Kapitel 2

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,,Mireya!", rief meine Mutter schon von weitem , ,,Wo warst du denn?",,Nur nachdenken", winkte ich ab und ging in unser kleines Haus am Hügel. Die Beeren hatten nicht lange gehalten und mein Hunger schlug wieder zu.

Ich ging zu unserem kleinen Vorratsschrank in der Ecke des Zimmers, nahm ein Laib Brot, Käse, Teller, ein Messer und setzte mich dann an unseren klobigen Esstisch. Meine Mutter seufzte und und kam mir hinterher. ,,Mireya, ich mache mir doch nur Sorgen was aus dir werden soll,versteh mich doch. Ich will nur das Beste für dich", erklärte sie verzweifelt und nahm auf dem Stuhl mir gegenüber Platz. ,,Aber Mutter, ich bin noch so jung und noch ist alles gut. Es wird sich alles geben und wenn nicht, arbeite ich einfach für dich."

Meine Mutter verdrehte die Augen. ,,Mireya, bitte,denk einmal nach, jedes andere Mädchen ist verheiratet oder geht einer Arbeit nach, nur du lebst in den Tag hinein und bist die Hälfte des Tages nicht aufzufinden", redete sie sich in Rage.

Ich gab auf und aß in Ruhe weiter, bevor ich mich in mein Zimmer begab. Dort spielte gerade meine kleine Schwester mit ihren Puppen. ,,Mimi spiel mit mir", bat sie mich und sah mich mit ihren großen blauen Augen an. Ich hatte noch nie einer Bitte meiner kleinen Schwester widersprechen können und so ließ ich mich auch dieses Mal mit einem leisen Lächeln auf den Boden fallen. ,,Bitte, die ist für dich", lispelte sie und gab mir die schon dreckige Puppe. Diese Puppe war Minnies Lieblingspuppe und da sie ihre Sachen nie gut behandelte, sah sie dementsprechend aus, auch weil Minnie diese Puppe überall mit nahm.

Wir spielten eine Weile mit den Puppen, bis meine Mutter mich hieß den Abwasch zu machen.

Inzwischen war es Abend geworden, sodass ich zu Bett ging. Es war ein anstrengender Tag gewesen.

Trotzdem konnte ich nicht einschlafen, immer wieder schweiften meine Gedanken zu dem Jungen aus dem Wald. Was machte er nur immerzu dort? Lebte er dort, aber warum, hatte er keine Familie? All diese Fragen schwirrten mir im Kopf herum, ich wollte mehr über ihn wissen und ihn gleichzeitig nie wiedersehen, weil er so unhöflich und unverschämt war.

Endlich schlief ich ein und wachte am Morgen zerschlagen auf. Meine Laune war am Boden, sodass es kein Wunder war, dass ich mit meiner Mutter aneinander geriet und wütend aus dem Haus stürmte.

Blind vor Wut suchte ich einen ruhigen Platz, an den Waldrand wollte ich nicht gehen. Ich landete hinter dem Dorf nahe den Bergen, hier war eine riesige wunderschöne Wiese an einem See. Mit einem erleichterten Seufzen setzte ich mich an das Ufer, zog meine Mokassins aus und tauchte meine Füße ins kühle Nass.

,,Guten Morgen", schreckte mich auf einmal eine Stimme auf. Ich quickte auf. ,,Was machst du hier?" ,,Nun, eigentlich darf ich überallhin", meinte er altklug.

Ich verdrehte die Augen und machte mir nicht die Mühe ihm zu antworten. ,,Ah,die feine Lady will wohl nicht mit mir reden", sagte er sarkastisch. ,,Nein, will ich nicht", gab ich zurück. ,,Dabei bin ich der interessanteste Gesprächspartner den du finden wirst", meinte er voller Arroganz. ,,Das bezweifle ich", sagte ich. ,,Du kennst mich halt noch nicht genug", schmunzelte er. ,,Das war auch der Plan!", rief ich aus. ,,Nun gut, wenn du nicht willst, werde ich unsere amüsante Unterhaltung jetzt beenden", meinte er nur und ging davon.

Ich seufzte und gab nach. Hastig sprang ich auf und lief ihm hinterher. ,,Warte doch, so warte doch!", rief ich. Er blieb stehen, ich schloss auf und sofort verließ mich der Mut, wieso war ich diesem wildfremden Jungen hinterher gelaufen? Ich wollte doch nichts von ihm! Ich mochte ihn noch nicht einmal, aber die Neugier trieb mich, ich wollte,nein, ich musste herausfinden was hinter ihm steckte. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte:,,Wie heißt du überhaupt?" ,,Jonathan", antwortete er kurzangebunden.

Jonathan. Ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen: Jo-na-than. Ein schöner Name, er hatte einen tollen Klang. Leise murmelte ich seinen Namen, woraufhin er mich fragend anblickte. ,,Ich..ich", stotterte ich, ,,äh, ich wollte deinen Namen austesten, den Klang hören. Er ist wirklich schön." Wissend nickte er und ging weiter nach..ja wohin eigentlich.


Wieder hielt ich ihn an und fragte ihn dies. ,,Nach Hause", erklärte er. ,,Und wo ist das?", wollte ich wissen. ,,Im Wald." Jetzt war ich es die nickte, wieso sonst sollte es Fallen im Wald geben und er als Einziger zur Rettung eilen.

WaldliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt