OneShot Nummer 9

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Lasst den von euch gewählten Charakter in genau 500 Wörtern über einen schwerwiegenden Fehler sinnieren (den er entweder selbst begangen hat, oder unter dem er zu leiden hatte, weil ihn ein anderer begangen hat).

Gideon

Ich sitze in meinem Mini und fahre nach Hause. Währenddessen mache ich mir darüber Gedanken, was ich gerade zu Gwen gesagt habe. Und auch ihre Reaktion lässt mich nicht los. Wie sie weinend weggerannt ist. Ich weiß nicht mal, ob sie gut zu Hause angekommen ist...

Was habe ich nur getan?

Du hast die Wahrheit gesagt! , sagt mir die Stimme in meinem Kopf.

Ja, ich wollte, dass sie sich in mich verliebt. Ja, ich hab es nur wegen dem Grafen getan. Aber das war am Anfang! Spätestens nach der Soiree war es eigentlich um mich geschehen. Ich liebe sie wirklich! Als ich ihr vorhin meine Liebe gestanden habe, war ich so nervös wie lange nicht mehr. Ich hatte regelrecht Panik vor ihrer Reaktion und war einfach nur unheimlich froh, als sie mich nicht zurückgewiesen hat.

Und dann kommt diese Frage...

„Hast du das alles geplant?", hat sie gefragt.

Vielleicht hätte ich lügen sollen, ich hätte „nein" sagen können.
Dann würde ich jetzt irgendwo mit ihr sitzen und ihr alles erklären, dann würde sie mir vielleicht auch zuhören. Aber ich wollte sie nicht belügen, das hat sie nicht verdient. Andererseits hat sie so furchtbar traurig, enttäuscht und verletzt ausgesehen. Sie hat geweint. Das war wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Ich hasse es, wenn sie weint, vor allem, wenn es wegen mir ist. Das wollte ich nicht und trotzdem habe ich ihr die Wahrheit gesagt, dass ich auf Befehl des Grafen gehandelt habe. Ich konnte ihr nicht erklären, dass mir mittlerweile egal ist, was der Graf und die Loge wollen. Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich nur sie will. Aber ich muss es ihr sagen, sie hält mich doch schon für einen Kotzbrocken und wahrscheinlich auch einen Arsch. Wer weiß, was sie jetzt alles von mir denkt.

Sie wollte dir nicht zuhören, Gideon! Du hast es versucht!, meldet sich die Stimme in meinem Kopf nochmal.

Ja, ich hab es versucht, aber nicht genug. Ich hätte ihr hinterherlaufen müssen.

Dr. White wollte dich doch nicht gehen lassen! Du bist verletzt worden!, höre ich es in meinem Kopf.

Ja, aber, wenn ich ehrlich bin, hätte ich mich auch von Dr. White losreißen können. Gwen muss doch die ganze Wahrheit kennen. Vor allem habe ich Paul versprochen, dass ich auf sie aufpasse und ich denke nicht mal daran das Versprechen nicht zu halten. Das könnte nur schwer werden, wenn sie nichts mehr mit mir zu tun haben will und mir aus dem Weg geht und das ist das, was sie wohl oder übel tun wird, wenn ich nichts dagegen unternehme. Und was soll ich tun? Ich könnte zu ihr hin fahren, aber ich weiß nicht, ob das nicht zu viel wäre oder, ob sie mir überhaupt die Tür öffnen würde. Ich hab noch ihre Nummer und könnte sie anrufen. Ich könnte ihr sagen, dass alles ganz anders ist und sie um ein Treffen bitten. Im schlimmsten Fall könnte ich ihr auch alles am Telefon sagen. Hauptsache sie hasst mich nicht, damit käme ich nicht klar. Damit will ich auch gar nicht klarkommen müssen. Also steht mein Entschluss fest. Ich werde meinen Fehler wieder gut machen und Gwen um Verzeihung bitten. Ich werde ihr alles erklären. So viele Menschen haben sich schon gegen sie gestellt. Ich will nicht dazugehören. Ich liebe Gwen doch.

Zuhause rufe ich dann im zehn-Minuten-Rhythmus bei ihr an, doch jedes Mal ist es besetzt. Anscheinend will sie wirklich nicht mit mir reden. Ich werde trotzdem nicht so schnell aufgeben. Da springen mir die Papiere von Paul ins Auge, die er mir vorhin in der Vergangenheit noch gegeben hat. Er wirkte so ernst und ehrlich. Ehrlich besorgt um Gwen vor allem. Ich sollte die Papiere wohl lesen...

Und das tue ich. Wieder und wieder. Ich kann nicht fassen, was dort steht. Gwen ist in großer Gefahr und ich bin auch noch Schuld.


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