„Hör auf ok! Hör auf!“ Vollkommen aufgewühlt fuhr ich mir durch meine zerzausten Haare und kniff meine Augen zusammen um die kommenden Tränen zu unterdrücken. „Hör endlich auf so zu tun als wüsstest du wie es mir geht. Als wüsstest du gar überhaupt etwas über mich! Es reicht! Hör auf!“, schrie ich sie an. Ich ließ meine ganze unkontrollierte Wut an ihr heraus. An meiner besten Freundin. Ich fühlte mich so vollkommen leer und erschöpf, dass ich auf dem Rand meines Bettes Platz nahm, meine Ellenbogen auf meinen Knien abstützte und meinen Kopf in meine Hände fallen ließ. Eine unangenehme Stille erfüllte den Raum und für eine kurze Zeit war nur mein wie wild schlagendes Herz zu hören und das leise, kaum hörbare Schluchzen meiner Freundin. Bei diesem Geräusch hob ich meinen Kopf und sah direkt in ihre mit Tränen gefüllten Augen. Sie wich meinem Blick aus und schluckte schwer. Ich wusste dass sie sich zusammen reißen wollte, aber noch mehr wussten wir beide, dass sie es nicht mehr lange aushalten würde. Auch sie war mit ihren Nerven langsam am Ende.
Ich erhob mich schließlich, verschränkte meine knochigen Arme vor meiner Brust und steckte all meine Kraft in den nächsten Satz. Außerdem kostete er mich viel Mut. „Ich glaube es ist besser wenn du gehst.“ Ich Feigling konnte sie dabei nicht einmal ansehen. Ich brach ihr Herz. Die ganze Zeit über war sie für mich da gewesen, hatte mich am Anfang getröstet, meine Launen einfach locker über ihre Schulter geworfen, hatte ab und an versucht mit mir zu reden. Doch nun war es vorbei. Ich tat ihr damit nur einen gefallen. Auch wenn es ihr jetzt noch nicht klar war, so würde es ihr eines Tages noch klar werden. Ich konnte einfach nicht länger von ihr verlangen das alles auf sich zu nehmen. Sie musste auch mal an sich denken.
Ich hörte sie tief Ein- und Ausatmen. „Wenn es das ist was du willst.“
„Ja.“, sagte ich kurz und knapp. Ich wollte einfach, dass sie geht. Auch wenn es bedeutet das der Schmerz, die Einsamkeit und mit ihr meine Trauer zurück kam, so war es dennoch das Beste. Für uns beide. Ich brauchte Abstand. Abstand von all dem. Sie machte mit den Abschied nicht leichter in dem ihr ein paar einzelne Tränen über die Wangen liefen und sie einfach dort stehen blieb, im Gegenteil, sie macht es mir umso schwerer sie gehen zu lassen. „Geh!“, sagte ich mit einem festen, harten Unterton und sah ihr dabei direkt in die Augen. Sie klopfte sich hilflos mit den Armen auf ihre Oberschenkel, ließ ihren Blick kurz durch mein Zimmer wandern und sagte: „Fein.“ Bevor sie mir den Rücken kehrte und durch die offene Tür in den kleinen Flur ging. Selbst von hinten konnte ich erkennen dass sie ihren arm hob um sich mit ihrer Hand ein paar Tränen von den Wangen zu wischen. Sie schnappte sich ihre Handtasche die sie auf die Kommode gelegt hatte und griff nach der Türklinke. Sie zögerte einen Moment. Drückte sie schließlich runter und verschwand hinter der Tür. Die Tür fiel ins Schloss.
Jetzt war ich diejenige der die Tränen aus den Augen flossen und zusammensackte. Ich kniete auf dem Boden, meine Hände verdeckten mein Gesicht. Da war ich wieder. Alleine. Alles kam wieder hoch. Nun hatte ich niemanden mehr. Ich hatte nicht nur meine ganzen Freunde und meine Familie vergraut, nein jetzt hatte ich auch noch meine BESTE Freundin vergrault und das vermutlich für immer. Und das alles lag nur an mir.
Mit den Rücken lehnte ich mich gegen das Bett. Meine Augen waren geschlossen, doch die Tränen liefen weiter. Sie tropften einzeln auf mein T-Shirt, oder liefen meinen Hals runter. Eine ganze Weile lang saß ich einfach nur da, meine Beine an meinen Körper gezogen und meine Arme um sie geschlungen. Weinte, schluchzte, jammerte, schrie, ließ alles raus. Doch irgendwann war es vorbei und mal wieder fühlte ich nichts. Keine Tränen liefen mehr, mein Hals war vollkommen ausgetrocknet und meine Augen brannten. Mit viel Mühe rappelte ich mich hoch und stolperte in den Flur. Ich schnappte mir meine graue Strickjacke, schlüpfte in dessen Arme und durchquerte meine Wohnung, bis hin zum Balkon. Ich öffnete die eine Tür Und trat hinaus an die frische Luft. Ich setzte mich auf die Mauer, die meinen Balkon umrandete und lehnte mich gegen die Hauswand. Aus den Taschen meines Pullovers holte ich eine kleine Plastiktüte heraus. Ich nahm einen der Joints in meine Hand und drehte ihn hin und her, bevor ich in die andere Tasche griff und das Feuerzeug raus nahm. Ich zündete ihn an und zog einige Male kräftig an ihnen. Langsam aber sicher vernebelte er mir meine Sinne und entspannte mich ein wenig. Dies Gefühl, das Gefühl des High seins, es war das einzige Gefühl was mich dazu brachte alle anderen zu vergessen. Den Schmerz, die Trauer, die Einsamkeit, selbst den Hunger nahm er mir. Das einzige Gefühl was er mir einbrachte war Durst. Doch ich hatte vorgesorgt. Rechts neben mir stand mein kleiner Holztisch und auf ihm mein bester Freund. Mein Glücklich Macher. Ich nahm die kleine Flasche in meine Hand, öffnete sie und trank einen großen Schluck. Ich klemmte sie zwischen meine Beine und zog wieder an meinem Joint. Erschöpft und wie gelähmt lehnte ich mich wieder nach hinten und schloss meine Augen. Von drinnen war immer noch die Musik zu hören, die ich, als Jacky gekommen war, angemacht hatte. Ich konzentrierte mich nur noch auf den Gesang und die Melodie. Alles andere um mich herum begann ich zu vergessen.
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Who You Are
Teen FictionIch packte Hand an mein Kleid, zog es etwas hoch und rannte. Ich rannte so schnell es mir auf den Schuhen möglich war zu ihm. "Nein!", schrie ich und streckte einen Arm nach ihm aus. Der Weg zu ihm kam mir endlos vor. Als würde er nie Enden. Wie die...