Alles nur ein Traum?

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Fire rannte. Sie rannte über eine weite Ebene. Die Welt zog an ihr vorbei. Bald war sie erschöpft und sie ließ sich unter einem vereinzelten Baum nieder. Nachdem sie wieder zu Kräften gekommen war, rannte sie weiter. Den Anhänger mit dem brennende Herzen fest umklammert. Irgendwann kam ein großer Fluss in Sicht. An einer seichten Stelle setzte sie sich an das Ufer. Ihr Spiegelbild, das sich auf der Wasseroberfläche abbildete, weinte. Es liefen Tränen über die Wangen des kleinen Mädchens, das sie dort sah. Als sie wieder aufblickte hockte sie in einer verlassenen Gasse. Laute Rufe drangen an ihr Ohr. Sie rannte zu einer größeren Straße die sogar gepflaster war. Eine große Gruppe Männer rannte an ihr vorbei. Ein älterer Mann hinkte ihnen auf einem Holzbein hinterher. Es war der alte Joe, doch er sah sie nicht. "Joe! JOE!!", rief Fire so laut sie konnte. Er hörte sie nicht. Er bückte sich an einer Hauswand zu einem kleinen Mädchen herunter, welches tränenüberströmt auf ihn einredete. Als es sich beruhigt hatte, nahm er es hoch und drehte sich zu Fire um, welche nun am Hals des Mädchens ihre Kette baumeln sah. Joe trug die Kleine zurück in die Richtung aus der die Männer und er gekommen waren. Mit einem Mal wurde der Frau schlecht und sie verlor die Besinnung.

Als sie die Augen wieder öffnete, lag sie in dem Zimmer, in dem sie auch schon die beiden Nächte zuvor verbracht hatte. Fire war äußerst verwirrt. Was hatte dieser Traum zu bedeuten? Sie hatte sich selbst gesehen, und wie der alte Joe sie damals gefunden hat. Doch wie hing das mit dem Erlebten zusammen? Wieso kamen ihr diese Erinnerungen gerade jetzt im Traum? War sie nicht schon verwirrt genug gewesen? Mussten sie jetzt auch noch die Träume verrückt machen?
Die Frau ließ sich seufzend zurück in die Kissen fallen. Es war noch dunkel, doch Fire konnte nicht mehr schlafen. Also schlüpfte sie in ihre Klamotten und ging nach draußen. Sie lief zum Gatter, in das sie Alagos gestellt hatten. Der große Hengst stand mit gesenktem Kopf da und schlief. Die Frau kletterte über den Zaun und setzte sich in das feuchte Gras. Leise hörte man die Grillen zirpen und das leise Schnaufen des Pferdes ließ Fire schließlich wieder zur Ruhe kommen.

Als sie die Augen öffnete lag die Frau noch immer bei Alagos in der Umzäunung. Der Hengst war inzwischen hellwach und hatte begonnen, sich vergnügt mit Fires Haaren zu beschäftigen. "Du meine Güte...", murmelte sie, als sie registrierte, dass sie wohl in der Nacht hier eingeschlafen war. "Guten Morgen, mein Großer", begrüßte sie Alagos schließlich verschlafen. Dieser schnaubte, als wolle er die freundlichen Worte erwidern und lenkte seine Aufmerksamkeit dann wieder auf Fires Haare und die Klamotten der Frau. "Ist doch gut! Ich bin doch wach!", kicherte sie, wärend sie den großen Kopf des Pferdes von ihrem Gesicht wegschob. Immernoch fröhlich vor sich hin grinsend lief sie zurück zum Haus. Dort war Adeola gerade dabei das Frühstück vorzubereiten. "Guten Morgen! Wo habt Ihr Euch denn um diese Zeit schon herumgetrieben?", fragte die Frau lächelnd. "Guten Tag! Ich bin heute Nacht aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. Also bin ich nach draußen und habe nach Alagos gesehen. Dann bin ich wohl auf der Wiese eingeschlafen", antwortete Fire kichernd. Sie druckste zwar noch etwas herum, doch traute sie sich schließlich doch eine Frage zu stellen, die sie schon seit dem Gespräch mit Angrim beschäftigt hatte: "Euer Großvater hat mir gestern erzählt, was mit Eurer jüngeren Schwester geschehen ist. Es tut mir leid, wenn ich neugierig wirke, aber.... wisst ihr noch wie diese Kette aussah, die sie von Euch erhalten hat? Weil, ... nun.... ich habe das Gefühl Peleadora zu kennen und möchte mich vergewissern... ich möchte nur meine Vermutung überprüfen..." Adeolas Lächeln war auf der Stelle verschwunden. Sie blickte Fire ernst in die Augen und deutete ihr dann sich an den Tisch zu setzen. Sie selbst holte erst eine kleine Schachtel aus einem Schränkchen, bevor sie selbst auf einem Stuhl platznahm. Sie öffnete das kleine Kästchen behutsam. Es war leer, doch war auf dem Boden eine kleine Zeichnung. "In dieser Schachtel hat mein Vater die Kette meiner Mutter zum Hochzeitstag geschenkt... Kurz bevor meine Schwester verschwunden ist, habe ich ihr die Kette geben. Sie war unserer Mutter so ähnlich, unsere Eltern hätten gewollt, dass Peleadora sie bekommt. Kurz darauf verschwand sie... Hier auf dem Boden des Kästchens ist eine Zeichnung des Anhängers... vielleicht hilft sie dir weiter", erzählte die Frau mit zitternder Stimme, "Doch halte ich es für wahrscheinlicher, dass meine kleine Schwester sie verloren hat und jemand anderes sie gefunden hat. Es ist sehr unwahrscheinleich, dass Peleadora überhaupt noch lebt UND die Kette bei sich hat... Diese Hoffnung hat hier jeder schon aufgegeben..." Wärend Adeola sprach, waren Tränen in ihre Augen getreten und sie hatte die kleine Schachtel zu Fire hinüber geschoben. Diese warf nun nach kurzem Zögern einen Blick hinein. Wie erstarrt saß sie da. Den Blick fest auf die Zeichnung gerichtet. Das stimmte nicht! Das konnte nicht wahr sein!! Sie hatte es sich schon gedacht, doch war der Gedanke so fern und unrealistisch gewesen, dass sie ihn schon wieder hatte verdrängen wollen! Verwirrt und ungläubig schüttelte Fire ihren Kopf, sodass ihre inzwischen wieder schulterlangen Haare wild in ihr Gesicht peitschten. Erst langsam begann sie zu verstehen, was genau sie eben erfahren hatte...

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