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Tränen rollten über meine Wange, als ich realisierte, dass ich meinen Vater jetzt für lange Zeit nicht mehr sehen würde. Aber es würde uns gut tun. Er hatte Zeit für sich und konnte zur Therapie gehen, und ich musste mir nicht mehr ansehen, wie er litt.

Er wollte sich wirklich ändern, und das war ein riesiger Fortschritt.
Als er erfuhr, dass meine Mutter starb, war er fertig mit der Welt, ich ebenfalls.
Die ersten 4 Wochen waren die schlimmsten. Ich musste versuchen, mich durch zu kämpfen, nach vorne zu sehen. Außerdem musste ich mich auch um meinen Vater kümmern, dem es noch viel schlechter ging als mir.

Ich musste zu sehen, wie er sich selbst die Schuld an dem Tod meiner Mutter gab, weil die beiden davor einen Streit hatten. Jede Nacht trank er mehr und mehr. Es wurde einfach nicht besser.
Jetzt endlich erkenne ich ein Fünkchen Hoffnung in seinen Augen. Es war das beste für uns, dass ich erstmal zu meiner Freundin nach Irland, Mullingar zog.

"Ich vermisse dich jetzt schon." sagte mein Vater leise, als ich mit den Koffern vor unserem Haus stand. "du weißt, dass ich dich niemals weggeben würde, wenn das alles nicht passiert wäre. Es tut mir leid, mein Engel."

Ich lächelte schwach. "Es braucht dir nicht leid tun. Es war nicht deine Schuld." 
Er gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Er roch wie immer nach Alkohol und ich hoffte, wenn ich bald wieder zurück komme, würde das nicht mehr so sein.

"Ich habe dich lieb, Dad." flüstere ich, als ich bemerkte, dass meine Freundin, Allison, mit ihrem Auto vor der Tür stand. "Ich dich auch. Und jetzt geh, lebe dein Leben so wie du es immer wolltest. Ich hoffe so sehr, dass du eine schöne Zeit hast. Und melde dich, ok?" Ich nickte bevor ich ihm das letzte mal zu winkte und ins Auto stieg. 

Allison wechselte noch ein paar Worte mit meinem Vater bevor es dann los ging.
"Auf gehts." sagten wir gleichzeitig und ich konnte nach langer Zeit wieder durchatmen.

Ich blickte aus dem Fenster und schaute dabei zu, wie die Straßen an mir vorbei zogen. Mein Leben zog mit jeder Sekunde an mir vorbei und das wurde mir seit dem Tod meiner Mutter bewusst, wie kurz doch ein Leben sein kann. Wie mit jeder Atmung unsere Zeit davon läuft.

Das lange Nachdenken bereitete mir Kopfschmerzen. Ich schloss meine Augen und bemerkte wie meine Augenlider immer schwerer wurden, bis ich dann einschlief.

_

"Wir sind da!" ertönte Allison's Stimme. Sie rüttelte mich am Arm, ich öffnete langsam meine Augen und sah ihr Grinsendes Gesicht vor mir. Die Fahrt war ziemlich lange, weshalb ich froh war, eingeschlafen zu sein.

Wir stiegen aus dem Auto und als ich sah, vor was für einem Haus, wenn es nicht sogar eine Villa war, wir standen, formte sich mein Mund zu einem O.

"Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?" fragte ich erstaunt. Sie lachte. 

"Ja, es ist schön, nicht wahr? Hat mein Vater mir gekauft. Er hat einfach zu viel Geld. Es wundert mich, dass du noch nie hier warst. Aber du musstest viel durch machen in letzter Zeit, deshalb werde ich dir helfen, dich ein bisschen abzulenken."

Ich grinste, denn ich war froh, sie zu haben. Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten. Sie war einfach eine perfekte Beste Freundin. 

Wir gingen in das Haus rein und ich schaute ich erstmal um. Total fasziniert ging ich in mein Zimmer, welches Allison mir vorhin gezeigt hatte. Es war groß, sehr groß. Ich hatte alle Möbel die ich brauchte und war echt zufrieden, bis jetzt lief alles so gut.

