Chapter Eight - Unease

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Percy Point of View:

Ich musste nicht in den Spiegel sehen, um zu wissen, dass ich in diesem Moment leichenblass wurde. Ich meine, wer würde das nicht? Annabeth's Augen waren ebenfalls geweitet und die letzte Farbe hatte ihr ohnehin schon blasses Gesicht verlassen.
Ich konnte leider nicht sagen, wie mein Vater aussah, denn ich traute mich nicht mal ihn aus dem Augenwinkel zu beobachten. Außerdem kreiste mein Gehirn gerade die ganze Zeit um das Wort „schwanger".
Als niemand etwas sagte, erhob Apollo wieder die Stimme: „Ich schätze, die Jubelschreie kommen erst später... Naja, so wie es aussieht bist du im 4. Monat, was darauf hinweist, dass es nur noch ein paar Tage dauert, bis du einen kugelrunden, filmreifen Babybauch hast. Es wäre also so oder so bald raus gekommen."
Ich schluckte hart, konnte immer noch nicht verarbeiten, was ich da hörte. „Wieso das denn?", hörte ich Annabeth's Stimme und jetzt hörte sie sich fast schon glücklich an. Mein Kopf tat bis ins Unermessliche weh, weshalb ich die Antwort nur halb mitbekam: „Wenn zwei Halbblute Kinder miteinander bekommen, läuft die Schwangerschaft wesentlich schneller ab, als normal. Vier Monate sieht man überhaupt nichts und dann plötzlich kommt der Babybauch. Ich schätze, es wird höchstens noch ein paar Wochen dauern, bis du gebärst."
Annabeth drehte den Kopf zu mir und lächelte, aber das verschwand, sobald sie mein Gesicht sah. „Percy?", Ihre Stimme zitterte. „Ich...", stammelte ich und trat ein paar Schritte zurück, „Ich muss hier raus."
Ja, okay, ich gebe zu, das war feige, aber es passte einfach momentan nicht in meinen Kopf rein! Ich stürzte aus dem Raum und stützte mich gleich an einer Wand ab, weil ich das Gefühl hatte, der Boden gäbe unter mir nach.
Wieder wirbelte alles durcheinander. Die Gedanken in meinem Kopf, die Gefühle und meine kompletten Sinne schalteten auf Durchzug. Das konnte nicht sein! Annabeth und ich waren erst ein einziges Mal intim geworden, aber wir hatten verdammt nochmal dabei verhütet!
Ich kämpfte um die Kontrolle über meine wackeligen Beine und lief durch Flure und Gänge, bis ich überhaupt keinen Orientierungssinn mehr hatte. Keuchend schaffte ich es noch, mich weg zu teleportieren und kam an meinem Strand raus. Whisper.
Ich wusste, ich würde es nicht auf die hohe Klippe schaffen, deshalb ließ ich mich in den Sand fallen und schlang die Arme um meine angewinkelten Knie.
Hatte ich denn nicht schon genug Probleme? Mussten die Schicksale mir ernsthaft immer wieder was Neues in den Weg legen? Ich hatte langsam das Gefühl, die drei alten Frauen liebten es, mit meinem Leben zu spielen und sich dann Alles auf DVD zu brennen oder noch besser: Blue Ray. Viel bessere Qualität.
Vielleicht sollte ich ihnen mal den Tipp geben, Hörbücher oder CDs zu hören. Ich meine, ist doch viel entspannender, als ständig mein Leben in eine Waschmaschine zu stecken, wo es durchgewaschen wurde, bis nichts mehr so war wie vorher.
Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich nicht merkte, wie sich Dad neben mich setzte. Das Resultat: Ich. Schrei. Umgekippt. Wieder hingesetzt. Vater verflucht.
„Wie geht's dir?", Im Gegensatz zu dem, was ich erwartet hatte, klang seine Stimme sanft. Missmutig zuckte ich mit den Schultern und legte meinen Kopf auf meinen Knien ab. „Percy,", begann mein Vater seufzend, „Ich weiß, es ist schwer zu akzeptieren, dass...-", „...ich Vater werde?", unterbrach ich ihn und schüttelte leicht den Kopf. Ich wusste nicht mal, was ich sonst noch sagen sollte, so ein Durcheinander herrschte in meinem Gehirn.
Ich lauschte lange dem beruhigendem Rauschen des Meeres, bevor ich verzweifelt ausstieß: „Dad, ... ich bin erst 18. Ich weiß einfach nicht, ob ich schon bereit bin für ein Baby. Ich bin doch selber noch ein Kind."
Seufzend fuhr sich Poseidon durch die Haare und schloss kurz die Augen. Ehrlich gesagt konnte ich überhaupt nicht einschätzen, wie mein Vater über die plötzliche Schwangerschaft dachte.
Ich hatte große Angst vor seiner Reaktion.
„Es war doch das, was du wolltest, oder?", fragte Poseidon, dessen Gesicht von der Sonne angestrahlt wurde und ihn noch göttlicher wirken ließ, als ohnehin schon. Herrje, da würde ich niemals rankommen. Wahrscheinlich sah ich neben ihm aus wie ein Bauerntrampel, „Ein normales Leben. Eine Familie gründen."
Ich schnaubte sarkastisch: „Ja, aber mittlerweile bin ich unsterblich und Annabeth wird irgendwann sterben. Das kann man wohl kaum ein normales Leben nennen. Und das mit der Familie gründen... Darüber wollte ich eigentlich erst in ein paar Jahren nachdenken. Wenn ich 30 bin oder so, falls ich bis dahin überhaupt überlebt hätte. Dazu kommt noch, dass ich laut Zeus, Annabeth ja nicht mal sehen dürfte."
Im selben Moment, wie ich es aussprach, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: „Zeus! Oh Götter, er wird Annabeth und das Kind umbringen, wenn er es erfährt.", ich sprang auf und lief auf und ab. Ungefähr zwei Mal bevor ich mich wieder in den Sand plumpsen ließ und versuchte, meine Atmung zu kontrollieren.
„Nur damit du es weißt.", sagte ich leise, „Ich werde nicht zulassen, dass dein Bruder den Beiden etwas antut. Und wenn ich dafür bis in alle Ewigkeit zurück in den Tartarus muss, es ist mir egal. Das habe ich auf den Styx geschworen und ich halte meine Versprechen."
Ein Vogel hinter uns im Wald fing an, eine Melodie zu zwitschern, aber es entspannte mich überhaupt nicht. „Das weiß ich.", Poseidon wechselte seine Sitzposition, sodass er die Beine ausstrecken konnte, „Es gehört zu deinem Charakter und da du es anscheinend vergisst, sage ich es dir nochmal: Du bist der Gott der Loyalität, Percy. Du kannst Annabeth und das Baby einfach nicht hängen lassen. Das lässt dein fataler Fehler und dein Herrschaftsbereich gar nicht zu."
Ich fühlte mich elend, so verdammt elend! Es kroch aus meiner Mitte den Magen hoch, die Luftröhre und erstickte meine Kehle.
Ich konnte das Schluchzen einfach nicht mehr zurückhalten, also versuchte ich es auch gar nicht. Die Tränen liefen mir innerhalb von Sekunden nur so die Wange hinunter und mein ganzer Körper spannte sich an.
„Hey, alles gut." Mein Vater zögerte nicht, sondern zog mich einfach zu sich in seine Arme und strich mir immer wieder über den Rücken und durch meine Haare. Mein Gesicht lag in einer Kuhle zwischen seinem Hals und seiner Schulter und durchnässten sein Hemd, aber es war ihm sichtlich egal.
Obwohl... das trocknete ja eh sofort, sobald es seine Haut berührte. „Ich hab Angst, Dad.", schluchzte ich und meine Schultern bebten dabei. „Wovor?", ertönte seine sanfte Stimme. „Vor allem.", gestand ich, „Davor, dass ich kein guter Vater sein werde. Ich..."
Sofort hielt ich inne, hoffte, Poseidon würde es nicht merken, wie abrupt ich abgebrochen hatte. Leider war das Glück ja nie auf meiner Seite... „Was?", Als ich nicht antwortete, löste mein Vater sich ein wenig von mir und hob mein Kinn hoch, sodass ich in ihm in seine Augen sehen musste.
Ich presste die Lippen aufeinander, doch er ließ nicht locker. „Percy, was meinst du?" Er sah so ernst aus... Langsam öffnete ich den Mund und hauchte: „Ich hatte doch selbst keinen Vater, von dem ich etwas hätte lernen können.", Jetzt hob sich meine Stimme etwas, da ich wütend wurde, „Du warst ja nie da!"
Ich sah den Schmerz in seinen Augen und wusste, dass es unfair war, was ich da tat, aber ich war so unglaublich wütend. Ich projizierte gerade alles, was ich fühlte, auf meinen Vater, aber es war doch wahr! Er hatte mich und Mom verlassen. Uns bei Gabe zurückgelassen, der Mom geschlagen hatte.
„Percy, bitte! Du musst dich beruhigen!", warnte mich Poseidon. Seine Stimme klang leicht zittrig, aber ich glaubte, mir das einzubilden. „Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendetwas ist merkwürdig, wenn deine Gefühle zu sehr an die Oberfläche kommen. Du flimmerst schon wieder, als ob du dich jeden Moment auflöst."
Das ließ meinen Zorn verschwinden und ich starrte ihn irritiert an. Das war auf jeden Fall noch ein Thema, das wir besprechen musste, aber anscheinend dachte sich mein Vater: „Ein Schritt nach dem anderen."
„Es tut mir leid, Percy! So verdammt leid! Aber du weißt genau, dass ich an die alten Gesetze gebunden war und du weißt auch, dass du gerade all deine Wut auf irgendeine Art loswerden willst. Also bitte ich dich: Hör auf mir solche Dinge an den Kopf zu werfen, denn es tut weh. Nicht nur dir, sondern auch mir."
„Tut mir leid.", murmelte ich, denn es stimmte. Ich hatte nicht das Recht, ihm so etwas vorzuwerfen. „Und Percy?", ich drehte meinen Kopf zur Seite, um Dad ansehen zu können. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Du wirst ein guter Vater sein. Deine Reaktion gerade, dass du nicht zulassen wirst, dass Zeus, Annabeth und deinem Kind etwas antut, zeugt bereits von Vatergefühlen. Ich glaube, bei so etwas spielt das Alter keine Rolle. Du wirst zumindest besser sein, als ich es je gewesen bin."
Jetzt musste ich auch lachen. „Also, in diesem Moment machst du das ziemlich gut, denke ich."
Poseidon stand auf und reichte mir die Hand, um mich hochzuziehen, „Genau deswegen kommt jetzt die Standpauke. Hat deine Mutter dir nie beigebracht, wie man mit Verhütungsmitteln umgeht?"
Ich war mir sicher, dass ich gerade wirklich tomatenrot wurde. „Natürlich hat sie das, aber...-", „Trotzdem ist entweder was schief gelaufen oder ihr habt euch gar nicht die Mühe gemacht, euch zu schützen.", Ein Blick in sein Gesicht sagte mir, dass Poseidon wirklich Spaß dabei hatte, mich verlegen zu machen.
„Natürlich haben wir das. Oh Mann, Dad! Wir haben es nur ein Mal getan, okay? Und ich habe keine Ahnung, was schief gelaufen ist.", verteidigte ich mich, sah aber aufs Meer hinaus, anstatt in seine Augen.
„Was auch immer.", grinste er, „Aber vielleicht solltest du jetzt erst einmal mit Annabeth reden und ihr sagen, wie glücklich du darüber bist, Vater zu werden. Ich sehe es dir gerade nämlich an, woran du denkst."
Annabeth! Oh Verdammt! Ich hatte sie da einfach sitzen lassen. Sie musste außer sich sein vor Wut. „Oh, beim Hades!"

Out of Humanity, Out of InsanityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt