Überraschung

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  Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fand ich mich in meinem Bett wieder. Wie bin ich nur hier her gekommen? Oder habe ich mir das alles nur eingebildet?
Ich stand auf und ging in die Küche, nur um dort eine skeptisch schauende Mutter und einen verzweifelt schauenden Justin zu finden. Okay, geträumt habe ich nicht, aber wie.. oh Gott, hatte meine Mutter uns etwa so gefunden und mich dann in mein Zimmer getragen? Nein, dafür war sie doch zu schwach, oder?
Innerlich betete ich, dass es Justin war, sonst wäre die Situation noch fataler als sie nicht eh schon ist.
"Morgen Mum. Ich dachte, ihr kommt erst heute Nachmittag wieder?", fragte ich sie betreten.
"Ja, wollten wir ursprünglich, aber deiner Schwester geht es nicht gut.", antwortete sie. Man konnte ihren vorwurfsvollen und wütenden Unterton deutlich raushören. "Außerdem habe ich nicht damit gerechnet, dass du, kaum sind wir mal weg, gleich jemanden hier anschleppst."
Ich wollte gerade anfangen mit meiner Mutter zu diskutieren, als sich Justin zu Wort meldete: "Es ist anders, als es aussah Ms. Harrieson, Alice und ich haben dies-"
Doch meine Mutter schnitt ihm das Wort ab:" Du lagst mit ihr in einem Bett, ich finde das ist ziemlich eindeutig."
Warum macht sie denn jetzt so ein Drama daraus?
"Mum, erstens hatte ich keinen Sex mit ihm und zweitens bin ich 17, da wäre das auch nicht mehr so absurd, dass du dich so darüber aufregen musst."
Sie sah mich immer noch sauer an. "Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst.", sagte sie an Justin gewandt. Dieser nickte und drehte sich zu mir, um aus der Tür zu gehen.
"Tut mir leid, Alice.", flüsterte er mir im vorbei gehen zu. Dabei war es doch gar nicht seine Schuld. Jetzt bin ich sicher bei ihm unten durch. Ich hörte noch, wie er sich von meinen Geschwistern verabschiedete, als die Tür ins Schloss fiel.
Ich drehte mich zu meiner Mutter, um sie mit meinem Blick zu töten.
"Danke, so finde ich hier sicher schnell Freunde. Und zu deiner Info. Er ist mein Musik-Partner und wollte mit mir den Film zu dem Musical-Song, den wir covern, anschauen, da wir eine Mappe mit Hintergrundinfos dazu anfertigen müssen und ich keine Ahnung von dem Ganzen hatte. Und am Freitag war Henry da gewesen und dann hat Justin sich gestern um mich gekümmert und deshalb haben wir etwas später mit dem Film angefangen als geplant und dann bin ich eben eingeschlafen und er auch, anscheinend.", schrie ich sie an.
Sie sah mich geschockt an.
"Henry?" Ich nickte. Danach drehte sie sich um und rief jemanden an.
Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich zu meinen Geschwistern. Bella sah wirklich nicht sonderlich gesund aus, zudem hustete sie die ganze Zeit. Sicher hatte sie sich eine Erkältung eingefangen und die Hälfte unsres Einkommens würde für Medizin drauf gehen.
Ich sah meinen Bruder an, der, unschuldig schauend, am Boden saß und auf einen Block kritzelte.
"Was habt ihr denn bei Oma und Opa gemacht?", fragte ich ihn.
Zwei Stunden lang wurde mir daraufhin von Alex alles bis ins kleinste Detail erläutert, von der Wanderung bis zum Schwimmen und dem Essen. Ihre Großeltern waren nicht arm und bei ihnen ging es meinen Geschwistern immer unglaublich gut, doch sie weigerten sich uns finanziell zu unterstützen, weil sie dann auch für mich aufkommen müssten. Und ich gehöre für sie nicht zur Familie, da ihr Sohn nun mal nicht mein Vater war. Meine Mutter wollte meine Geschwister jedoch auch nicht zu deren Oma und Opa abschieben, also blieben wir zu viert. Und auch, wenn es knapp war, ich mochte es so. Meine Geschwister waren das Wichtigste für mich und ich dürfte sie sicher nicht besuchen kommen, wenn sie umziehen würden.

Als wir am Abendessen saßen klingelte das Telefon.
Ich wollte gerade aufstehen, doch meine Mutter hielt mich zurück.
"Hallo?", hörte ich sie aus dem Wohnzimmer in den Hörer sprechen. Das Wohnzimmer und Mamas Schlafzimmer, da sie auf der Ausziehcouch schlief, war von der Mini-Küche nur durch ein bogenförmiges Loch in der Wand getrennt.
"Spar dir deine Worte. Sie hat mir erzählt, was passiert ist. Wenn du dich meiner Tochter noch einmal näherst, dann erstatte ich Anzeige. Noch einmal mache ich das nicht mit. Hast du mich verstanden?"
Hatte sie wirklich Ihn angerufen? Als ob mein Vater auf Drohungen hören würde.
"Gut.", ihre Stimme hatte sich wieder etwas beruhigt.
Ich sah sie an doch sie lächelte nur, als sie wieder zurück kam. Ich wusste, dass sie Angst hatte. Angst vor ihm.

Ob Justin es jemandem erzählen wird? Ob er noch mit mir reden wird? Wieder und wieder stellte ich mir diese Fragen und verfiel in Panik, als ich daran dachte, was morgen auf mich warten könnte, bis ich einschlief. 

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