Heißer Holzkopf

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Ich steige auf mein Skateboard und rolle langsam über den Schulhof. Endlich darf ich diese verrückte Schule verlassen und zu Hause mich aus diesen Klamotten befreien. Die restlichen Stunden verliefen gleich.

Ich musste mich vorstellen und einfach nur sitzen und den Lehrern zuhören. Zum Glück hat mich keiner gefragt, warum ich hier bin, aber wahrscheinlich liegt das daran, dass Schuljahresanfang ist und man sich nicht wundern muss, wenn jemand Neues vor der Tür steht. Ich will so schnell, wie möglich weg und diesen Tag aus meinem gefüllten Hirn löschen. Am Besten komme ich nie wieder hierhin. Ich werde meine Mutter überreden mich zurück zu schicken. Das kann ich mir ein Jahr nicht antun.

Travis und Jess sind schon verschwunden. Sie fahren mit Travis' Wagen. Er hat angeboten, mich heimzufahren, was wahrscheinlich auch besser gewesen wäre, doch ich habe verneint. Auch wenn sie ganz cool und nett sind, will ich im Moment einfach nur alleine sein und so schnell, wie möglichst, nach Hause. Als ich mich dem Schultor nähere, sehe ich die Gruppe von den Footballspielern.

Okay, ich schaue nur auf einen von ihnen. Er lehnt sich lässig an das Tor und dreht ein Football in seiner Hand. Er lacht gerade und ich kann nichts dafür, dass ich nicht wegschauen kann. Wie kann man nur so schön lachen? Und mein Gott, wie heiß kann man sein, wenn man sich durch die Haare fährt?

Plötzlich hebt er seinen Blick und wir führen Blickkontakt. Ich halte automatisch die Luft an und wende meinen Blick erst ab, als ich jemanden schreien höre.
Oh, ich hätte gerade ein Mädchen überfahren, welches wohl in der Unterstufe zu sein scheint. Sofort wird mir heiß und am Liebsten hätte ich mir zehntausend Facepalms hintereinander gegeben.

Natürlich hat er es gesehen!
Er wird denken, ich bin eine Gefahr für die Menschheit, obwohl dieses Skateboard mein bester Freund ist. Trotz meiner Aufregung schaue ich nach hinten und sehe, wie er grinst und dann seinen Kopf schüttelt.

Dieser Tag war einfach nur eine Blamage meines ganzen scheiß Lebens und wenn ich vorher dachte, dass ich mein peinlichstes Erlebnis schon erlebt habe, war dieser Tag wohl der Schlimmste. Ich sollte hier wegziehen.
Ohne mich noch einmal umzudrehen, flüchte ich förmlich die Straßen entlang und bin endlich froh, als ich unser Haus erblicke. Und das erkenne ich nur an diesem Zwerg neben unserem Briefkasten. Hier sieht alles gleich aus.

Mega langweilig.

Als ich die Tür öffne, rieche ich Steak und Pommes. Etwas, was meine Mutter in Deutschland nie kochen würde.

Hier, wohl schon.

Ich pfeffere meinen Rucksack einfach in die Ecke und setze mich schlecht gelaunt an den Tisch. Sogar das Radio muntert mich nicht auf. Meine Mutter steht mit dem Rücken zu mir, am Herd und summt zum Lied mit.
Warum ist sie schon zu Hause?

"Und wie war dein Tag?"

"Super."

Sofort wird die Musik leiser gestellt und besorgt sieht sie mich an.

"Was ist passiert?"

Ich will gerade anfangen zu fluchen und mich zu beschweren, als die Tür aufgerissen wird und eine strahlende Anna in die Küche stürmt.

"Hallo, liebe Familie! Das College ist super! Oh mein Gott, ich will hier nie wieder weg!"

Sie lächelt von einem Ohr zum Anderen und sofort klatscht sich meine Mutter in die Hände.

"Das ist großartig, Anna! Ich freu mich, dass es dir gefällt."

"Ja!", quiekt diese nur und setzt sich mir gegenüber.

"Lecker, amerikanisch! Mmhh..und was ging bei dir ab, Moni?"

"Amerika geht ab."

Damit stehe ich auf, schnappe mir meinen Rucksack und knalle oben meine Zimmertür zu. Ich lasse mich rücklings auf mein Bett fallen und starre meine Decke an.

American Guy ( Harry Styles FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt