Welt im Wandel

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  • Gewidmet Meiner Mutter
                                    

Es begann...

Mia spürte, dass es beginnen würde, die Welt würde sich nach und nach ändern. Sie wusste dass nicht alle sich damit anfreunden konnten, doch aufhalten konnte man es nicht. Die Sonne wärmte ihr Gesicht während sie am Waldrand entlang ging. Die Stille der Natur, die nie richtig still ist, lenkte sie von ihren Alltagssorgen ab. Normalerweise. Heute hatte sie das Gefühl als ob alles total leicht sei.

Keine Ängste, keine Sorgen. Sie dachte an gar nichts. Ihre Füsse liefen weiter, immer weiter weg.

Plötzlich merkte sie, wie aus Trance erwacht, dass sie mitten im Wald stand. Die Bäume um sie herum kannte sie nicht.

Mia war in einem Teil des riesigen Waldes den sie nicht kannte. Obwohl Mia seit Kindestagen jeden Tag im Unterholz verbracht hatte, konnte sie nicht sagen wo sie war.Panik begann in der jungen Frau aufzusteigen. Sie besann sich ruhig zu bleiben, und zu überlegen wie weit sie wohl gegangen war. In diesem Moment hörte Mia ein Vogelschrei. Ein solchen Ton hatte sie noch nie gehört. Es klang schmerzerfüllt und schrill. Die junge Frau beginnt zu rennen. Ohne auf herabhängende Äste oder Dornengebüsch zu achten die ihre Kleidung zerreissen rennt Mia durch den Wald.

Wieder ertönt ein Schrei. Diesmal klingt es noch schriller und lauter. "Halte durch" denkt sie während ihr Atem immer schneller geht, ihr Herz hämmert unbeirrt in ihrer Brust. Mia kommt auf eine Lichtung in dessen Mitte ein riesiges Tier liegt. Sie stolpert vor lauter Schreck über eine Wurzel und schlägt unsanft direkt vor dem riesigen Schnabel auf dem Boden auf. Kurz hat Mia das Gefühl dass sie das Bewusstsein verliert, doch sie rappelt sich auf, ein riesiges Auge beobachtet sie dabei.

Mia versucht ihre Panik erneut zu bekämpfen, gelähmt vom Anblick der sich ihr bietet steht sie vor dem Auge. Erst Sekunden später fällt ihr auf dass sie auf etwas Weichem steht. Verblüfft sieht Mia nach unten, eine riesige Feder. Langsam, Schritt für Schritt geht sie zurück. Der Riesenvogel beäugt argwöhnisch ihre Bewegungen. "Ich bin völlig irre.." Die Gedanken der jungen Frau überschlagen sich. "Was wenn der mich als Fressen sieht? Oder mich einfach tötet? Ich weiss ja nicht mal WAS es ist..!"

In dem Moment hört sie eine Stimme die krächzend und leise zu ihr spricht. "Bleib ruhig, Seele, ich will nichts böses. Mein Name ist Salar, ich bin ein Greif. Mein Flügel ist gebrochen und ich bin abgestürzt. Du musst mir helfen!"

Helfen? Seele? Mia zitterte. Sie hatte keine Ahnung was zu tun war. Ihre Stimme bebte als sie zu sprechen begann. "Du bist so gross, wie kann ich dir helfen?"

Salar sah sie aus seinen grossen grünen Augen an und sagte: "Mia, sieh in dich, begegne deinem Inneren mit Liebe. Fühle deinen Körper. Du bist im Licht. Heile."

In der ersten Sekunde war Mia verblüfft. Dann begann ihr Körper, ihr Geist selbständig zu handeln. Sie sah sich selber, wie sie auf den Greif zuging und ihre Hände legten sich auf seinen Flügel.

Als Mia erwachte war es Dunkel.

Ihre Hände spürten dass sie nicht in ihrem Bett lag. Sie erschrak, es fühlte sich seltsam an, wie... Federn! Also doch kein Traum? "Nein, Mia, kein Traum. Wie geht es dir?" hörte sie die krächzende Stimme von Salar sagen. "Es geht so, ich bin erschöpft" antwortete zu ihrem eigenen Erstaunen.

"Du hast viel Kraft gebraucht. Anscheinend hast du sie nicht viel benutzt?"

Benutzt? Mia wusste nicht was Salar meinte. Was hatte sie getan? Sie erinnerte sich nur schlecht daran was passiert war.

Salar bewegte sich behutsam so dass Mia sich aufsetzen musste. Ihr war schwindlig und übel. Der Greif sah sie an.

"Mia, wir müssen los, Gobler wartet schon. Steig auf." Mia hatte sich irgendwie mit ihrer unerklärlichen Situation abgefunden und stieg auf den Rücken des Riesen. Mit wenigen Flügelschlägen waren sie bereits hoch im kühlen Nachthimmel. Mia krallte ihre Finger in die Federn und betete nicht abzustürzen.

Plötzlich begann sie daran zu denken was zu Hause wohl los sein musste, da sie ja weder abends noch jetzt zuhause war. Mia dachte an ihren Freund der bestimmt krank vor Sorge war. An ihre Arbeit im Krankenhaus die sie nicht antreten würde morgen.

Salar drehte im Flug den Kopf, "Mia, du hast zwei Tage geschlafen. Dein Freund und deine Arbeit sind jetzt nicht wichtig. Wir haben eine Aufgabe. Ich erklärs dir sobald wir bei Gobler sind und du etwas gegessen hast."

Jetzt liest er schon meine Gedanken? Im selben Moment dachte sie, ja, das hat er sicher auch gehört... "Mia, nicht nur ich lese Gedanken. Du kannst meine auch hören, aber nur wenn ich will. Ich seh schon, es wartet eine Menge Aufholarbeit für dich."

Gefühlte Stunden später begann Salar endlich mit dem Sinkflug und landete schliesslich auf einem kleinen Hügel. Mia hatte während des Fluges jegliche Orientierung verloren. Nicht nur wegen der ständigen Höhe, auch weil sie ihren Gedanken nachhing. Sie wusste mehr als sie glaubte. Dinge die sie früher nicht erklären konnte schienen jetzt klar. Mia dachte daran wie ihre Arbeitskollegen ihr ständiges Mitgefühl den Patienten gegenüber lobten, ihre "Gabe" alles ruhig und durchdacht anzugehen sogar beneidet wurde. Etwas ist in mir. Ich fühle wie es stärker wird.

Dann hörte Mia eine unbekannte Stimme die sie aus ihren Gedanken riss.

Ein kleiner Mann stand vor ihr. Er wiederholte seine Frage, da sie offensichtlich nichts wahrgenommen hatte.

"Willkommen zurück, Mia. Wie war die Reise?"

Mia sah ihn erstaunt an. Zu ihrer Verblüffung hörte sie sich selber antworten: "Gobler! Danke, die Reise war frisch, aber sehr angenehm. Wie ist dein wertes Befinden?" Gobler wollte gerade beginnen zu erzählen, da schnitt ihm Salar das Wort ab. "Gobler, deine Erzählkunst in Ehren, aber unsere Seelenmeisterin braucht wohl dringend eine warme Mahlzeit. Deine warme Stube wird ihr bestimmt immer noch gefallen."

Gobler nickte und führte Mia in das kleine Haus dass ihr erst in dem Moment auffiel.

Drinnen prasselte ein Feuer und es duftete nach feinem Essen. Die Wärme kroch langsam in ihre Glieder zurück und sie war froh sich endlich auf einen Stuhl zu setzen. So weich Salar's Federn waren, die Sitzlage auf dem Greif liess zu wünschen übrig.

Gobler begann hektisch in der kleinen Küche zu hantieren und wenige Minuten später hatte Mia ein Teller vor der Nase, gefüllt mit einer dampfenden Suppe. Dankend nahm sie den Löffel entgegen den Gobler ihr reichte und begann zu essen. Die Suppe wärmte und war sehr schmackhaft.

Mia bemerkte wie Gobler sie amüsiert beobachtete. Fragend blickte sie auf. "Es schmeckt dir, das freut mich. Ausserdem bist du genauso hübsch wie damals... Wie machst du das?"

Bevor Mia antworten konnte tönte die Stimme von Salar durch die Wände die Gobler ermahnte dass Mia noch nicht die ganze Vergangenheit wusste. "Sie erinnert sich nicht?" Mia war diesmal schneller. "An was erinnern?" Salar antwortete nicht. Gobler erkannte die Situation. Er ging auf Mia zu und sagte:"Komm, du bist sicher müde. Hinten ist ein Gästebett, wir werden morgen alles weitere besprechen. Schlaf gut, Seelenmeisterin." Mia begriff dass sie nichts mehr herausbekommen würde ehe sie nicht geschlafen hatte. Sie verabschiedete sich höflich von ihren zwei neuen Bekanntschaften und legte sich in das weiche Bett. Sie schlief sofort ein.

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