Dominik
Als ich mich umdrehte, sah ich Hannah's und meine Eltern. Mir stockte der Atem. Wie angewurzelt blieb ich neben Hannah's Bett stehen, sprechen war mir in dem Moment nicht bekannt.
>Bitte denkt nichts falsches. Es ist nicht das passiert, wonach es aussah. Dominik wollte mir nur helfen, d-das Kabel zu richten, ist dann aber über seinen eigenen Fuß gestolpert und auf mich geflogen!< ratterte sie hinunter ohne Pause. Ich sah sie einmal kurz an und nickte dann ihr zustimmend.
>Ja ... ja genau. So ist es passiert!< sagte ich gespielt genervt, damit man meine Nervosität nicht merkte. Ihre und meine Eltern nickten nur und unterhielten sich gefühlte 15 Minuten mit Hannah. Ich stand nur mit meinem Handy in der Ecke des Raumes. Wieso tat ich mir das eigentlich an? Hier bei Hannah zu sein ist sinnlos. Doch ich konnte schwer einfach so gehen. Meine Eltern waren die ganze Zeit hier und unterhielten sich mit Hannah's Eltern über jeglichen unnötigen Sachen.
>Wir kommen gleich wieder, wir holen uns schnell einen Kaffee.< teilten mir meine Eltern nach einem halbstündigen Gespräch mit Hannah und ihrer Eltern mit. Lust mitzukommen hatte ich nicht gerade. Lust bei Hannah zu bleiben hatte ich auch nicht.
>Und du bleibst bitte hier!< befahl mir meine Mutter worauf ich nur nickte. Als Hannah's Eltern auch aus dem Zimmer gingen, flüsterten sie mir noch ein >Danke< zu. Wie sonst immer, nickte ich nur und surfte weiter auf meinem Handy. Als ich wieder aufsah, bemerkte ich, wie Hannah mich anstarrte. Als sie dies mitbekam, wandte sie ihren Kopf schnell zum Fenster und tat so, als wäre dies hier nicht passiert. Kann sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Die weiß doch eh schon, dass ich sie hasse. Drei Sekunden später begann Hannah fürchterlich zu husten und zog scharf die Luft ein.
>Kannst du bitte still sein?< bat ich sie genervt, schaute jedoch nicht zu ihr. Mein Handy war mir wesentlich wichtiger, als sie. Das husten wurde immer stärker und sie schnappte immer öfters nach Luft. Mit einer wütenden Miene nahm ich meinen Blick vom Handy ab und schaute zu ihr. Meine Augen wurden groß, als ich Blutflecken auf ihrem Bett sah und es so schien, als würde sie gleich ersticken.
>Ist alles okay?< fragte ich sie gespielt mitfühlend. War es wirklich gespielt? Hannah zeigte nur auf den Monitor, während sie noch immer hustete und da bemerkte ich, dass ein Schlauch am Boden lag. Der Schlauch für Sauerstoff. Mein Herz fing an zu pochen und ich wurde panisch. Schnell packte ich mein Handy in die Hosentasche und hob den Schlauch auf. Ich schaute zwischen Hannah und dem Kabel hin und her. Sie hielt mir ihren Arm hin und zeigte mir, wo ich den Schlauch reinstecken sollte. Dies tat ich so schnell wie möglich, was mir nach 5 Minuten dann auch gelang.
>Danke< flüsterte Hannah schweratmend. Was sie wohl von mir denken musste. Das war das erste mal, wo ich ihr half. Ich hoffte, sie dachte nichts falsches. Ich hasse sie ja. Oder? Hasste ich sie wirklich, oder wollte ich mir das nur einreden? Hatte ich Angst vor meinen Gefühlen? Dass ich vielleicht doch etwas anderes fühlte? Dass ich sie vielleicht doch mag? Hatte ich Angst?
>Wieso?< fragte mich Hannah plötzlich. Ich erhob meinen Kopf und sah ihr direkt in die Augen. Ich wusste genau was sie meinte, fragte trotzdem nach, was sie meinte.
>Wieso hasst du mich?< vervollständigte sie nun ihre Frage. Nun sah ich auf den Boden. Ich konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen. Wieso hasste ich sie? Wegen unserer gemeinsamen Zeit früher? Weil ich Angst hatte? Ehrlich gesagt, wusste ich die Antwort nicht. Plötzlich wurde ich unerklärlich wütend und sah wieder auf.
>Du willst wissen, wieso ich dich hasse? Ich hasse dich, weil du, du bist!< beantwortete ich ihre Frage mit einer finsteren Miene. Hannah's Augen wurden wässrig. Bitte nicht heulen, dachte ich mir. Sie setzte sich auf und begann bitter zu lachen.