Kapitel 5 - Essenszeit

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Jonahhat mir viel beibringen können, aber es ist klar, dass ich von heuteauf morgen nicht gleich alles beherrschen kann. Umso mehr Zeit kannich mit Jonah verbringen, denn er scheint mir wirklich ein netterKerl zu sein. Auch, wenn er mich jederzeit töten könnte. Trotzdemvertraue ich ihm mehr als Mike, der auf mich einen besondern bösenEindruck macht.

Ichsitze in meinem Zimmer und kämme meinen langen braunen Locken vormeinem großen Spiegel. Seit ich ein Vampir bin, habe ich das Gefühlnoch schöner geworden zu sein. Wenigstens etwas.

Aufeinmal klopft es leise an der Tür, doch ich höre nicht mit demkämmen auf. "Ja, bitte?" bitte ich die Person zumeintreten und legen meine Bürste hin.

Ichsehe Liah in mein Zimmer treten, die mich leicht lächelnd mustert."Das Vampirdasein steht dir."

"Ichhabe mich aber noch nicht daran gewöhnt." seufze ich und stehevon meinem Stuhl auf. "Das wird auch noch etwas dauern. Wasmeinst du wie lange wir gebraucht haben?" Liah zuckt mit denSchultern und setzt sich auf mein großes Fensterbrett.

"Ihrwart vorher normale Menschen?" ich gehe näher zu Liah um siebesser verstehen zu können und sehe ihr fragend in die Augen.

"Ja,allerdings."

"Wieist das geschehen?"

"Dumeinst, wer die Vampire heraufbeschworen hat?"

"J-Ja."
Liahlächelt und atmet einmal tief ein. "Na ja unsere Geschichtekann man eigentlich fast mit Hänsel und Gretel vergleichen. UnsereFamilie ist gestorben und wir mussten aus unserem Dorf fliehen. Wirsind bei einer der ersten Hexen untergekommen, die uns freundlichempfangen hat. Tja, sie wollte unser Blut um einen mächtigen Zauberzu kreiren, was aber schief gegangen ist. Sie hat uns das Gesöff zumtrinken gegeben und wir hatten keine Wahl, als zu trinken. Als siedachte, dass es nichts bringt, tötete sie uns, doch wir kamenwieder. Wir haben sie getötet und haben dann erfahren, was Vampiresind. Wir mussten alles selbst herausfinden." erklärt sie mir.

"Undich dachte meine Geschichte ist furchtbar." seufze ich und senkemeinen Blick.

"Achwas, das Vampirleben ist gar nicht so schlecht. Vor allem, weil manewig Leben kann." zwinkert sie mir zu und ich muss auflachen."Und wie ich bemerkt habe, hast du ein Auge auf Jonah geworfen."lächelt Liah und mein Lachen verschwindet.

"Was?N-Nein. Wie kommst du darauf?"
"Nur so." kichertsie. "Er ist ein guter Kerl. Das wollte ich damit sagen."fügt sie hinzu und steht auf. Sie reicht mir ihre Hand und ichergreife sie, nach kurzem zögern. "Wir sollten runter gehen. Esgibt Essen."


Alswir endlich unten sind, laufen wir auf dem direkten Weg ins Esszimmerund was es dort zu sehen gibt, lässt mir den Atem stocken.

Mittenauf dem großen Tisch liegt eine junge Frau, die an Armen und Beinendaran gefesselt ist. Sie ist am Leben und weint vor Angst.

"Was..."stammel ich und sehe sie geschockt an.

"Dasist unser Abendessen, Liebste. Begrüße unser Abendmahl." Mikebeugt sich zu dem Opfer. "Wie heißt du nochmal?"
"MeinName ist Maria." antwortet die Frau weinend. "Begrüßeunser Abendmahl Maria." stellt Mike sie vor, als würde er etwaswunderbares getan haben.

"Aber..."ich weiß einfach nicht was ich sagen soll und starre nur auf dasMädchen. Sie muss Todesangst haben, so wie ich damals bei Mason.

Ichspüre Liahs Hand auf meiner Schulter, die mich mitfühlend ansieht."Tu es. Danach wird es dir besser gehen." höre ich aufeinmal von Jonah, der nun auch in das Zimmer kommt.

"Machtihr das immer so?" will ich wissen und Mike lacht. "Nein,nur Sonntags. Das ist ein Feiertag für uns."

Ichweiß ganz genau, dass Mike mich anlügt, aber wie können sie sograusam sein und damit leben können? Haben sie kein Gewissen mehr?
Aber ich habe keine Wahl. Ich muss es tun, sonst bringen sie michum und ich muss wissen, wie man in so einer Welt als Vampir überlebenkann.

"Bitte,wir bieten dir den ersten Schluck." grinst Mike breit, der wohlam meisten Spaß daran hat.

Zögerndlaufe ich zu dem Mädchen, die mich ängstlich ansieht. "Dumusst keine Angst haben. Ich...mach es schnell." erkläre ichund will ansetzen, doch Mike hält mich zurück. "Moment, Süße.Es war nie die Rede davon sie schnell zu töten. Ich mag es lieber,wenn sich das Opfer schön quält. Also bitte trink nicht zu viel."bittet er mich und ich sehe ihn wieder geschockt in die Augen. Wasist er nur für ein Mensch?
Im Augenwinkel sehe ich, dass Liahund Jonah den Blick senken. Die beiden scheinen in Ordnung zu sein,aber Mike ist ein grausames Monster.

Langsambeuge ich mich zu dem Handgelenk des Mädchens und beiße hinein, wassie zum Schreien bringt. Es tut weh in den Ohren und ich kann dasBlut gar nicht genießen.

Nacheinigen Sekunden höre ich auf und merke, dass Mike mich nun ernstansieht. "Gut." sagt er nur und nickt den anderen beidenzu, die sich auf das Mädchen stürzen.

Wardas nur eine Probe? Er scheint zufrieden mit mir zu sein und siehtmir tief in die Augen. Ich weiß einfach nicht was ich von ihm haltensoll, aber eins weiß ich: Er ist gefährlich.


Toxic - Die Geschichte eines Vampirs (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt