38 . Brennender Himmel in Gold, Rot und Weiß

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Pfeile prallten von seinem gewaltigen, mit Schuppen bedeckten Bauch ab, als Glaedr sich über Gil ead in den Himmel erhob. Mit herausschnellender Zunge, kostete der goldene Drache den Geruch, der von Schlachtfeld unter ihm aufstieg. Das Aroma von verbranntem Holz und verschmortem Fleisch, schwängerte die Luft. Er war schon oft an diesem Ort gewesen. In seiner Jugend hatte er noch nicht Gil ead geheißen und damals waren die einzigen Bewohner, die Elfen und ihre Freunde gewesen. Seine bisherigen Besuche hatte er immer sehr genossen, bis der Drachenmörder Galbatorix alles zerstört hatte. Jetzt schmerzte den alten Drachen die Erinnerung an seine Nest-Gefährten, die hier umgebracht worden waren, von den Gedanken-krank-Abtrünnigen.
Der alte Drache schüttelte einmal den Kopf, um die Spinnweben der Vergangenheit abzuschütteln und konzentrierte sich wieder auf die Schlacht. Im Norden glitzerte der Isenstar, wie ein gekräuseltes Blatt aus flüssigem Silber, während unter ihm das Heer der Spitzohren, angeführt von Islanzadi die Stadt des Verräters umstellt hatte. Ihre Rüstungen funkelten, wie zerstoßenes Eis, in der aufgehenden Sonne. Und von Süden her flog der kleinere rote Drache auf ihn zu und brüllte herausfordernd. Auf seinem Rücken saß Morzans Sohn Murtagh und hielt sein Schwert Zar roc, das funkelte wie ein polierter Nagel. Traurig blickte Glaedr den sich nähernden Feinden entgegen. Er wünschte er und sein Reiter könnten sie verschonen. Doch das war wegen dem Drachen-Ei-Räuber unmöglich. Deshalb spreizte er kampfbereit die Klauen und erwiderte das herausfordernde Brüllen seines kleineren Artgenossen, mit einem lauten Knurren. Mit mächtigen Flügelschlägen schoss er auf seine Gegner zu.
Hart schlugen die beiden Drachen, über den Dächern von Gil ead zusammen. Fauchend vor Wut, schnappte Glaedr nach dem Hals seines jüngeren Artgenossen, doch Dorn wandte geschickt den Kopf ab, so dass die Zähne des goldenen Riesen nur Luft zerrissen. Gleichzeitig fuhr der rote Drache, mit den Krallen, über die Schulter seines Gegners und zerfetzte Schuppen und Fleisch. Brüllend stieß Glaedr den kleineren Drachen von sich. Laut schnaufend sog er die Luft ein und überzog Morzans Sohn und seinen Seelengefährten mit einem Meer aus goldenen Flammen. Noch bevor der goldenen Glanz verlöschte, stieg er mit zwei kräftigen Flügelschlägen auf und als sein kleinerer Artgenosse, der durch die Schutzzauber seines Reiters, vor Verbrennungen bewahrt worden war, aus dem Inferno hervorbrach, stürzte er sich auf ihn.
Mit seinem verbliebenen Vorderbein, umschlang er Dorn und während seine Hinterbeine immer wieder über dessen roten Körper kratzten, versuchte er das Leben aus dem sich windenden Körper zu pressen. Doch sein Gegner erwies sich als stärker als angenommen. Mit einer Kraft, die die eines Drachens seines Alters, bei weitem übertraf, riss sich der kleinere Drache los. Gleichzeitig donnerte er seinen mit Stacheln besetzten Schweif, mit enormer Kraft in den Bauch des goldenen Riesen. Fauchend vor Wut krümmte sich Glaedr zusammen als die Luft aus seiner Lunge gepresst wurde. Im nächsten Moment schoss ein knochenschmelzender Schmerz, durch seine Schulter. In dem Augenblick, in dem der goldene Riese kurz abgelenkt gewesen war, hatte Dorn seine größere Wendigkeit ausgenutzt und war knapp an seinem Gegner vorbeigeglitten. Dabei hatte Murtagh dem goldenen Drachen, sein Schwert tief in die Schulter gerammt, wo es eine klaffende Wunde hinterlassen hatte.
Gelbe Blitze tanzten vor den Augen des alten Drachen, während der Schmerz in seinem Körper wütete und seine Flügelschläge erlahmen ließ. Doch er ließ sich nicht unterkriegen. Entschlossen schlug er mit den Schwingen. Er war schon alt gewesen, bevor sein Gegner überhaupt geschlüpft war. Er würde sich nicht besiegen lassen. Dann verspürte er plötzlich Linderung, als der Gefährte-seines-Herzens-und-Geistes, seine Wunden heilte. Kurz stieß er ein erleichtertes Schnauben aus, bis er sah, dass sich ihre Gegner wieder näherten. Erneut versuchte der kleinere Drache sich seine Wendigkeit zunutze zu machen, doch dieses Mal kam Glaedr seine Erfahrung zu Gute. Er sah Dorns Flugweg voraus und blockierte den jüngeren Drachen. Überrascht knurrte der rote Drache auf, als er anstatt knapp an der Seite des goldenen Riesen vorbeizufliegen, direkt auf ihn zusteuerte.
Die schuppigen Körper der beiden Kontrahenten prallten mit einem Geräusch wie zwei aufeinander krachende Felsbrocken gegeneinander. Mit Zähnen und Klauen versuchte Glaedr seinen jüngeren Artgenossen zu Unterwerfung zu zwingen. Während die beiden Drachen aufeinander einschlugen, kamen sie dem Erdboden immer näher, doch gerade als Oromis Seelengefährte von seinem Gegner abließ und mit einigen kräftigen Flügelschlägen, wieder an Höhe gewinnen wollte, geschah es. Plötzlich begann der Reiter des roten Drachen merkwürdig zu würgen, als würde sich seine Zunge im Hals verdrehen. Im nächsten Moment hielten beide Drachen mitten im Flug inne. Eine unsichtbare Kraft bremste ihren Sturz so abrupt ab, dass sie die beiden, miteinander ringenden Drachen, fast getrennt hätte und trug sie dann aufwärts. Immer höher steigen sie, bis die Stadt unter ihnen nur noch ein verschwommener Fleck war und Glaedr das dicke Nass der Wolken auf seiner trockenen Zunge schmecken konnte. „Was macht das Jüngelchen da? Will er sich umbringen?" Waren die letzten Gedanken des goldenen Riesen, bevor sie die dichte Wolkendecke durchbrachen und die belagerte Stadt unter ihnen aus ihrem Blickfeld verschwand.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 16, 2016 ⏰

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 ~Kapitel 38~ Der Weiße SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt