Niemand war in diesem Zimmer, anders als jetzt.

Ich drehte mich zur Wand. So wie jedes mal wenn er das Zimmer betrat. Er redete mit den Mädchen am neben Bett. Schnell schloss ich meine Augen, als ich seine Schritte zu mir hörte. Vorsichtig setzte er sich auf mein Bett. Was genau er da jeden Abend machte wusste ich nicht da ich immer meine Augen geschlossen hatte, ich wollte es auch garnicht wissen. Vermutlich starrte er mich nur an.
Nach ein paar Minuten spürte ich seinen Atem an meinem Hals streifen. Er war ganz nah an meinem Gesicht und wischte mir eine Strähne aus meiner Stirn und strich sie behutsam hinters Ohr. Er gab mir einen Wangenkuss, stand auf und verließ das Zimmer.
'Du hast wieder nicht geschlafen richtig?'
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'Halt den Mund und schlaf'

Tolle Konversation. Ich beachtete sie einfach nicht. Nicht oft redeteten sie mit mir - und wenn dann hieß es gleich "halt den Mund" , oder sonst noch was. Aber nicht von allen, nur von denen, die mich nicht leiden konnten. Einmal auf die "nette" Art und dann halt mal anders herum.
Liegt einfach daran das ich die erste hier war und somit sein Liebling bin und die anderen Mädchen hmm naja wie soll ich sagen, sie scheinen eifersüchtig auf mich zu sein.

Ich, Clarke Anderson die erste bei Richard...

Mit vollem Kopf lag ich reglos auf dem Lacken und dachte nach. Mit vier Jahren wurde ich entführt ich kann mich kaum daran erinnern... Oder bin ich doch freiwillig mit Richard mit gekommen?Zwölf Jahre war ich schon hier.
Zwölf verdammte Jahre.
Jetzt bin ich 16, noch ziemlich jung.
Wie lange würde ich noch leben? Ich weiß nicht einmal was ich genau will, leben oder sterben. Ich weiß nicht ob es da einen Unterschied gibt. Manchmal da denke ich ich wäre tot und in einer anderen Dimension. Eine eigenartige Dimension, die könnte sich keiner vor stellen. Oder im Himmel?
An meine Eltern erinnere ich mich kaum, eigentlich garnicht mehr ich weiß nur das sie mir vom lieben Gott und seine Wunder erzählten. Doch wenn ich im Himmel sein würde, naja... Ich denke nicht das es dort so aus sieht. Um ehrlich zu sein weiß ich garnichts, wo ich bin, was ich hier soll und vor allem wer dieser Richard genau ist. Gott ist er sicher nicht.
Fragen durften wir keine stellen, nicht mal ich die hier schon zwölf scheiß Jahre bin. Meine Gefühle, die sind seltsam, ich verfluche diesen Ort manchmal doch dann denke ich, dass es vielleicht gut so ist. Vielleicht ist draußen eine Atom Bombe explodiert??
Ich kam auf Ideen, jede Nacht. Was besseres hatte ich kaum zu tun und schlafen viel mir nicht sehr leicht.
Mir fiel immer so viel ein, ich könnte tausende von Bücher schreiben mit viel Fantasie und Humor.
Manchmal schrieb ich auch was, zerknüllte es dann und warf es in den Papier - Eimer.

Ist das hier mein Zuhause? Wie sieht es draußen aus und wieso darf ich keine Fragen stellen...

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