Chapter Twenty - Complications

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Poseidon Point of View:

„Wir haben ein Problem. Ein großes.", verkündete Athene, als sie nach neun Stunden in den Thronsaal kam. In ihrem Gesicht stand pure Angst.
Meine Söhne waren jetzt fast zwei Tage in Okeanos Gewalt und ich konnte über meine Verbindung mit ihnen nur vage etwas wahrnehmen: Triton schien es soweit gut zu gehen, aber Percy hatte immer wieder stoßartig heftige Schmerzen. Immer dann, wenn er von neuem gefoltert wurde.
Ich stützte meinen Kopf auf meine Hände und beäugte Athene verwirrt, die absolut verzweifelt war: „Das Kind hat sich in Annabeths Bauch verkeilt. Wir bekommen es nicht auf natürlichem Weg raus."
Aphrodite zog mitleidig die Augenbrauen zusammen, „Sie muss einen Kaiserschnitt über sich ergehen lassen? Schrecklich.", „Warte mal.", Hermes beugte sich vor, „Kaiserschnitt ist doch kein Problem, soweit ich weiß."
Athene richtete ihren Blick auf den Boden, „Eigentlich nicht, aber das Baby liegt unter einer Hauptarterie. Wenn wir den Kaiserschnitt durchziehen, besteht eine Wahrscheinlichkeit von 98,75%, dass Apollo das Blutgefäß verletzt und Annabeth innerhalb von ein paar Minuten verblutet. Wir müssen aber jetzt eine Entscheidung treffen. Die Herztöne des Babys sind schwach. Wir müssen es sofort rausholen oder es stirbt. Annabeth möchte, dass wir das Kind retten und sie sterben lassen, aber ...-", ihre Stimme brach ab und ich merkte, dass sie den Tränen nahe war.
Ich fuhr mir verzweifelt mit der Hand durch die Haare. Percy wurde gefoltert und entweder Annabeth oder sein Kind würden sterben. Wenn nicht sogar beide.
„Wir können sie doch nicht sterben lassen.", meinte Aphrodite mit schriller Stimme, „Das würde Percy zerstören." Ich musste ihr Recht geben. Er hatte noch gar nichts von dem anderen Verlust erfahren und wenn jetzt auch noch seine große Liebe sterben würde...
„Und was ist, wenn ...", Demeter zögerte, als sich alle Blicke auf sie richteten, „Wenn wir Annabeth und das Kind unsterblich machen?"
Jeder außer Ares, Zeus und Hera starrte sie anerkennend an. „Ist das euer Ernst, beim Hades?", fluchte Zeus und stand von seinem Thron auf, „Verschenken wir die Unsterblichkeit jetzt wie warme Semmeln oder was?"
„Meine Tochter stand immer auf Percy Jacksons Seite.", Athene funkelte ihren Vater böse an, „Sie hat genauso viel geleistet wie er und hat ihn immer unterstützt. Sie hat es genauso verdient wie er."
Die meisten Götter nickten zustimmend und Zeus seufzte schwer genervt und sah mich wütend an, „Dein Sohn bestimmt viel zu sehr, wie die Dinge hier laufen." Er dachte wahrscheinlich dasselbe wie ich: Percy hatte viel mehr Macht über die Entscheidungen des olympischen Rates, als jedem hier klar war.
„Wer ist dafür?", fragte er und augenblicklich hoben sich einige Hände. Die einzigen, die sich enthielten, waren Hera, Ares und Dionysos.
Es war beschlossen. Annabeth würde ebenfalls zur Göttin erhoben werden.

Percy Point of View:

Er kam zurück. Kleine Kiesel und Staub rieselten von der Decke, als der mächtige Felsbrocken vor dem Eingang bewegt wurde. Triton und ich warfen uns einen Blick zu, bevor wir beide Okenaos Bewegungen genau verfolgten.
Der Meerestitan ging vor mir in die Hocke, packte den Griff des Dolches und zog ihn in einem Zug aus meinem Bauch. Ich biss die Zähne zusammen, als die Haut langsam und schmerzvoll wieder zusammenwuchs.
„Weißt du,...", sagte er, als er das Messer über meinen Arme schweben ließ, „Egal, was ich dir antue, ob das...", Okeanos zog einen feinen Schnitt über meinen Unterarm, der zuerst nicht wehtat, dann aber höllisch anfing zu brennen.
„Das...", die Klinge glitt über die Seite meiner Schläfe entlang, „Oder das." Er hob meinen rechten Arm an und stieß die Klinge durch ihn hindurch, sodass sie auf der anderen Seite wieder austrat und meinen Arm an die Steinwand hinter mir heftete.
Ich schrie auf und merkte, wie sich meine Atmung beschleunigte. „Dein Vater spürt jedes kleine bisschen Schmerz, das du empfindest. Das heißt, ich foltere nicht nur dich, sondern auch deinen Vater durch das Wissen, dass es seinem kleinen Jungen nicht besonders gut geht."
Ich brachte nicht die Kraft auf, irgendetwas von mir zu geben. Alles, was ich wahrnahm, war dieser verdammte Schmerz, der sich von meinem Unterarm bis zur Schulter zog. Erschöpfung erfasste meinen Körper und ich ließ meinen Kopf nach hinten an die Wand fallen.
„Weißt du, eins wollte ich schon lange mal ausprobieren.", meinte Okeanos und stand auf. Der Megalodon namens Bruce hatte etwas auf seinem Rücken liegen, das er jetzt in die Hand nahm. Sein verdammter Ernst? Er zielte mit Pfeil und Bogen auf mich?
„Ich will ganz ehrlich zu dir sein.", sagte der Meerestitan und zog die Sehne zurück, „Ich bin mit dem Ding genauso ungeschickt wie du." Mit diesen Worten ließ er die Bogensehne los und der Pfeil bohrte sich in meinen Oberschenkel.
Ich wimmerte und kniff die Augen fest zusammen, als der Schmerz alles vor meinen Augen rot färbte.
„Hör auf damit!", nahm ich Tritons Stimme wahr, doch Okeanos lachte nur: „Ich fange gerade erst an." Er beugte sich vor und ich konnte seinen heißen, widerwärtigen Atem, der nach fauligem Seetang stank, an meinen Ohren und dem Hals entlang spüren.
„Dein Daddy hat dir noch viel mehr verschwiegen, weißt du..." Seine Finger drückten den Pfeil noch weiter in mein Bein und ich keuchte. Ich konnte den Schweißfilm auf meiner Stirn spüren. „Sag jetzt ja nichts Falsches!", rief Triton vom anderen Ende des Raumes. Ich hatte keine Ahnung, wie er den Satz von da aus verstehen konnte.
Okeanos grinste nur und redete dann weiter: „Wie war der Besuch bei deiner Mutter vor ein paar Tagen?" Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Egal, was jetzt kam, wenn es mit meiner Mom zu tun hatte, konnte es nichts Gutes sein.
„Ker hat nicht gedacht, dass der Keil zwischen dir und Poseidon so lange halten würde, deswegen hat sie während eurer Zeitreise dafür gesorgt, dass sie dich trotzdem verletzen würde.", erzählte Okeanos, „Sie hat dafür gesorgt, dass du eine geliebte Person verlieren würdest. Ker hat sich zum Apartment von dir, Sally und Paul begeben und hat deiner Mutter ein Messer in den Bauch gerammt."
Tränen sammelten sich in meinen Augen und der Meerestitan rammte mir ebenfalls das Messer zwischen die Rippen. Ich spürte den Schmerz nicht, nur die Taubheit, die sich in mir ausbreitete.
„Und das hat sie immer und immer wieder getan, bis das letzte Funkeln aus den Augen deiner Mutter gewichen ist."
„Halt die Klappe.", hauchte ich und Okeanos beugte sich provozierend vor, „Was hast du gesagt?", „Ich sagte...", knurrte ich, „Halt deine verdammte Klappe!" Mit neuer, wütender Kraft stieß ich ihn mit meinem gesunden Arm von mir und eine Druckwelle von Energie entfesselte sich, die den Titanen und den Riesenhai gegen die Wand schleuderte.
Ich keuchte und riss an der Kette, die meinen Arm festhielt und unter meinem Zorn zersprang. Meine Hand umfasste den Griff des Messers, das meinen anderen Arm an der Wand festnagelte und ich zog ihn raus. Mit dem Pfeil in meinem Oberschenkel und dem Dolch in meinem Magen tat ich dasselbe und sprengte die restlichen Ketten.
Triton starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an, als ich auf ihn zuging. Meine Wunden heilten innerhalb weniger Sekunden, sodass ich fast wie neu war, sobald ich vor ihm in die Hocke ging und auch seine Ketten sprengte.
Sein Mund öffnete sich, doch er konnte nichts sagen, denn im selben Moment schwamm ein Tier zur Höhle rein, das noch weniger hierher gehörte als der Magalodon. Ich sah dem bekannten Wolf in die purpurnen Augen und meinte, ein belustigtes Funkeln darin zu sehen.
Das sollte eigentlich meine große Rettungsmission sein, Herr.", beschwerte sich Fenris, „Ich habe dir ja gesagt: Ich bin immer in deiner Nähe."
Ich brachte ein schwaches Lächeln zustande, aber meine Gedanken waren bei meiner Mutter. Sie war tot. „Percy?", fragte Triton vorsichtig. Ich warf einen Blick auf den bewusstlosen Titan und den toten Riesenhai, „Sie ist tot.", sagte ich stumpf, „Und das schon seit Monaten." Ich erwiderte den Blick meines Bruders, „Und Dad hat mich schon wieder belogen."
Triton sagte nichts, denn wir wussten beide, dass es stimmte. Fenris schwamm auf mich zu und ich fragte mich, wie er hier unten überhaupt atmen konnte. Er hatte etwas im Maul und legte es in meine Hand: Es fühlte sich an wie Watte und formte sich zu einer Botschaft.
Mit geweiteten Augen las ich es mir durch und wandte mich dann an den Wolf: „Woher hast du das?"

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