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1914

~March~

„Und wo genau treffen wir auf deine Freundin und die andere kleine Hexe?", fragte Tamsin, während sie neben Kol durch die Straßen von New Orleans ging. Ihre Irritation war ihr deutlich anzusehen, aber der jüngste Mikaelson achtete nicht darauf. Überall schlenderten Touristen zwischen den Ständen, die allerlei Souvenirs, Kräuter, Edelsteine und ähnliches, dass genau typisch für die lebhafte Stadt war. Nervös sah sich Kol zu allen Seiten um und beschleunigte seine Schritte. Seine blonde Begleiterin tat sich zunehmend schwerer Schritt mit ihm zu halten. Er hatte in den letzten Wochen diverse Pläne geschmiedet, Klaus zu töten oder wenigstens auf lange Zeit handlungsunfähig zu machen. Dazu hatte er erst vor wenigen Tagen einen der gut versteckten Dolche aus dem geheimen Versteck seines älteren Bruders entwendet. Bis jetzt hatte der Hybrid das Fehlen der Waffe noch nicht bemerkt, aber seit diesem Augenblick wirkte Kol nur noch gehetzt. Seine Paranoia steckte jeden in seiner Umgebung an. Sogar die blonde Iving-Hexe bildete sich an jeder Ecke einen von Klaus Spione ein, die nur darauf warteten sie auf frischer Tat bei einer ihrer Intrigen zu ertappen. Hätte aber der Urvampir bemerkt, dass einer der Dolche, die die einzige Schwachstelle in der unendlichen Existenz seiner Familie darstellt, verschwunden war und er nur im Geringsten einen von ihnen verdächtigte, dann wäre sowohl Kol als auch jede Hexe, die nur in irgendeiner Weise mit ihm in Verbindung stand, bereits lange auf dem Grund eines Ozeans. „Kol, nicht so schnell!", rief die schwer atmende Hexe dem dunkelhaarigen Vampir hinterher, der vor wenigen Augenblicken hinter einer Ecke verschwunden war. Sie versuchte mit Müh und Not ihm zu folgen, aber dies erwies sich nicht als so simpel, wie man meinen mag, immerhin trug sie ein langes, schweres dunkelgrünes Kleid, das sich ständig zwischen ihren Beinen verhedderte. Zudem war Kol fast zwei Köpfe größer als sie und hatte viel längere Beine und die Tatsache, dass er ein unermüdlicher Vampir war, spielte wohl auch eine große Rolle.

