Ich atme tief ein und aus, als ich mein Spiegelbild betrachte. Die dunklen Augen eines achtzehnjähriges Mädchen sehen mich an. Die langen hellbraunen Haare zu einem hohen Zopf gebunden und die Wangen, vor Aufregung, in einem hellen rosa Ton.
Am Waschbecken abgestützt, überprüfe ich noch einmal mein Spiegelbild und finde, dass mein dezentes Make-Up sitzt.
Meine ältere Schwester Anna hätte jetzt gesagt, dass ich doch ruhig ein wenig mehr auftragen könnte, doch ich habe keine Ahnung, wie die Schüler auf der neuen Schule sind oder aussehen.
Auf einer amerikanischen Highschool.
Mein Herz schlägt schneller bei dem Gedanken und ich frage mich immer noch, ob es die richtige Entscheidung war, Deutschland zu verlassen und mit meiner Mutter hierhin, nach Amerika zu ziehen.
Nachdem sie meinen Vater beim Rumknutschen mit einer anderen Frau erwischt hat, ist sie einfach, so schnell wie möglich, in ein Reisebüro gehetzt und hat einen Flug in die Vereinigten Staaten gebucht.
Es war eher eine schnelle Handlung der Verzweiflung, doch als sie hier einen guten Job, als Sekretärin eines besagten Holdings, gefunden hat, konnte sie nichts mehr aufhalten.
Ich musste die Entscheidung in Sekunden treffen. Und alleine konnte ich sie doch nicht lassen?
Ich streiche über die weiße Bluse und richte die blaue Krawatte, die perfekt zum schwarz-blaukarierten Rock passt.
Ich hätte mir nie vorstellen können, eine Schuluniform zu tragen. Auch wenn es nur für ein Jahr ist.
Überhaupt kann ich es mir nicht vorstellen auf einer Highschool, mit tausend Schülern, die alle dieselben Klamotten anhaben, mein letztes Schuljahr zu vollbringen. Zwar meinte Frau Lichter, dass die Highschool nicht, wie in den ganzen Filmen und Büchern ist, aber so sicher bin ich mir da nicht. Sie ist auch der Meinung, dass ich als Deutsche keine Schwierigkeiten haben werde, mich einzuleben, was ich auch wiederrum bezweifle.
Nicht wegen der Sprache. Mit fließend britischem Englisch werde ich mich schon verständigen können, nur habe ich wegen den Leuten etwas Unbehagen. Über die Ami's wird viel geredet.
"Mona! Bist du mal endlich fertig!?"
Ich seufze.
Etwas, was ich jetzt schonmal an meinem neuen Zuhause hasse, dass ich kein eigenes Badezimmer habe und es mit Anna teilen muss, die sehr ungeduldig ist, aber selbst fast zwei Stunden in diesem kleinen Raum verbringt.Ich verlasse das Badezimmer, nur um meine Schwester vorzufinden, die aussieht, als hätte man sie in eine Steckdose gesteckt.
Für diese Haare wird sie ewig brauchen.
"Woww, was ist denn mit dir passiert?"
"Na endlich!"
Meine Aussage ignorierend, stürmt sie an mir vorbei und knallt die Tür zu. Versteht mich nicht falsch, nicht, dass wir uns nicht verstehen, nur ist sie, in Hinsicht zu mir, sehr verschieden.
Manchmal zickig, zu veträumt und pingelig und liebt die Farbe rosa über alles, weswegen man sich in ihrem Zimmer umgeben von rosaner Zuckerwatte fühlt.
Eben ein wirkliches Mädchen.
Ich, dagegen, bin eher die Gemütliche. In meinem Zimmer liegt alles Brauchbare in der Gegend, sofort griffbereit. Nagelläcke, Kissen, Taschentücher, Bücher, Teddies und meine Jogginghose sind zerstreut sichtbar. Cola und Chips findet man immer.
Ich schnappe mir meinen Rucksack und kicke eine alte leere Kiste in die Ecke. Ich habe Stunden gebraucht, um alles auszupacken und einzuräumen.
Als ich die Treppen hinuntersteige, falle ich fast über eine Kiste, die mitten auf der Treppenstufe liegt. Scheint, als hätte meine Mutter es doch nicht geschafft, die ganzen Kartons mit den Wohnzimmerutensilien auszuräumen.

DU LIEST GERADE
American Guy ( Harry Styles FF )
Fanfiction"Du bist anders, Kleine." Und damit grinst er schief, bevor er ganz verschwindet. Ja, ich bin anders. Denn ich bin keine Amerikanerin. *kann sexuelle Szenen enthalten*