Kapitel 6

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Hannah

Das letzte mal, als ich James sah, hatte Dominik ihn mit sich gerissen. Seit dem kam er nicht mehr. Stunden führte ich Gespräche mit meiner Familie und meinen Freunden. Doch an alles was ich denken konnte, war in dem Moment nur Dominik. Was hatte er denn mit James angestellt?

>Du bist psychisch krank, Junge!< hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme schreien; James. Oh nein, das konnte nur schlimmes bedeuten. Schnell stand ich auf und folgte den wütenden Schreien, bis ich vor Dominik und James stand. Wie erwartet prügelten sie sich.

>Bitte hört auf. Hört auf!< versuchte ich sie vom schlagen abzuhalten, doch sie hörten mich nicht. Sie ignorierten mich. >HÖRT AUF MAN< schrie ich diesmal, so dass sie sich ruckartig voneinander entfernten. So emotional wie ich war, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten, als ich beide mit blutenden Lippen und blauen Augen sah. Und so stand ich nun da; zitternd, tränenüberströmt, schwach, still. Niemand traute sich etwas zu sagen, geschweige denn zu bewegen. Als wäre die Eiskönigin höchstpersönlich hier vorbei gekommen und hätte die beiden vereist.

>Ihr macht das alles nicht besser...< flüsterte ich, als ich mich halbwegs wieder beruhigt habe. So gentlemanlike, wie Dominik eben ist, blieb er einfach nur still stehen. Nicht so wie James, der aus seiner Vereisung wieder raus sein zu schien und all dies bereute.

>Hannah, es tut mir so leid ... ich hab nicht nachgedacht. Verdammt, es tut mir so leid...< entschuldigte er sich bei mir und wollte mich umarmen, doch ich lies ihn nicht an mich ran. Pech.

>Ja sorry, aber James hat dich beschimpft...< begann Dominik unerwartet zu reden. Als ob Dominik sich darum kümmern würde, wie jemand über mich spricht. Ich lachte ihn nur aus, worauf er wieder einmal genervt wurde.

>Als ob James so etwas tun würde ... und Dominik, ich weiß, dass ich dir egal bin, also brauchst du jetzt gar nicht so zu tun, als ich hier das Wichtigste für dich wäre.< setzte ich mit einem Stich im Herzen fest. Diese Feststellung tat einfach weh. Man versucht den Schmerz auszublenden vom Alltag, aber wenn das so einfach wäre, dann ... dann wäre doch jeder glücklich, oder?

>Hannah bitte glaub diesem Idioten nicht. Er war es, der dich beschimpft hat. Ich wollte dich verteidigen!< fing James an. Ihm glaubte ich eher, als Dominik.

>Ach was bringt sich das hier überhaupt? Du bist es doch eh ned wert!< unterbrach Dominik meine Gedanken. Wie immer, war er wieder mal total nett.

>Dann hau einfach ab, man!< regte sich James plötzlich auf. Ich blieb nur still stehen und wartete auf die nächste Prügelei. Doch anstatt dass Dominik zurück konterte, ging er einfach. Er nickte und ging. Ich sah ihm hinterher, bis er aus dem Krankenhaus verschwand.

>Der ist es nicht wert, Hannah!< löste James die Stille. Plötzlich standen meine drei Freundinnen auch neben mir. Sie sahen mich mitleidend an.

Dominik

Mir ging die Situation bis zum Hals, weswegen ich einfach nach James Ansprache ging. Der hätte sich einfach aus der Sache mit mir und Hannah raushalten sollen. Wieder war ich auf dem Weg aus dem Krankenhaus zu meinem "Stammplatz", als Johannes plötzlich auf mich zu kam.

>Und? Wie geht es Hannah?< fragte er aufgeregt. Ich rollte nur meine Augen und ließ mich an der Mauer des Krankenhauses runter gleiten. >Was ist denn mit dir passiert?< regte er sich nun gleich auf.

>Man ich bin verliebt verdammt nochmal ... und jetzt halt deine Klappe.< schrie ich ihm wütend gegen sein Gesicht. Johannes grinste mich nur an und stolzierte lächelnd davon. Was war denn mit dem geschehen? Ohne viel zu überlegen rannte ich ihm nach ins Krankenhaus und riss ihn an seiner Schulter zurück.

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