Ein Tag bei den Maddisons

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Mein Vater ist unser Trainer und nicht wirklich zufrieden mit mir. Okay, ich muss zugeben, dass ich auch eine miserable Schülerin bin. Da wir in einem Wald leben haben wir auch viel Platz zum trainieren. Unser Trainingsplan läuft normalerweise so ab: Morgens, nach dem aufstehen, gehen wir laufen. Meine Brüder machen das meistens gerne, aber ich, naja, ich mache es nur um mich später vor den anderen Trainingseinheit zu drücken. Danach gibt es meistens Frühstück und wir sollen eine Stunde Pause machen. Bei mir sind es meistens drei Stunden, da ich meistens, nach einer Stunde, schon so in mein Buch vertieft bin, dass es schwer ist mich aus meinem Bett oder von der Couch zu bekommen. Kurz darauf beginnt für meine Brüder die erste Trainingseinheit bzw. Lerneinheiten. Dort lernen sie die frühere Geschichte, also die bevor sie geboren wurden und die nachdem wir erneut untergetaucht sind, oder die Geschichte von heute, weil wir von der Welt abgeschnitten sind. Meine Eltern regen sich immer darüber auf, dass meine Brüder nichts von den Geschehnissen dieser Zeit hören wollen. Doch ich verstehe meine Brüder, ich tue ja eigentlich nichts anderes, sie wollen die Welt und die Geschehnisse, genau wie ich, selbst erleben. Es hört sich jetzt so an, als ob wir nicht wüssten, dass es Handys oder Autos gibt, doch, natürlich wissen wir das. Aber auch nur durch den Unterricht unseres Vaters. Nach einer Stunde hören meine Brüder meist nicht mehr zu, deswegen hat mein Vater auch keine Lust mehr und sie beenden den Unterricht. Dann stürmen meine Brüder ins Wohnzimmer und schmeißen sich neben mich auf die Couch, darauf folgt dann immer das selbe Gespräch.
Damian, in seinem ironischen Ton: "Verehrte Zwillingsschwester, warum trainierst du nicht mit uns?"
Zacharias: "Ja, wieso? Mit dir wäre es viel witziger, weil du Vater immer mit genervten Seufzern und Sprüchen ins Wort fallen würdest."
Michael: "Mensch Damian, Zacharias, lasst eure Schwester in Frieden. Seht ihr nicht, dass sie in ihr Buch vertieft ist!"
Dafür liebe ich Michael so, er ist so verständnisvoll und lässt mich in Ruhe, wenn ich lese. Aber dann kommt Alec: "Sie hat das Buch schon etliche Male gelesen. Vielleicht sollte sie mal Raus an die Luft kommen und mit trainieren. Sie kann sogar, wenn sie auf den Tod nicht mit trainieren möchte, draußen in Mutters Holzstuhl lesen."
Dann sage ich meistens: "Okay Alec, morgen vielleicht."
Zacharias und Damian fangen meist an lauthals zu lachen, weil sie genau wissen, dass ich eh nicht draußen lese oder trainiere. Traurig, dass Alec es immer noch nicht versteht. Darauf folgt Totenstille und man hört nur wie wir atmen. Anschließend kommt Mutter ins Wohnzimmer und sagt: "Kinder, wie wär's, wenn ihr zur Abwechslung mal miteinander sprecht anstatt euch wie Fremde anzuschweigen? Es würde euch vielleicht auch mal gut tun mit jemandem zu sprechen."
Meistens folgt darauf ein kleines Gespräch zwischen Michael und Damian oder es herrscht weiterhin Totenstille, aber an einem Tag vor ungefähr 10 Jahren war es anders. An diesem Tag dachte ich mir einmal, dass ich mich auch mal zu Wort melden sollte. Ich sagte, in meiner normalen, genervten Art: "Ich denke wir unterhalten uns nur nicht miteinander, weil wir uns seid 900 Jahren immer und immer wieder mit den selben Personen unterhalten müssen. Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten, also gibt es demnach früher oder später keine Gesprächsthemen mehr. Außerdem gehen wir uns früher oder später auf die Nerven. Demnach seid ihr Schuld, dass wir uns später verabscheuen." Den Blick den meine Mutter mir dann zuwarf hat mich erschüttert, sie hatte mich nämlich noch nie auf so eine Weise angeguckt. Es war sogar eher ein starren, ein trauriges und wütendes starren. Ich wartete darauf, dass sie etwas sagen würde, doch das tat sie nicht. Sie starrte mich an, ging wieder in die Küchen und schloß die Tür hinter sich zu. Meine Brüder schauten mich auf eine ähnlich Weise an, alle außer Damian taten dies. Damian sagte nur: "Gut, dass es endlich jemand ausgesprochen hat." Danach lächelte er mich auf eine leicht verstörte Weise an. Die anderen hatten eher Wut in ihren Augen und ich wusste auch genau warum. Ich wusste, dass unsere Eltern uns all die Jahre nur schützen wollten und mehr auch nicht. Diese isolierte Lebensweise war nur nötig, weil wir, die eigentlich unzerstörbaren Wesen, getötet werden könnten. Ich wurde dann mit schweigen "gestraft", naja es war keine Strafe, es war sowas wie Urlaub. Urlaub, vor den dummen Sprüchen meiner Brüder und den damals nervenden Zauberei meiner Mutter.

Bree Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt