every day i wake up, every day i wake up alone (kill me, just kill me) - The Pretty Reckless
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Ein lautes Geräusch riss mich aus meinen Träumen. Jemand zog mir die Decke vom Körper und schrie mich an: „Was hast du getan Rubin?“
Ich stöhnte auf als mir klar wurde dass es die Stimme meiner Mutter war. „Herr Gott Mum.“, seufzte ich verschlafen und drehte mich in ihre Richtung. Ich konnte aus Erfahrungen sagen, dass es keinen Sinn machte ihr meine Decke zu entreißen, sie mir bis über mein Gesicht zu ziehen und weiter zu schlafen.
„Jackleen ist gestern vollkommen aufgewühlt zu mir gekommen und hat mir von eurem Streit erzählt. Was fällt dir ein? Wir wissen alle dir geht es nicht gut und das ist auch völlig verständlich, aber es kann nicht sein, dass du so mit deinen Mitmenschen umgehst.“
Und es ging los. Es war schließlich nicht der erste Vortrag den sie mir hielt, doch der erste bei dem es über Jacky ging. Schlaff rappelte ich mich auf. Mir war es egal ob ich nur in Unterwäsche war, ich meine, es war doch nur meine Mutter. Ich fuhr mir durch meine zerzausten Haare und ging an ihr vorbei. Natürlich folgte sie mir.
„Ich bin es gewohnt, dass du so mit mir redest, aber mit deiner besten Freundin?“
Ich schleppte mich zur Küche und nahm auf einem der Hocker Platz. „Sie ist nicht mehr meine beste Freundin.“, unterbrach ich meine Mutter und fuhr mir erneut durch die Haare. Ich brauche einen Kaffee.
„Du bist vielleicht nicht mehr ihre, doch sie ist immer noch deine Rubin.“ Meine Mutter schüttelte enttäuscht den Kopf. Ich verdrehte die Augen und stand wieder auf. Ich nahm mir eine Tasse aus dem Schrank und stellte sie unter die Kaffeemaschine. Ich drückte auf meinen Lieblingsknopf am Morgen und schon schoss das heiße Getränk direkt in die Tasse. Währenddessen stand meine Mum immer noch hinter mir. Vermutlich stemmte sie gerade ihre Hände in ihre Hüften und wartete darauf, dass ich ihr mein Herz ausschüttete oder wenigstens überhaupt etwas sagte. Doch ich vertraute mich ihr schon lange nicht mehr an.
Ich griff nach der Wodka Flasche, welche ich extra neben der Kaffeemaschine gestellte hatte, öffnete sie und verstärkte mir damit meinen Kaffee.
„Ist es nicht etwas zu früh für Alkohol?“, fragte mich meine Mutter.
Genervt drehte ich mich mit der Tasse in der Hand zu ihr um und gab genervt zurück: „Es ist nie zu früh.“ Ich grinste frech, hob Anstoßend meine Tasse und führte sie anschließend zu meinem Mund. Mein ersten Schluck verbrannte ich mir zwar die Zunge, doch dieser Moment war es mir wert.
Ich nahm wieder auf dem Hocker Platz und legte meine Arme auf den Tresen ab. Ich war mit meinen Nerven langsam am Ende.
Meine Mutter setzte sich mir gegenüber und beugte sich vor. „Rubin…“, fing sie an.
„Nenn mich nicht so.“, zischte ich dazwischen.
Ich schloss kurz die Augen, atmete ein und aus und öffnete sie wieder. Sie legte ihre Hände auf meine. Ich zog meine schnell unter ihren Weg und umklammerte meine Tasse.
„Wir beide wissen, dass ich am besten von allen weiß wie es dir geht…“, sprach sie weiter und sah mir dabei direkt in die Augen.
Ich gab ein etwas spöttisches ‚Ha‘ von mir. Wieder legte sie ihre Hände um meine. „Red mit mir Spätzchen, ich flehe dich an.“
Völlig aufgewühlt stand ich auf und fasste mir mit beiden Händen an den Kopf. „Du hast nicht die geringste Ahnung wie es mir geht Mutter, du weißt nicht wie es in mir aussieht, du verstehst mich kein bisschen und ich bin auch nicht dein ‚Spätzchen‘!“ Ich war so sauer.
Erschrocken zuckte meine Mutter zusammen. „Aber…“ Sie versuchte vergebens die Worte zu finden.
Ich warf die Hände hoch um sie zu stoppen. „Nichts aber! Als Vater starb, wer war es die sich trotz des gerade erst verstorbenen Verlobten versucht hat um alles zu kümmern, die sich mühevoll aufgerappelt hatte um die Beerdigung zu planen, die sich um alles gekümmert hat, während du alles schlimmer gemacht hast? Während du immer nur geweint hast, mich für den Tod verantwortlich gemacht hast? Wer war es, huh?“ Zum Ende hin wurde meine Stimme immer ruhiger, bis sie schließlich brach. „Das war ich Mum.“
Mein Atem ging schneller und ich war richtig aus der Puste von meinem kleinen Ausbruch. Erschöpft murmelte ich ein 'Gott' und verbergte mein Gesicht hinter meinen zittrigen Händen.
"Und trotzdem bist du nicht zu seiner Beerdigung erschienen.", hörte ich meine Mutter sagen.
Ich stockte und ließ meine Hände fallen. Ich drehte mich ganz in ihre Richtung. Sie stand mir gegenüber. Ihr Blick war eiskalt, ganz genau wie ihre Worte. "Ich wollte dir nur helfen. Du solltest dich schämen."
fassungslos öffnete sich mein Mund, doch Worte kamen keine. Meine Mutter schnappte sich die Handtasche von der Kommode und trat in den Flur. Wenige Sekunden später hörte ich wie die Tür aufging und mit einem lauten Knall wieder ins Schloss fiel.
ich bewegte mich kein Stück. Blieb auf der gleichen Stelle stehen. Konnte es einfach nicht fassen. Ich schluckte einige male schwer, um die das was meine Mutter gerade zu mir gesagt hatte zu verdauen. Ich sollte mich schämen, weil ich nicht auf der Beerdigung meines eigenen Vaters war. Was für eine schreckliche Tochter wäre ich wenn ich so was tun würde? Ich war da. Nur hat mich keiner gesehen. Aber ich war da. Ich hatte mir mein schönstes Kleid rausgesucht - soweit schwarze Kleider für Beerdigungen schön sein können -, ich habe alles mit angesehen und mit angehört. Wie Freunde und Familie meines Vaters Reden hielten, wie meine Mutter weinte. Auch ich weinte an diesem Tag. Ich weinte eigentlich jeden Tag, seit dem Tod meines Verlobten weinte ich durchgehend. Meine MItmenschen bekamen das einfach nur nicht mit. Ich war kein schrecklicher Mensch, zumindest hoffte ich das und redete es mir andauernd wieder ein. Doch wenn alle um dich herum, deine Freunde, deine Mutter, einfach alle die mich kannten, dir das andauernd sagten, machte es die Sache einfach nicht besser. Sie kamen zwar nicht direkt zu mir und haben gesagt 'Du bist ein schlechter Mensch', nein, sie haben es entweder hinter meinem Rücken getan oder weit umschrieben. Aber ich war nicht blöd. Ich wusste was die von mir hielten. Es hatte mich einfach nur nicht interessiert.
Und jetzt hatte ich niemanden mehr.
Schlagartig wurde mir etwas klar. Der einzige Mensch, die einzige Person die immer und zu jeder Zeit hinter mir stand, die mir bei all meinen Wutausbrüchen, meinen nächtlichen Alpträumen und meine Heulattacken geholfen hatte, Nachts neben mir im Bett lag, sich um mich gekümmert hatte und wen ich jetzt einfach so aus meinem Leben entfernt hatte, oder es wollte, das war Jacky.
Jetzt war ich es, ein schlechter Mensch. Ihr gegenüber schon.
Mit weit geöffneten Augen und komplett in Gedanken vertieft setzte ich mich an den Tisch und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. Das tat gut. Ich nahm noch einen Schluck. Und noch einen. Bis die Tasse leer war.
Etwas nasses tropfte auf die Platte. Es waren meine Tränen, die über meine Wangen liefen. Ich schloss meine Augen für einen Moment und versuchte tief ein und aus zuatmen. Noch so eine Heulattacke überlebe ich nicht. Ich bin zu fertig, zu leer, zu schlaff. Kein Mensch konnte so viel weinen! Das war einfach nicht möglich.
Ohne mein Gesicht zu verziehen oder zu schluchzen, legte ich einen Arm auf den Tisch, nur um meinen Kopf dann auf ihn abzulegen. Noch immer liefen die Tränen über mein Gesicht. Ich starrte auf den Löffel in meiner Tasse mit dem ich ihn verrührt hatte. Ich nahm meinen anderen Arm nach oben und spielte mit dem Löffel. Ich drehte ihn im Kreis, oder stieß ihn gegen den Rand nur um die unerträgliche Stille die den Raum erfüllte zu unterbrechen.
Am liebsten wäre ich direkt wieder in mein Bett gegenagen, oder hätte mir auf dem Balkon eine Zigarette gegömnt, aber wenn ich meinen Gedanken die in meinem Kopf hin und her kreisten, wirklich nachgehen wollte, dann musste das aufhören. Das alles.
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Who You Are
Teen FictionIch packte Hand an mein Kleid, zog es etwas hoch und rannte. Ich rannte so schnell es mir auf den Schuhen möglich war zu ihm. "Nein!", schrie ich und streckte einen Arm nach ihm aus. Der Weg zu ihm kam mir endlos vor. Als würde er nie Enden. Wie die...