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  • Gewidmet Meiner Mutter
                                    

Sakrina wusste dass alles an ihr hing. Sie war es gewesen die das Versprechen gebrochen hatte. Sie war diejenige, Schuld an der Veränderung in dieser, auch in anderen Welten. Hätte sie sich bloss nicht niedergelassen auf der Erde. Hätte sie doch gemerkt.. Salar unterbrach ihre Gedanken mit einem lauten "NEIN!"

Erschrocken wandte sie sich vom Fenster weg und sah sich um.

Ihr stockte der Atem, ein Keuchen entwich ihr als sie SAH, wer im Raum war.

Sie spürte wie Salar innerlich bebte und sich nur schwer züglen konnte. Sakrina brachte kein Wort zustande. Sie starrte unentweg den Lichtkegel an, der sich in der Mitte des Raumes schwebend aufhielt.

"NEIN! NICHT DU!" Salar traute seinen Sinnen nicht mehr.

"Mutter, warum bist du hier?"

Sakrina war wie in Trance. Das durfte nicht passieren! Nicht jetzt! Sie wollte sich doch ändern, wollte wieder das Gleichgewicht herstellen das so wichtig war. Für Mutter. Doch die Anwesenheit der Kugel lähmte sie. Die Geschwister wussten, wenn Mutter erschien, konnte die Erde sich nicht halten. Mutter dürfte nicht auf der Erde sein, sondern im Innern.

"Warum BIST du HIER?" wiederholte Salar seine Frage mit Nachdruck.

"Anscheinend hab ich euch nicht verständlich gemacht was passiert wenn ihr euch trennt und vergesst! Sakrina, ich habe dir die Macht zugeteilt zu Hören, Sehen und die Menschen zu Leiten, nicht Beherrschen! Nicht, um dich zu vergessen und Versprechen zu brechen." Sie wandte sich an Salar. "Und du, mein Sohn, habe ich dir nicht gesagt dass du das GANZE UNIVERSUM unter Kontrolle zu halten hast? Warum kann ich auf andere Welten nicht mehr zugreifen?"

Bevor ihre Kinder antworten konnten verschwand Mutter wieder. In ihren Gedanken hörten sie noch einen letzten Satz: "Öffnet die Tore zum Himmel, vergebt und verzeiht euch, und führt die Menschen ins Licht."

Blitze und Donner, riesige schwarze Wolken... Die Welt schien tatsächlich genau jetzt unterzugehen. Es begann.. Nein, dachte Sakrina, Nein. Es konnte noch nicht zu spät sein, es durfte nicht passieren! Was hatte Mutter gesagt? Die Tore öffnen...Vergeben... Sie schrie beinhahe auf als ihr bewusst wurde was zu tun war. Sie ging so schnell nach draussen dass sie ihren Bruder regelrecht durchdrang. Für eine Millisekunde waren sie Eins. Sie drehte sich sofort wieder um. Salar blickte sie verblüfft an. "Was tust du denn da? Bist du verrückt geworden?" Sakrina war so aufgeregt, sie konnte kaum antworten. "Bruder! Das ist es! Wir müssen das gemeinsam machen hast du doch selber gesagt..? Einer allein reicht nicht?" Da dämmerte es auch Salar was Mutter gemeint hat. "Aber wir müssen doch zuerst die Tore zum Himmel..." Beide blickten nach oben. Natürlich, das Gewitter!

"Warte Sakrina, nein, das wäre zu einfach.. das kann nicht sein.." Doch seine Schwester war bereits auf dem Weg zum Himmel. Seufzend eilte er hinterher, er durfte sie nicht alleine lassen. Als er sie endlich einholte befanden sie sich bereits mitten in der riesigen Gewitterwolke. Um die Geschwister tobte ein Sturm, Blitz und Donner gingen im Sekundentakt. Es war so laut dass Sakrina froh war über ihre Gedankenübertragung, gesprochene Wörter würden sofort vom Sturm verschluckt werden. "Und jetzt?" Salar war nicht wohl bei dem Gedanken weiter in der Gewitterzelle zu sein. "Bruder, kannst du mir verzeihen was ich getan habe? Ich vergebe dir, verzeihe dein Handeln. Ich liebe dich in deinem Sein und lasse dich los." Ahaaa, dachte Salar, so will sie vorgehen..gute Idee... "Sakrina, Schwester, ich vergebe dir deine unwillkürliche Handlung und dein Vergessen. Ich verzeihe dir. Ich liebe dich in deinem Sein und lasse dich los."

Es krachte.

"Jetzt!" Sakrina umschlang Salar, ihre Wesen vereinten sich. Sie waren nun eins. Ein einziges machtvolles Wesen. Beide fühlten den Anderen auf eine Weise die sie nicht kannten. Verbunden waren sie schon immer, aber so miteinander, das war Neu. Sakrina fühlte wie ihre Macht grösser und stärker wurde... Auch Salar spürte die Veränderung, Macht und Wissen flossen zwischen den Geschwister. Bilder und Erinnerungen ihres weltlichen Lebens flogen umher, beide staunten was der andere in den Jahrhunderten erlebt hatte. Es war viel mehr als sie sich hatten wissen lassen. Salar war betrübt wie sorglos seine Schwester manchmal "Hüllen" wechselte, sich um ihr eigenes Wohlergehen mehr kümmerte als zum Beispiel die vielen hungernden kleinen Seelen die von den Menschen "Kinder" genannnt wurden. Sakrina hatte sich viele Eigenarten der Menschen abgeschaut, bis sie schliesslich zu "Mia" wurde. Salar spürte den Schmerz seiner Schwester, auch sie erinnerte sich an "Mia". Ihm wurde bewusst dass es sich dabei wohl nicht um eine eingenommene "Hülle" handelte, es war eine Erschaffung von Sakrina. Ihre Macht erschreckte ihn beinahe, so stark war sonst nur Mutter. Seine Schwester musste unglaublich viel gegeben haben um dieses "Leben" zu führen... Deshalb, hatte sie vergessen. Salar verzeihte ihr abermals, aufrichtig. Er verstand seine Schwester, warum sie sich hinreissen liess, alles zu ändern.

Sakrina war erst entrüstet. Ihr Bruder hatte es tatsächlich gewagt andere Welten zu bereisen. Als Greif sah sie ihn in auf verschiedenen Planeten. Auch seine Macht war gewachsen. Auch er hatte sich auf eine gewisse Weise hinreissen lassen, einfach, wenn man Flügel hat.. Salar flog scheinbar Wochenlang umher, liess sich treiben vom Wind und der Sonne. Er genoss das einfache Sein als Vogel. Doch dann kamen ganz andere Bilder, Dinge waren geschehen die sie erschreckten. Erst die Erde. Sie sah viele Kinder die bettelten um etwas zu essen. Die ohne saubere Kleidung waren und gezwungen waren zu arbeiten. Eltern, die ihre Sprösslinge weggaben weil sie verkrüppelt zur Welt kamen oder Behinderungen hatten. Gute Menschen, die ihr Leben plötzlich nicht mehr im Griff hatten weil ihr Job gekündigt wurde, die Familien in Unglück stürzten. Naturkatastrophen, die unheilvoll über die ganze Erde fegten und Tausende, Millionen von Leben auslöschte und ganze Landstriche verwüsteten. Sie wusste dass das Mutter war, und dass es notwendig war. Doch die Dinge häuften sich derart, normal war das schon lange nicht mehr. Auch auf allen anderen Planeten passierte es. Dann sah Sakrina was mit den anderen Welten passiert war... Salar hatte es ihr erzählt, aber die Bilder waren ungleich schlimmer....

Eine riesiger schwarzer Nebel bewegte sich auf den ersten Planeten zu, verdunkelte das Licht. Die Bewohner merkten erst nichts, doch die Veränderung ging schnell. Böses setzte sich fest, bohrte sich in die Herzen. Seelen stiegen auf, verliessen die Körper und die Welt begann unterzugehen. Wilde Tiere griffen die Menschen an, Menschen begannen sich gegenseitig zu bekriegen und löschten sich innerhalb weniger Wochen selber aus. Diese Welt war nun unbewohnt, einzig Pflanzen schien der Nebel nichts anzuhaben. Dann explodierte der Planet und war für immer verschwunden. Sakrina begriff. Das Ganze hatte sich dann mehrmals wiederholt, der schwarze Nebel nahm alles. Zerstörte einfach alles was war, was ist, und was sein wird.... Kein Planet im Universum war zu der Zeit geschützt, ausser die Erde.

Es war plötzlich hell. Die Geschwister, immernoch vereint, blickten in die Sonne. Es war getan. Die Tore waren geöffnet....

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