Doch da wusste ich ja nicht, was noch alles passieren würde.

_

Es dauerte 2 Stunden bis ich fertig mit auspacken war und ich war einfach platt. 
Schnell huschte ich unter die Dusche um mich zu waschen und zu rasieren.

Nachdem ich mich dann frisch gemacht hatte ging ich ins Wohnzimmer wo Allison auf der Couch saß, sie schaute Fernseher. "Und, wie gefällt es dir hier?" fragte sie.
"Ich fühle mich jetzt schon wohl. Ich hoffe wir werden eine schöne Zeit haben."

"Apropos schöne Zeit, morgen ist der erste Tag auf der Highschool, du bist schon angemeldet, keine Sorge. Und morgen werden wir irgendwas unternehmen. Fast jeden Tag veranstaltet einer auf unserer Schule eine Party, also wenn eine stattfindet, können wir ja hingehen."

Halt stop. Ich auf eine Party?

"Ehmmm, ich glaube das mit der Party ist eine schlechte Idee, ic-" doch bevor ich zu ende sprechen konnte, hielt sie ihre Hand vor meinen Mund.

"Ne ne ne, du wirst mich schön begleiten. Komm schon, du musst ein wenig lockerer werden und dich mal ablenken."

Allison hatte schon Recht, ich muss nach vorne sehen und los lassen, ich konnte schließlich nicht für immer so zurückhaltend sein. "Ok...du hast gewonnen."

Sie schrie kurz auf und nahm mich dann in den Arm. Ich musste lachen und spürte etwas wie Freude in meinem Bauch. Ich freute mich nicht nur auf die Party, sondern auch auf die Schule. Klar war ich aufgeregt, weil ich niemanden dort kannte, außer Allison, aber ich sah es als Neu anfang.

Vielleicht würde ich neue Freunde finden. Allison würde nicht in meine Klasse gehen, da sie ein Jahr älter war, also musste ich mich da alleine durchschlagen, aber das wird schon irgendwie. Ich meine, so schlimm kann es ja nicht werden.

Wir unterhielten uns noch über jede Menge Zeugs und als ich dann müde wurde, ging ich hoch ins Zimmer. Ich überlegte mir noch kurz bei meinem Vater anzurufen. Ich holte das Telefon und wählte seine Nummer.

"Hallo?"
"Hallo Dad!"
"Schätzchen, ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr anrufen. Ich freue mich so deine Stimme zu hören! Wie gehts es dir? Wie gefällt dir das Haus? Ist alles ok?"
"Ganz ruhig, haha. Es tut mir leid das ich mich erst so spät melde, aber es war ziemlich stressig. Mir gehts wirklich gut hier, ich fühle mich wohl und das Haus ist riesig. Es ist alles ok, mach dir keine Sorgen."
"Das freut mich, wirklich. Morgen ist dein erster Schultag, oder? Ich hatte ich mal auf der Homepage von der Schule umgesehen und sie schien wirklich gut zu sein. Weit weg von euch ist sie auch nicht und ihr beide werdet dann auf die selbe Schule gehen. Die ganzen Schulsachen  wirst du wohl da bekommen, ein paar musst du dir aber selbst besorgen."
"Ich kann es kaum erwarten. Das ist das erste mal, dass ich mich auf die Schule freue. Wie gehts es dir denn?"
"Ich war heute beim Arzt. Es scheint mir wohl besser zu gehen. Ab Morgen fängt die Therapie an."
Ich konnte an seiner Stimme hören, dass er unsicher und aufgeregt war.
"Du wirst das schaffen, dad. Auch wenn ich nicht neben dir bin, bin ich in deinem Herzen. Du glaubst gar nicht wie Stolz ich auf dich bin. Mum wäre es auch."
"Ich habe dich lieb, Amy."
"Ich dich auch. Jetzt muss ich aber auflegen, ich bin müde. Schlaf gut, ich melde mich morgen nochmal."
"Bis morgen."


Mit einem Lächeln auf meinen Lippen legte ich mich ins Bett und schlief dann ein, in Gedanken bei Mum und Dad.

troublemaker. - n.h *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt