Kapitel 1 - Alles egal

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„Jennifer, du-"

„Jenny!", widersprach ich schnell, denn mein richtiger Name klang einfach viel zu lieb.

„Ja gut, Jenny. Du hättest es fast nicht in die nächste Jahrgangsstufe geschafft und wenn du so weiter machst, bin ich mir nicht sicher, ob du deinen Abschluss schaffst. Es sind viel zu viele vierer, die in Richtung fünf gehen, in deinem Zeugnis vorhanden. Aus diesem Grund musst du in den Ferien auf jeden Fall etwas tun. Es ist nur ein gut gemeinter Rat." Meine Klassenleiterin sah mich besorgt an und gab mir mein Zeugnis.

Ohne das Stück Papier genauer anzusehen, steckte ich es in meine Faltmappe und anschließend in meine Tasche.

Mir ging es am Arsch vorbei, was andere Leute über mich dachten und meine Noten erst Recht. Schule war überflüssig. Ich wollte nur noch meine Jugend genießen und lernen passte da nicht so rein.

Ich war nicht immer so. Ich war eigentlich bis zu diesem Schuljahr echt schüchtern und zurückhaltend. Ich war lieb, hilfsbereit und das hat manche Mädchen dazu bewogen, mich auszunutzen, bis sie keinen Bock mehr auf mich hatten und schon wurde ich fallen gelassen. Dann stand ich allein da, am Boden zerstört und war verzweifelt wie noch nie davor. Ich hatte Glück, dass es nur meine „Freunde" aus der Klasse betraf und ich noch andere in Parallelklassen hatte auf die ich mich auf jeden Fall verlassen konnte, doch auf der anderen Seite hatte ich es auch satt. Ich wollte nicht mehr die kleine, liebe Jennifer sein, sondern anderen zeigen, dass auch ich andere Seiten hatte.

Es war schwer, mich so zu verändern. Es forderte viel Selbstbewusstsein, aber ich hatte es geschafft und darauf war ich stolz.

Meine Veränderungen hatten zwar Vorteile, wie, dass alle Jungs auf mich standen, aber auch den Nachteil, dass ich alle meine Freunde verloren hatten, die mit meinem neuen Ich nicht zurechtkamen oder es nicht so mochten wie mein altes.

Ich fand aber neue Freunde und verdrängte das Gefühl der Trauer in mir.

Ich veränderte mich so, dass mir nur noch alles egal war. Zeigte allen, dass ich das machte, was ich wollte und auf die Konsequenzen daraus scheiße.

So wurde ich vom Good Girl zum Bad Girl, obwohl ich diese Bezeichnung einfach nur lächerlich fand.

Ich war mit meinem Leben echt zufrieden.

„Ihr dürft nun gehen. Schöne Ferien und erholt euch gut", entließ uns endlich unsere Lehrerin aus diesem Gebäude.

Schnell sprang ich auf und fühlte mich frei, als ich den ersten Schritt nach draußen tat. Sechs Wochen keine Schule mehr, nichts lernen und non-stop feiern. Diese Ferien werden geil, ich spürte es schon.

Ich gesellte mich zu paar Freunden, die ein paar Meter von der Schule entfernt standen. Nachdem ich alle mit einer Umarmung oder einem Kuss auf die Wange begrüßt hatte, erfuhr ich schnell, dass sie geplant hatten, sich heute bei Alex zu treffen, dessen Eltern im Urlaub waren.

Alex hatte dunkle, fast schon schwarze Haare und war einfach nur heiß. Durch meine Veränderung wurde er auf mich aufmerksam und so landeten wir ziemlich schnell im Bett. Alex war sogar mein Erster und der Sex mit ihm war einfach nur mega.

Ich merkte Arme um mir und wie jemand anfing, meinen Nacken zu küssen auf den man ziemlich gute Sicht hatte, da meine blonden Haare zu einem hohen Dutt gebunden waren.

„Hey Babe", hauchte er an meine Haut. Sofort stellte sich jedes noch so kleine Haar auf und ich bekam leichte Gänsehaut. Alex lachte leise, was mir zeigte, dass er meine Reaktion auf ihn genau bemerkte, doch ich überspielte es gekonnte indem ich mich umdrehte und ihn einen leichten Kuss auf die Lippen gab. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie unsere Freunde anfingen zu grinsen. Die meisten dachten sogar schon, dass Alex und ich zusammen wären. Wahrscheinlich deshalb, weil wir uns wie ein Paar verhielten. Aber mehr als Berührungen sind auch nicht drin. Liebe? Fehlanzeige. Ich mochte es nicht gebunden zu sein und brauchte meine Freiheiten, deswegen war unsere kleine Affäre mit keinen Verpflichtungen genau das Richtige für mich.

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