Welt im Wandel

Aufwachen

Als Mia erwachte stand die Sonne hoch am Himmel. Neugierig schaute sie sich in dem Zimmer um. Sie hatte fantastisch geschlafen und fühlte sich frisch und ausgeruht. Mia stand auf, verliess das Zimmer und fand sich sogleich Gobler gegenüber der sie zu Tisch bittete. 

Ein reichhaltiges Angebot an Speisen war aufgetischt und noch während sie sich selbst fragte wer das alles essen sollte, knurrte ihr Magen unüberhörbar.

Mia setzte sich und begann nach der Aufforderung Gobler's fast gierig zu essen. Salar meldete sich bevor sie fertig war mit seiner unverkennbaren krächzenden Stimme in ihrem Kopf. Zuerst dachte sie dass er laut redete, doch Gobler reagierte nicht und sie begriff dass nur sie Salar hörte. "Seelenmeisterin, es wird Zeit dass du dich erinnerst wer du bist. Es gibt eine wichtige Aufgabe die wir zu bewältigen haben. Du wirst dich nach und nach an alles erinnern was geschehen ist. Wir haben aber leider nicht so viel Zeit wie ich dachte. Gobler wird dich in dein Inneres führen, so holen wir ein wenig Zeit auf. Ich werde gegen Abend zurück sein, dann brechen wir auf." Mia antwortete in Gedanken:"Ich werde tun was nötig ist. Geh, Freund, und kehre wohlbehalten zurück." Kurz darauf hörte sie wie er kraftvoll in die Lüfte stieg.

Als Mia ihr Frühstück beendet hatte und mit Gobler alles weggeräumt hat gingen sie nach draussen. 

Gobler erklärte ihr während sie zu einem kleinen See gingen was nun geschehen würde. "Du musst zuerst deine menschlichen Gefühle, Gedanken ausschalten. Du bist kein Mensch. Dein Inneres wird dir zeigen dass du schon vor der menschlichen Rasse anwesend warst." Mia sah ihn an. Mittlerweile waren sie am Ufer des Sees angekommen. "Setz dich hin, beginne mit dem Vergessen. Nichts ist mehr vorhanden. Ein leerer Raum umgibt dich." Mia liess sich darauf ein, obwohl sie Angst hatte danach nichts mehr von ihrem bisherigen Leben zu wissen. 

Gobler sprach weiter, doch Mia hörte ihn nicht mehr. Vor ihrem inneren Auge erschien der leere Raum, Lichterfüllt und ohne Geräusche. Sie spürte etwas, Veränderung, Kraft und ein unbeschreiblich starkes Gefühl der Leichtigkeit. 

Ihr menschliches Sein begann zu schwinden und nach einer kurzen Zeit kamen Bilder von verganener Zeit die sie bisher nur von Filmen kannte. Alles war so real dass sie mehrmals versucht war etwas anzufassen oder zu greifen. Wie ein Rundumfilm in 3D flitzten Bilder um sie herum, kleine Auschnitte die sich etwas länger zeigten führten Mia zurück an den Anfang der Welt. Sie sah Kriege, Zerstörung der Erde, hilfesuchende Menschen die weinten und schrien. Weiter zurück, an den Punkt an dem die Evolution den Primaten aufrecht gehen liess und sich die Homo sapiens entwickelten. Plötzlich stoppte alles. Der leere Raum war wieder leer, ruhig. 

Mia öffnete die Augen. Sie stand mitten im See, vollkommen durchnässt, weinend und wütend. Wütend auf die dummen Menschen der Neuzeit die nicht begriffen was sie anrichten mit ihrem stupiden, selbstsüchtigen Verhalten. Traurig über die vielen verlorenen Seelen, tierisch und menschlich, die in ihrer Zeit auf der Erde nur Leid, Schmerz und Verluste erfahren haben. Langsam ging sie zum Ufer wo Gobler leicht schmunzelnd und etwas ängstlich auf sie wartete. Mia sah ihn unentwegt an. Ihre stahlblauen Augen blitzten vor Wut. Sie wollte ihn anschreien, schütteln, ihm vorwerfen dass Salar und er zu lange gewartet hatten sie zurück zu holen. Doch sie wusste dass das die Welt nicht änderte, geschweige denn dass es was nützte ihren treuen Gefährten zurechtzuweisen. Sie war Schuld. Die ganzen Jahrhunderte hatte sie die Augen verschlossen. Geblendet von den Augenblicken in denen die Menschen glücklich waren und liebten, liess sich die Hüterin hinreissen. Sie wandelte sich zu einem menschlichen Wesen und verdrängte ihre Aufgaben. Die Liebe, dieses wunderbare Gefühl der Menschen hatte es ihr besonders angetan. Als sie merkte, dass genau das gleiche Gefühl ebenso Schmerz wie Freude verbreitet war es bereits zu spät. Sie war Mensch, wollte sich nicht erinnern was sie wirklich war. Getrieben von den schönen Liebesgeschichten wandelte sie durch die Zeiten, wechselte ohne zu überlegen Körper um Körper.  

Gobler riss sie aus ihren Gedanken. "Sakrina, Meisterin, Ihr seid zurück!?"