Die Blondine rauschte ebenfalls um die Ecke und starrte verwirrt in die leere Gasse. Kol war nicht zu sehen und die Gasse endete wenige hundert Meter vor ihr in einer Sackgasse. Dennoch war sie davon überzeugt, dass ihr Begleiter genau hierher gestürmt war. Besorgt ging sie einige zögerliche Schritte weiter und rieb sich unbewusst die Arme. „Kol? Wo bist du? Das ist nicht witzig!", rief sie und drehte sich dabei im Kreis, um auch jede Stelle nochmal absuchen zu können. Sie ballte die Hände zu Fäusten und ging vorsichtig tiefer in die verlassene Seitengasse. Sie brauchte keine Angst haben, sie war eine der stärksten Hexen, die jemals einen Fuß nach New Orleans gesetzt haben, jeder der sich mit ihr anlegen würde, konnte sein blaues Wunder erleben. Ein unnatürlicher Windhauch direkt hinter ihr, ließ sie blitzschnell herumwirbeln, doch enttäuscht stellte sie fest, dass sich nichts vor ihr befand. Sie drehte sich wieder zurück und kam von Angesicht zu Angesicht mit ihrem zuvor verschwundenen Begleiter. Das plötzliche Auftauchen von Kol hatte die junge Hexe aber so überrascht und verschreckt, dass sie ihre gesamte Macht dafür nutze, die Person, die es gewagt hatte, sich an sie heranzuschleichen, durch die komplette Gasse gegen die alte Hausmauer schleuderte. Erschrocken legte sie eine Hand auf ihr wild pochendes Herz und die andere verweilte über ihrem Mund. Stöhnend lag Kol auf dem Boden und rieb sich den blutenden Kopf. „Kol!", stieß Tamsin aus, als sie ihn erkannte und lief unverzüglich auf ihn zu, bevor sie sich neben ihn auf den Boden sinken ließ. „Bitte verzeih mir, aber ich hatte dich doch vorgewarnt. Schleich dich nicht so an mich heran!", entschuldigend zog sie seine Hand weg, die gegen die Wunde an seinem Hinterkopf gepresst war und begutachtete den Schaden den sie angerichtet hatte. Natürlich verheilte seine Wunde noch in demselben Augenblick, woraufhin sie beruhigt seufzte und sein Blut, das nun auch auf ihren Händen klebte, an ihrem dunklen, waldgrünen Rock abwischte. „Also waren das doch keine leeren Versprechungen?", lachte er und schenkte ihr sein typisches verschmitztes Grinsen, doch sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich so schnell, wie er aufgetaucht war, als er merkte, dass Tamsin nicht die gewünschte Reaktion zeigte. „Verzeih mir, meine Schöne, ich wollte dir keine Angst einjagen.", flüsterte er und ergriff ihre Hand, die zusammengebalt in ihrem Schoß lag. „Kol, mach das nie wieder! Ich hab mir Sorgen gemacht, wir leben in gefährlichen Zeiten. Dein Bruder könnte uns jeden Augenblick auf die Schliche kommen. Genau in diesem Moment könnte er den verschwundenen Dolch bemerken oder noch schlimmer, bereits auf dem Weg sein, um uns allen das Herz herauszureißen und du machst diese- diese dummen Witze als wäre dies hier alles nur ein Spiel! Das ist aber kein Spiel, Kol, es steht so viel mehr auf Messers Schneide! Nicht nur du und ich können hier so viel verlieren, sondern ganz New Orleans wird daran leiden! Bekommst du das nicht in deinen hübschen Dickschädel hinein? Wir könnten alles verlieren, ich könnte alles verlieren... dich sperrt dein Bruder vielleicht wieder für ein Jahrhundert weg, bis er sich beruhigt hat, aber meine Familie und ich werden nicht auf magische Weise wieder lebendig, sobald er unser Herz in seinen Händen zerquetscht.", aufgebracht riss sie während ihrem Ausbruch ihre Hand aus seiner und war aufgesprungen. Wie konnte Kol in so einer Situation nur den Witzbold mimen? Verdutzt starrte er sie mit großen dunklen Augen an, ihm war nicht bewusst, wie sehr sich die blonde Hexe sorgte, da sie sich ihren Kummer und ihre Ängste nie anmerken ließ. Er folgte ihrem Beispiel und erhob sich ebenfalls. Nur wenige Zentimeter trennten ihn von der aufgewühlten Blondine. Reflexartig zog er sie an sich und legte seine Arme um sie. Zunächst stand sie erschrocken und angespannt da, aber nach nur wenigen Sekunden hatte sie sich gefasst und erwiderte die Umarmung. Er vergrub sein Gesicht in ihren langen blonden Locken und atmete den wohlriechenden Duft nach Vanille ein, der sie konsequent zu jedem Augenblick verfolgte. „Verzeih mir.", murmelte er erneut in ihre Haare. Mit geschlossenen Augen nickte sie kaum merklich. In dieser kleinen persönlichen Ewigkeit, ließen alle Sorgen von ihr ab und sie dachte nicht an die Zukunft, an die Konsequenzen und Risiken, die auf sie zukommen würden, sondern war einfach nur im Hier und Jetzt und genoss Kols Nähe.

The Destruction Of Tamsin Iving (The Originals Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt