Chapter Eighteen - Jealousy

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Percy Point of View:

Das erste, was ich spürte, als ich aufwachte, war der hämmernde Schmerz in meinem Kopf. Dieses dumpfe, pochende Gefühl, als ob jemand mit einer Eisenkugel, die von Watte umgeben war, an meine Schädeldecke klopfte.
Stöhnend wollte ich mir an den Kopf greifen, doch ich bekam meine Hand nicht hoch. Nur zögernd öffnete ich meine Augen, denn ich hatte das Gefühl, dass mir nicht gefallen würde, was ich sah. Ich erwartete, dass mich das helle Licht blenden würde, doch da war kein Licht, sondern nur absolute Dunkelheit.
Ich konnte meine eigene Hand nicht vor Augen sehen. Ich spürte, das Wasser um mich herum und wusste instinktiv, dass ich unter Wasser in irgendeiner Art Verlies eingesperrt war. Eine Gestalt konnte ich am gegenüber liegenden Ende der rechteckigen Höhle ausmachen.
Bestimmt war es Triton und rechts von uns befand sich ein Ausgang, der jedoch durch einen Stein blockiert war. Es rasselte, als ich meine Arme bewegte. Ich erstarrte und stieß ein Keuchen aus. An meinen Hand- und Fußgelenken befanden sich schwere Eisenketten, die mich am Boden hielten.
Jetzt kam langsam die Erinnerung zurück. Der Streit mit Triton, das Husten und das Stechen im Bauch, die große Gestalt.
Wer auch immer uns entführt hatte, musste es schon im Voraus geplant haben. Ich hörte ein schwaches Stöhnen vom anderen Ende der Höhle und gleich darauf ein Flüstern: „Percy?"
„Ich bin hier.", sagte ich und hob meine Hand, um ein Geräusch zu verursachen, obwohl ich mir sicher war, dass er genauso wusste, wo ich war, wie ich von ihm.
„Oh Götter, mein Schädel fühlt sich an, als ob er jeden Moment platzt.", fluchte Triton und ich nahm wahr, wie er sich aufsetzte. „Ich weiß genau, was du meinst.", erwiderte ich und zerrte an den Ketten.
„Das bringt nichts.", er klang genervt, „Die sind aus himmlischer Bronze. Sogar als Götter können wir die nicht brechen. Sie halten unsere Kräfte zurück. Die sind jetzt so nützlich wie eine Tube Schuhcreme."
„Danke für die Info.", murmelte ich. In dem Moment wurde der große Felsbrocken vor dem Eingang bewegt. Steine rieselten von der Decke und landeten mit dumpfem Geräusch auf dem Boden.
Erst, als ein 20 Meter großer Hai durch das Loch schwamm, realisierte ich, wie groß hier alles wirklich war. Und der Hai sah auch nicht aus, wie man sich einen Hai vorstellte. Zum einen war er natürlich um einige Meter größer, als ein weißer Hai.
Allein seine Zähne waren bestimmt 20 Zentimeter lang. Sein Kiefer war breiter, seine Flossen länger und er war im Allgemeinen viel Kräftiger, als die Tiere, die ich kannte. Sein ganzes Erscheinungsbild gehörte nicht hierher. Ich wusste nicht, wie ich das erklären sollte, aber es fühlte sich nicht richtig an, dass es dieses Tier gab.
Hinter ihm kam etwas, jemand, hinein. Eine Kreuzung aus Mensch und Krake. Die orangenen Tentakeln bissen sich von der Farbe her irgendwie mit der blauen Haut des Mannes mit dem grauen Bart. Das Gesicht wirkte furchteinflößend, da man einfach gar keine Emotionen herauslesen konnte. Ich vermutete dann mal stark, dass das unser Entführer war. Um die Wesen herum tummelten sich hunderte von kleinen Leuchtfischen, die Licht in die Höhle brachten, sonst hätte ich wohl gar nichts gesehen.
„Ach, sieh an, unsere beiden Prinzen sind aufgewacht.", grinste er mit Genugtuung, „Obwohl eigentlich bist du ja gar keiner mehr, nicht wahr, Triton?"
„Du!", zischte Triton und riss an den Ketten. Er kannte den Krakenmann also, der jetzt schwer seufzte, „Bruce, versperr doch bitte lieber mal den Eingang. Ich möchte kein Risiko eingehen."
Der Riesenhai schob sich vor den Eingang und ich hob eine Augenbraue: „Der Hai heißt Bruce?" Krakenmann drehte seinen Kopf zu mir, „Hast du etwa ein Problem damit?"
Hastig antwortete ich: „Nein, nein. Ich meine nur ... äh, das ist ein sehr hübscher Name für so ein ... reizendes Tier." Ich hörte Triton einen Laut ausstoßen, der sich nach einer Mischung aus Schnauben und Lachen anhörte.
Krakenmann verzog die Lippen zu einem Lächeln und wechselte das Thema: „Euer Vater hat versucht euch im Palast zu behalten, um euch zu schützen. Und genau das ist jetzt zu seinem Nachteil geworden. Der Jüngste war so klug, dass er abhauen konnte und der Älteste hat die Gelegenheit am Schopf gepackt, um raus zu kommen und nach seinem Halbbruder zu suchen."
Verblüfft starrte ich ihn an. Deshalb hatte mein Vater mich eingesperrt und mich ständig in seiner Nähe behalten, mich nicht aus den Augen gelassen? Schuldgefühle überströmten mich.
„Verstehst du es jetzt, Percy?", rief Triton zu mir herüber. Ausnahmsweise bemerkte ich nicht Hass in seinem Blick, sondern Schuld und Mitleid, „Poseidon hat nur versucht, dich zu beschützen."
„Du wusstest es auch die ganze Zeit?", fragte ich und er nickte, „Okeanos macht uns schon seit Monaten Probleme. Weit bevor Dad in einen Halbgott verwandelt wurde. Eigentlich ...", er zögerte, „Eigentlich hatte er es nur auf dich abgesehen."
Und Triton war zufällig dabei... Okeanos bedrohte wieder Atlantis. Das waren die Probleme, die alle um mich herum gemeint hatten... Dieser Krakenmann war Okeanos.
Plötzlich riss mich ein Schreien aus meiner Starre. Eine weibliche Stimme, die ich irgendwoher kannte... „Du hast kein Recht dazu, Vater!" Jetzt wusste ich, wer es war und mir und Triton fielen die Kinnladen herunter.
Amphitrite drängte sich an dem Hai vorbei und schwamm auf den alten Meerestitan zu, „Nicht mein Sohn! Es war Zufall, dass er dabei war."
„Mom?", Triton starrte sie entgeistert an und schien langsam zu verstehen, „Du ... du steckst mit ihm unter einer Decke." Die Nereide drehte sich zu dem Dunkelhaarigen um, „Dein Vater interessiert sich schon seit Jahrhunderten nicht mehr für mich. Ist es denn so abwegig, dass ich dann zu meinem Vater zurückkehre?"
„Und dich gegen die Götter wendest?!", rief mein Halbbruder wütend, „Wahrscheinlich hattest du auch noch die Idee dazu, Percy zu entführen, um unseren Vater zu erpressen." Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, „Ja, hatte ich, aber was interessiert es dich. Du hasst ihn doch sowieso. Ich hätte ihn dir aus dem Weg geschafft."
Triton verzog zögerlich das Gesicht, „Ich ... ich... Du kennst mich ja nicht mal. Denn sonst würdest du wissen, dass ich ihn nicht hasse, sondern ... eifersüchtig bin."
Triton wich meinem ungläubigen Blick aus.
„Können wir dann bitte zum Thema zurückkommen?", fragte Okeanos genervt, „Die Gespräche schweifen mir momentan zu sehr ab."
„Halt die Klappe!", unterbrach ihn Triton harsch, woraufhin Okeanos empört nach Luft schnappte, und wandte sich wieder Amphitrite zu: „Das ist Hochverrat, was du machst! Nicht nur an den Göttern, sondern auch an mir." Das Gesicht der Nereide wurde dunkelrot vor Wut, „Nach allem, was dein Vater dir angetan hat, hältst du noch immer lieber zu ihm?!"
„Ruhe jetzt!", schrie der Meerestitan plötzlich und wir alle zuckten zusammen und wandten ihm unsere Blicke zu. Er sprühte vor Wut plötzlich blaugraue Funken. „Dein Sohn wird hierbleiben. Ich werde doch nicht riskieren, dass er den Göttern irgendetwas erzählt. Er ist nicht auf unserer Seite, doch da er mein Enkel ist, wird ihm nichts all zu Schlimmes geschehen."
Seine grauen Augen, die so gar nicht wie Annabeths aussahen, fixierten mich angewidert, „Du allerdings wirst leiden."
Es ging so schnell, dass ich es zunächst nicht einmal mitbekam, doch plötzlich spritzte mir mein eigenes, goldenes Blut ins Gesicht. Ich stieß ein Keuchen aus und krümmte mich. Okeanos hatte von irgendwoher einen Dolch gezogen und mich damit am Bauch an die Steinwand hinter mir festgenagelt.
Ich zerrte an den Ketten und wollte die Blutung mit meinen Händen stillen, aber ich kam nicht ran und Okeanos machte sich auch nicht die Mühe, mir die Klinge aus dem Bauch zu ziehen. Stattdessen packte er den Griff und drehte ihn einmal zur Seite. Ich verkniff mir einen Schmerzensschrei und schloss angestrengt die Augen. Ich würde ihm nicht die Genugtuung geben, zu schreien.
„Früher oder später wirst du einknicken.", lachte der Titan, „Ich kenne dich, Percy Jackson. Du magst vielleicht durch den Tartarus gewandert sein, aber ich werde dir die nächsten Stunden die Hölle auf Erden bescheren."
Ich holte tief Luft und sammelte mich, dann sah ich ihm direkt in die Augen und betonte jedes Wort, das ich sagte: „Du hast keine Ahnung, wer ich bin und wie viel ich aushalte."
„Aber ich kenne deine Schwächen.", meinte er und stand auf. Amphitrite hatte die Höhle wieder verlassen. Triton warf mir einen besorgten Blick zu, aber ich schüttelte nur den Kopf. Ich konnte nicht heilen, solange der Dolch in meiner Magengegend steckte.
„Ich habe dir einen Traum geschickt.", redete Okeanos weiter, „Du weißt, welchen ich meine. Du warst deswegen schließlich bei Apollo. Du hast dich selbst in den Straßen von Pompeji gesehen, wie du gestorben bist."
Ich war mir nicht sicher, worauf das jetzt gerade hinauslief, aber mir war klar, dass ich das Ergebnis dieses Gespräches nicht mögen würde. Woher er das alles wusste? Vermutlich ein Spion auf dem Olymp.
„Aber du hast keine Ahnung, was du dort wirklich gesehen hast.", Okeanos ließ mich mit keinem Wort aus den Augen, „Du hast schon einmal gelebt, Percy. Vor nicht einmal 2000 Jahren unter dem Namen Lucas. Auch als ein Sohn des Poseidon."
Meine Brust zog sich bei dem Gedanken eng zusammen. Ich hatte schon einmal gelebt?
„Seit deiner Geburt hattest du trainiert und trainiert. Zusammen mit deinem besten Freund Vespasian, der an seinem 13. Geburtstag den Thron als Kaiser bestieg. Er war zwei Jahre älter als du und hat dich trotzdem regelmäßig in eurer Heimatstadt Pompeji besucht. Im selben Jahr kam deine kleine Schwester Lavinia zur Welt. Ihr habt die nächsten Jahre den Kontakt gehalten. Als du 16 warst, zwei Wochen vor dem Ausbruch des Vesuvs, ist Vespasian an einer Krankheit gestorben. Du bist nach Rom gereist und hast ihn bis zu seinem Ende begleitet und bist danach nach Pompeji zurückgekehrt. Ein Tag nach deiner Ankunft brach der Vesuv aus."
Das Mädchen, Lavinia, meine Schwester. Und schon gestorben acht Jahre nach ihrer Geburt, weil ich sie nicht beschützen konnte...
Okeanos rieb sich aufgeregt die Hände, „Das ist jetzt meine Lieblingsstelle. Der wahre Grund, warum er ausgebrochen ist, war dein Vater. Er war wütend, weil die Bewohner von Pompeji ihn nicht mehr anbeteten, obwohl sie in der Nähe des Meeres lagen. Sie haben sein Gebiet genutzt ohne sich zu bedanken und ihm Respekt zu zollen. Das hat ihm nicht gefallen und er beschloss, die Stadt zu vernichten. Du hast viele Menschen gerettet, indem du mehrere unterirdische Magmaströme umgeleitet hast, sodass sie in einem anderen Gebiet ausgebrochen sind. Schon damals warst du sehr mächtig, Percy. Trotzdem war es zu viel auf einmal. Erst wurde Herculaneum vernichtet und schließlich erwischte es Pompeji und mit ihr bist du untergegangen. Du hast im Traum deinen eigenen Tod gesehen.
In der Unterwelt wurde äußerst positiv über dich gerichtet. Du hast Elysium erreicht und dich dann für Wiedergeburt entschieden. Und jetzt 2000 Jahre später bist du wieder hier, neu geboren und schreibst Geschichte."
Mir war schwindlig, doch ich wusste nicht, ob vom Blutverlust oder von der Geschichte. „Wenn das wahr ist, dann...", stammelte ich und Okeanos unterbrach mich: „Du hast es erfasst. Das heißt, dass Poseidon eine Stadt vernichtet hat, obwohl er wusste, dass du dort gelebt hast. Ergo..."
Er drehte setzte ein breites Grinsen auf: „Hat dich dein eigener Vater umgebracht und hat sich einen Dreck um dich geschert."

Out of Humanity, Out of InsanityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt