1.Kapitel

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Rauchend vor Wut stieg ich die steinernde Treppe am Rande des Dorfes hoch.
Ganz oben am Rand war mein Lieblingsplatz, hier kam ich her wenn ich wütend war oder nur allein sein wollte.
Ich setzte mich an den Abgrund, die Beine über den Rand hängend.
Ich schnaubte, meine Mutter brachte mich noch zur Weißglut, wieder hatte sie geschimpft, weil ich älter wurde und meinen Platz noch nicht gefunden hatte.
Herrgott, wie sollte ich diese Frage mit meinen siebzehn Jahren beantworten?
Wütend schmiss ich einen herumliegenden Stein in den großen, ruhigen See unter meinen Füßen.
Ich war eine Träumerin und lebte in den Tag hinein, irgendwann würde ich schon Arbeit finden, doch bis dahin würde ich meine Tage an diesen Ort verstreichen lassen.
Meine Wut verrauchte langsam und mein Magen knurrte. Kein Wunder, ich hatte gestern zur Strafe nicht zu Abend essen dürfen und heute beim Frühstück war meine Mutter auf mich losgegangen.
Inzwischen war es später Mittag, ich hatte mich mal wieder in meine Welt verloren und dies zahlte mir mein Magen nun heim.
Ich stand auf und ging in den Wald, in dessen Rücken ich gesessen hatte. Dort würde ich ein paar Beeren finden, die hoffentlich meinen Magen verstummen ließen.
Da ich schon oft im Wald gewesen war, wusste ich wo ich etwas essbares finden konnte.
Sorgsam schaute ich mich um, in den Wald kamen hin und wieder Bären, denen ich lieber ich nicht begegnen wollte.
Als ich zu einem Gebüsch an meiner linken Seite sah, meinte ich etwas blaues aufblitzen zu sehen. Ich rieb mir die Augen und schaute erneut zu dem Gebüsch, doch nun sah es normal aus, durch und durch grün.
Mein Hunger musste mir einen Streich gespielt haben.
Trotzdem hielt ich die Augen weiter offen, auch um nicht in die Bären zu geraten.
Wenig später hatte ich einen Himbeerenstrauch gesichtet.
Hungrig schlang ich die saftigen Beeren hinunter, bis ich satt war und der Strauch kahl war.
Dann machte ich mich den Heimweg, ich konnte nicht ewig vor meiner Mutter weglaufen und vielleicht hatte auch sie sich inzwischen beruhigt und wir konnten vernünftig miteinander reden.
In Gedanken versunken, achtete ich nicht auf den Weg und stolperte wobei mein Fuß sich verfing und nach oben gezogen wurde.
So hing ich also kopfüber und schrie aus Leibeskräften.Man möge mir doch helfen und mich herunterlassen.
Ich gab schon auf, als plötzlich ein junger Mann erschien, er konnte nicht viel älter als ich sein.
,, Na was hab' ich denn da gefangen? ", fragte er süffisant.
,, Lass mich herunter", bat ich.
,, Natürlich, du nimmst Platz weg,für etwas,was ich tatsächlich essen kann",sagte er und zog an der Leine,woraufhin ich grob auf den Boden schlug und es nur mühsam schaffte den aufkeimenden Schmerzensschrei zu unterdrücken.
Schelmisch grinste der Junge mich an und meinte:,,Das Dorf liegt in dieser Richtung."Er zeigte nach Norden,drehte sich um und ging.
Ich schnaubte,hielt sich wohl für jemand ganz Schlauen,ich wusste ganz genau dass das Dorf in der entgegengesetzten Richtung lag,in die er gezeigt hatte.
So kam es, dass es immer später wurde und ich mich hoffnungslos verlaufen hatte. Anscheinend hatte ich, als ich kopfüber hing, die Orientierung verloren.
Wieder rief ich um Hilfe, da es keinen Zweck hatte, hier alleine herausfinden zu wollen.
Kurze Zeit später tauchte er erneut auf. ,, Hast dich wohl verlaufen", begrüßte er mich und lächelte arrogant.
Ich schluckte den fiesen Spruch herunter, der mir auf der Zunge lag und fragte stattdessen liebenswürdig:
,, Kannst du mir sagen wie ich hier herrausfinde? ",, Klar, nur was kriege ich dafür? ", fragte er selbstgefällig.
,, Eine Ohrfeige die sich gewaschen hat", kam es über meine Lippen.
Er lachte und bedeutete mir, ihm zu folgen.
Stillschweigend gingen wir durch den Wald, bis wir an der großen Steintreppe angekommen waren.
Ohne ein Wort begann ich mit dem Abstieg.
Ich wollte nach Hause und in den Wald würde ich auch so schnell nicht mehr gehen.

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Das ist das erste Kapitel meiner neuen Geschichte, sagt mir doch wie ihr's fandet und lasst mich wissen was ich besser machen kann.
Chaleissi

WaldliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt