Kapitel 4

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Ich wusste Adam liebt mich. Ich wusste aber auch, dass er sich für mich schämte. In der Öffentlichkeit sprachen wir fast nie und dort zeigte er mir nur selten, was er für mich empfand. Wenn wir allein waren, ging es besser. Es war nicht wie bei normalen Paaren oder dem typischen Hollywoodklischeepaar. Aber es war schön. Wenn niemand hin sah, dann liebte er mich. Er nahm mich in den Arm und war zärtlich.

Ich musste mir aber eingestehen, dass ich ihn und sein Verhalten verstehen konnte. Immerhin war ich erst achtzehn und machte mein Abitur, während er schon siebenundzwanzig war und bereits Jobanfragen verschickte. In bereits zwei Monaten würde er arbeiten und ich gerade mal mit studieren beginnen. Es war einfach so, dass es ihm unangenehm war, mit einem wesentlich jüngerem und unerfahrenerem Mädchen gesehen zu werden. Das traf es eigentlich gut. Das naive Mädchen, das den Mann mit der rabenschwarzen Seele liebte. Das waren wir. Ein verkorkstes Paar.

Und hoffentlich auch bald eine kleine verkorkste Familie. Wenn er das zulassen sollte.

Wir saßen ewig zusammen am Tisch. Ohne etwas zu sagen. Ich schmiegte mich an seine Brust und genoss seine Nähe, seine Wärme, seine Liebe. Wer weiß wie lange ich das noch durfte.

Früher hatten wir selten solch intensive Momente gehabt. Er hatte mich nur immer vom anderen Ende des Tisches beobachtet, während ich mir eine Pizza ausgesucht hatte. Wir aßen Mittwochs immer Pizza und ich aß fast immer Magaritha. So wie Adam fast immer Peperonipizza aß.

Nachdem wir fertig waren, trank Adam immer eine Tasse Kaffee. Es war mittlerweile zu einer richtigen Sucht herangewachsen. Genauso wie sein Zigarettenproblem. Ich hasste es, wenn er ging um im Flur eine zu rauchen. Aber nicht weil es stank, sondern weil er mich dafür allein ließ.

Aber heute nicht. Er wird rauchen wollen, nachdem ich es ihm gesagt habe. Er wird hinausstürmen, mit diesem Gesichtsausdruck, der dir das Gefühl gibt, deine Welt bricht auseinander. Er wird vor mir fliehen. Aber ich werde ihm folgen. Ich könnte nicht mit diesem todbringendem Gefühl in der leeren Wohnung sitzen. Wissend, dass für ihn, draußen vor der Tür, die Welt in tausend kleine Scherben zerbricht, so wie ein Porzellanteller, der aus den Händen seines Besitzers gleitet. Ich könnte nicht einfach in dieser Wohnung hocken und darauf warten, dass er wieder kommt. Ich könnte nicht still am Tisch sitzen und der verstaubten Küchenuhr beim Ticken zuhören. Nicht während in mir meine Schuldgefühle Salsa tanzten. Nicht während mir mein Leben und die Liebe meines Lebens aus den Händen gleiteten.

Denn das war er. Die Liebe meines Lebens.

Adam und Mae - Und die unüberwindbaren Probleme ihres LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt