Kapitel 3

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Adam war stehen geblieben. Er strich mit seinen Fingern langsam über das Herz. Da fiel es mir wieder ein. Das, wovor ich mich so sehr fürchtete. Würde er bleiben? Würde er mir helfen? Würden wir es zusammen schaffen?

Ich wusste, ich müsste es ihm sagen. Davor hatte ich auch keine Angst. Ich hatte Angst, vor seiner Reaktion. Aber es war auch genauso sehr sein Versagen, wie meins gewesen. Ich hatte Angst, dass er gehen und mich allein lassen würde. Ich wusste er liebte mich, aber ich wusste nicht, ob er mich genug liebte.

Adam merkte, dass er sich zu lange zu kitschig, entgegen seiner Natur verhielt und stapfte missmutig und ohne mich anzusehen von der Wand weg. Ohne auf mich zu warten, rannte er die restlichen Treppen hinauf. Adam war schon immer schnell und sportlich gewesen. Ganz im Gegensatz zu mir.

Als ich oben angekommen war, war er bereits hinter der Tür verschwunden. Sie war noch einen Spalt breit offen, damit ich ihm folgen konnte. Ich schlüpfte hindurch und zog sie hinter mir zu. Ich wurde sofort von dem typischen Geruch von Adams Wohnung empfangen.

Sie roch nach Adam. Und nach Karamell. Adams Mitbewohnerin liebte ihren Kaffee mit Karamel. Ich hatte sie noch nie gesehen.

Adam hatte mir von ihr erzählt. Auch, dass sie einmal ein Paar gewesen waren und, dass sie, seit Adam mit mir zusammen war, nur noch selten hier auftauchte. Meistens nur für ein paar Stunden Schlaf und ihren Karmellkaffee. Manchmal aber auch, um Adam anzuschreien, er solle mich verlassen.

Das waren dann die Tage, an denen Adam überstürzt seine Wohnung verließ, um entweder eine Kneipe oder mich aufzusuchen. Er erzählte mir jedes Mal davon. Aber er schmiss sie trotzdem nicht raus.

Adam saß am Küchentisch und schaute von dem Bestellheft des Pizzalieferservice auf, als ich den Raum betrat. Er winkte mich zu sich, auf seinen Schoß. Ich setzte mich und schaute ihm in seine blauen Augen und fragte mich, ob jetzt der perfekte Moment war, um es ihm zu sagen.

Aber würde er mich dann nicht von sich wegstoßen, meine Nähe nicht mehr dulden? Würde er mich nicht vielleicht sogar aus der Wohnung schmeißen? Und mir hinterher schreien, ich solle nie wieder zu ihm kommen? Würde er mich noch lieben?

Ich wusste es nicht. Und ich wollte es nicht erfahren müssen. Ich hatte die letzten Wochen so sehr gehofft, dass es nicht stimmte. Schon, als ich an dem Abend mach Hause gegangen war, hatte ich gehofft, dass wir unsere Entscheidung nicht bereuen würden.

Und als ich zwei Wochen später diese permanente Übelkeit beherbergte, hoffte ich, ich wäre einfach nur krank. Aber das war ich nicht. Es sei denn man wollte es so bezeichnen.

Vor zwei Tagen hatte mir die Ungewissheit dann gereicht und ich hatte eifach Bio geschwänzt um zur Apotheke zu gehen.

Die Verkäuferin hatte mich schon so blöd angestarrt - wobei, das tat sie ja immer.

Auf dem Nachhauseweg fühlte ich mich wie Juno. Aus dem Film. Sie war ja auch mit einer riesengroßen Flasche Trinken ihren Schwangerschaftstest kaufen gegangen. Juno war nie mein Vorbild gewesen. Aber nachdem ich gestern völlig fertig auf dem Klodeckel gesessen und den positiven Schwangerschaftstest angestarrt hatte, hoffte ich, dass ich meine Schwangerschaft genauso gut durchstehen würde, wie sie ihre.

Adam und Mae - Und die unüberwindbaren Probleme ihres LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt