Kapitel 2

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Einige Stunden später steige ich vor der Haustür meines Bruders aus. Zumindest brennt noch Licht. Ich drücke auf die Klingel, auf dem sein Name steht, nachdem ich meine Tasche aus dem Kofferraum geholt habe.

"Wer ist da?" Höre ich meinen kleinen Bruder fragen.
"Jonas, ich bin es Mats," sage ich und hoffe das er nicht weitere Fragen stellt.

Doch Jonas betätigt nur den Summer, sodass ich rein kann.
Kaum stehe ich vor seiner Tür, werde ich auch schon in seine Arme gezogen.

"Was machst du hier?" Fragt er mich, nachdem ich auf seiner Couch Platz genommen habe.
"Cathy hat mich betrogen und so wie es aussah nicht zum ersten Mal," antworte ich ihm monoton.
"Bitte, was?" Schaut mich mein Bruder geschockt an.
"Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sie hat mir mein Herz heraus gerissen. Sie hat es mir eiskalt heraus gerissen," fange ich langsam an zu weinen.
"Hey Mats, alles wird wieder gut. Ganz bestimmt," versucht mich mein kleiner Bruder zu trösten.
"Nichts wird wieder gut," erwidere ich nur und lasse meinen Tränen freien Lauf.

Als ich am nächsten Tag aufwache, versuche ich mich erstmal zu orientieren.
Wo war ich nur?
Doch dann viel es mir wie Schuppen von meinen Augen.
Ich sitze hier bei meinem kleinen Bruder im Wohnzimmer, weil mich meine Frau betrogen hatte und ich mich bei ihm aus geheult habe. Oh man. Wie alt war ich eigentlich. Ich bin doch ein kleiner 18 - jähriger Junge mehr, der seiner großen Liebe hinter her heult. Nein. Das werde ich auf keinen Fall tun. Und egal wie sehr sie mir weh getan hat. Ich werde es mir ganz bestimmt nicht gefallen lassen. Dann werde ich halt zum gefühlslosen Arschloch, aber danach geht es mir besser und ich werde keine Schmerzen mehr spüren. Und vor allem kann mir dann keiner mein zerbrochenes Herz noch mehr zerreißen, das werde ich auf keinen Fall zu lassen. Niemals.

Ich stehe schließlich auf und spüre sofort meinen Rücken. Wie war das mit keine Schmerzen mehr. Was hat mein Bruder nur für eine Couch? Man könnte meinen, dass ich auf Wackersteinen geschlafen habe. Oh man. Mein Rücken. Ich greife mir an die Stelle, wo es weh tut und begebe mich langsam in den Flur, um in die Küche zu gelangen.
Doch kurz davor bleibe ich stehen, da ich meinen Bruder mit irgendjemanden reden höre.

"Ich weiß nicht, was ich tun soll? So habe ich ihn noch nie erlebt. So kenne ich meinen großen Bruder nicht. Hast du vielleicht einen Rat für mich?" Spricht Jonas in den Hörer und lehnt sich an die Arbeitsplatte, als ich ihn beobachte und dem Gespräch lausche.
"Ihn aufmuntern? Meinst du nicht, darauf wäre ich nie im Leben kommen? Mensch Sera, du müsstest ihn sehen. Er ist ein Wrack. Ein kleines zerbrechliches Wrack." So denkt er also von mir.
Mein kleiner Bruder denkt also, dass ich nicht in der Lage sei mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen? Da hat er sich, aber ganz gewaltig getäuscht.

"Jonas," rufe ich ihn schließlich und gehe um die Ecke, so dass er mich sieht.
"Du, ich muss Schluss machen. Wir sehen uns später," verabschiedet sich Jonas noch von seinem Gesprächspartner bevor er sich mir widmet.
"Was kann ich für dich tun?" Dich nicht in mein Privatleben ein mischen.
"Ach, ich wollte nur deine Aufmerksamkeit," sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln.
"Ach so, wenn das so ist," meint Jonas und räumt nebenbei den Geschirrspüler aus.
"Mit wem hast du eigentlich telefoniert?" Frage ich beiläufig.
"Mit einer Freundin, die kennst du, aber nicht," winkt er ab.
"Ist mein kleiner Bruder etwa verliebt?" Ziehe ich ihn auf.
"Nein, bin ich nicht, außerdem will Sera nichts von mir," meint Jonas ziemlich geknickt.
"Ach Brüderchen, dass wird schon," klopfe ich ihm auf die Schulter.
"Sie kommt später vorbei, also wirst du sie kennenlernen. Du wirst Sera mögen." Ganz bestimmt ich erinnere mich noch an seine letzte beste Freundin.

Sie war eine ziemlich auf getackelte Barbiepuppe und ehrlich gesagt, war sie nur hinter mir her, weil ich schon mit einem halben Bein in der Bundesliga stand. Mein Bruder hatte dann den Kontakt zu ihr abgebrochen und es war die beste Entscheidung, die Jonas eh getroffen hat.

"Du musst es ja wissen," sage ich und lächle ihm an.
"Sie ist nicht so wie die Barbiepuppe," erwidert er und stellt zwei Teller auf den Tisch.
"Wenn du das sagst, dann muss es ja stimmen." Naja, im Grunde vertraue ich ihm ja und ich denke mal, dass Jonas diesmal so schlau war und nicht gleich nach den ersten 5 Minuten gesagt hatte: 'Komm werde meine beste Freundin.'
Ich denke mal Jonas besaß dieses Mal diese Schlauigkeit, außer er hatte an diesem Tag sein Gehirn ausgeschaltet. Das könnte durch aus möglich gewesen sein.

Wenig später, nachdem wir alle Sachen, die man für ein Frühstück braucht, auf den Tisch gestellt haben, sitzen wir am Frühstückstisch und schweigen uns an.

"Ich weiß das Schweigen Gold ist, aber können wir uns nicht unterhalten?" Durchbreche ich diese unerträgliche Stille.
"Ähm, ja. Worüber möchtest du reden?" Fragt mich mein Bruder.
"Erzähl doch mal, was in den letzten Jahren passiert ist. Wir sehen uns doch so selten," fordere ich ihn auf.
"Ich habe dir eigentlich alles erzählt, was du wissen musst," sagt er nur und beißt in sein Brötchen.
"Und das du eine beste Freundin hast, hat mich also nicht zu interessieren?" Frage ich ohne umschweife.
"Mensch Mats, du warst in Dortmund, ich hier in München oder besser gesagt in Unterhaching. Glaubst du wirklich ich habe, da eine Minute daran gedacht dir von Sera zu erzählen. Nein, dass habe ich nicht, weil du mir genauso viel von deinem Privatleben erzählt hast, wie ich dir," meint Jonas und steht auf, da es geklingelt hat.

Oha, das hat gesessen. Mitten ins Herz. In mein gebrochenes Herz. Ich muss wirklich hart werden. Ein hartes Arschloch, sodass ich keinerlei Gefühle jemals wieder an mich heran lasse. Aber so wie ich mich kenne, werde ich das sicherlich nicht in die Tat umsetzen können.

09/05/2016

Ich seh' in dein Herz ~ Mats Hummels ~ Teil 1 #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt