UNTERKUNFT

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NATHANS POV


Hallo Jon. Dieser Paul verwirrt mich. Wir reden kaum und kennen uns nicht einmal richtig, aber er hat mit nur zwei Sätzen geschafft, etwas in mir auszulösen. Meine Gedanken und Gefühle spielen verrückt bei einem fremden Menschen. Bizarr, oder nicht? Er ist so unglaublich attraktiv und mysteriös: ich habe noch so viele Fragen offen. Du könntest mir sicherlich helfen, nicht wahr? Aber leider bist du so, wie der Rest unserer Familie. Ich sollte langsam daran arbeiten, meine Hormone besser unter Kontrolle zu bekommen. -gesendet um 13:21 Uhr [fehlgeschlagen]


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Geschockt starrte ich in seine Augen. Habe ich mich verhört, halluzinierte ich? Oder war er so sehr mit Medikamenten vollgepumpt, dass er halluzinierte?

„Was meinst du damit?", brachte ich stotternd hervor und lief wahrscheinlich rot an. Mein ganzer Körper schien in Flammen aufzugehen. Wieso duzte ich ihn auf einmal? Uncool, Nathan. Ziemlich unprofessionell. Wie bescheuert konnte man nur sein? Aber seinen Körper und seiner Stimme konnte man auch einfach nicht widerstehen. Klare Gedanken, Nathan. Klare Gedanken.

„Du... löst etwas in mir aus. Ich dachte, dass ich nicht mehr in der Lage bin, etwas zu fühlen, aber...", antwortete er mit seiner tiefen Stimme, die mich zum Erzittern brachte. Diese Stimme ist einfach nur... unglaublich. Aber es ergab keinen Sinn, er kannte mich nicht. Wir kannten uns nicht, wieso würde er dann so etwas sagen?

In diesem Moment wusste ich nicht, was ich darauf erwidern sollte. Somit machte sich mein Körper eigenständig und ich fragte: „Darf ich mich setzen?". Beschämt schaute ich in seine Augen und knetete meine Finger. Nervös zu sein war bei mir normalerweise nie der Fall, aber er war wohl die neue Ausnahme.

Er nickte nur und langsam machte ich die Türe hinter mir zu, welche ich vor lauter Aufregung glatt vergessen habe, zu schließen. Erneut drehte ich mich zu seinem Bett und hielt nach einem Stuhl Ausschau. Niemand konnte in diesem Moment von mir erwarten, dass ich mich an sein Bett stellte. Meine zittrigen Beine würden direkt den Geist aufgeben und ich wollte mich nicht das zweite Mal zum Affen machen. Zum Glück hatte ich jetzt eine einstündige Mittagspause, sonst würde ich diese sonderbare Gelegenheit verpassen, Paul eventuell besser kennenzulernen. Schließlich zog ich ein Stuhl an sein Bett, hielt aber einen gewissen Abstand. Wir wollten nichts riskieren.

Stille. Niemand rührte sich und jeder hing seinen Gedanken nach. Ob er an mich dachte? Quatsch, sowas würde er nicht machen. Wahrscheinlich bildete er in seinem Kopf Sätze, oder fragte sich, was er aus der Situation machen sollte. An den Gängen hörte man hin und wieder ein paar Schritte und das war es auch schon. Ich hörte wie er alle paar Sekunden tief einatmete und dann wieder ausatmete. Es entspannte mich und schließlich machte ich den ersten Schritt:

„Wie geht es Ihnen so", fragte ich. Mental schlug ich mir meinen Kopf gegen die Wand. Wir hatten gerade einen freundlichen Moment, haben uns geduzt und natürlich musste ich meine Emotionen ausweichen indem ich ihn wieder professionell ansprach. Super gemacht, Nathan.

„Mir geht es dank dir ganz okay. Du kannst mich übrigens auch duzen", murmelte er und ein kleines Lächeln bahnte sich auf sein Gesicht. Paul hatte ein schönes Lächeln und kleine Lachfalten deuteten an, dass er in seiner Vergangenheit trotzdem noch ein wenig Freude hatte. Seine leichten Stoppeln machten ihn auch noch attraktiver, als er ohnehin schon gewesen ist.

„Kein Problem. Ist schließlich mein Job, nicht wahr?" – Schweigen. Ich war zu angespannt um irgendetwas aus mir hervorzubringen und ich hoffte, dass Paul noch irgendetwas sagen würde. Jedoch lehnte der Patient nur still gegen seine Kissen und hatte seinen Kopf von mir abgewandt. Sein Blick war auf den kleinen Garten gerichtet. Nervös biss ich mir auf meine Unterlippe und eine Frage, die ich mir schon seit dem ersten Tag stellte, kam mir wieder ins Gedächtnis.

„Was ist eigentlich mit Familie und Freunden? Wollen sie dich nicht besuchen kommen? In deiner Akte steht auch nichts darüber, wo dein Wohnort ist", brachte ich heraus und ich bemerkte augenblicklich, dass ich die schlimmste Frage gestellt habe.

Seine Körpersprache verriet alles. Paul erstarrte und seine Augen waren nun weit aufgerissen. Sie wirkten so emotionslos, genauso wie an dem Tag unserer ersten Begegnung. Sein Kiefer mahlte wie verrückt und seine Gesichtszüge verhärteten sich. Ich bereute es ihm diese Frage gestellt zu haben. Es ging mich nichts an und das machte er mir direkt klar.

„Das geht Sie nichts an", zischte er leise und bedrohlich. Seine Familie und anscheinend seine Freunde waren wohl für ihn ein ganz großes Tabuthema. Natürlich beurteilte ich ihn nicht, da jeder einen wunden Punkt in seinem Leben hat und ich war einer davon. Super habe ich das gemacht. Unser gegenseitiger Respekt war nun zerstört und ich war wahrscheinlich sein Feind numero uno.

Geknickt über seine Reaktion, stand ich auf und ging wieder zur Tür. Gerade als ich über die Türschwelle gehen wollte, drehte ich mich zu dem wütenden Paul um.

„Es tut mir leid. Ich wollte nur eine kleine Konversation führen und Sie keineswegs angreifen." Ich schluckte einen Klumpen in meinem Hals herunter und zog die Tür hinter mich.


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„Und wie findest du dein Job bis jetzt?", fragte Caroline, nachdem wir uns an einem Tisch in der Cafeteria gesetzt haben. Ich zuckte nur mit den Schultern und nuschelte ein „Turbulent", da ich voll und ganz auf mein leckeres Essen vor mir konzentriert war. Ich liebte Essen über alles. Und das wussten leider alle und konnten mich leicht mit McDonalds-Essen manipulieren. Aber wer konnte denn bitteschön Essen widerstehen? Ich auf jeden Fall nicht.

„Du klingst nicht gerade begeistert. Naja, ich wollte dir etwas ganz anderes erzählen. Also esse leise und hör mir ganz genau zu. Heute wollte ich eine Akte in Rons Büro ablegen, aber er war gerade in einer wichtigen Besprechung. Die Tür war aber leicht angelehnt und konnte ich prima mithören, was ich dann auch gemacht habe. Schaue mich nicht so an, du hättest es auch getan! Auf jeden Fall hat er zum Big Boss gesagt, dass das Krankenhaus anscheinend überfüllt ist und die Soldaten den ganzen Platz in Anspruch nehmen würden. Von dem Personalmangel fange ich gar nicht erst an! Also haben sie beschlossen die Soldaten an die zu verteilen, die sich privat super um die Patienten kümmern könnten und rate mal, wen du bekommst!", sprach sie leise und gestikulierte dazu sehr wild mit ihrem Besteck. Gefährlich. Mit jedem Satz wurden meine Augen größer und aufgeregt schaufelte ich mir immer mehr und mehr in meinen Mund.

„Gut mitgehört, Caroline. Nathan, dir wird Paul Williams zugeteilt", brummte eine tiefe Stimme über mir. Geschockt fielen zwei Augenpaare auf den Leiter des Krankenhauses, Hr. Hale.
An sich war er ein ziemlich cooler Typ, konnte zwar manchmal ein wenig streng sein, aber er respektierte jeden und jeder respektierte ihn.

„Ehm ja. Oh nein! Meine Mittagspause ist schon um. Wie ärgerlich! Wir sehen uns", sagte ich gespielt geschockt und tippte auf meine nichtvorhandene Armbanduhr. Ich nahm mein Tablett und machte mich möglichst schnell vom Acker.

„Wir sprechen uns noch, Blue!", rief er mir noch hinterher, aber ich konnte sein Grinsen im Rücken spüren.

Nicht zufällig ließ ich die beiden allein. Kyle Harris Eltern waren gute Freunde mit Carolines und meinen Eltern. Ich wusste schon immer, dass zwischen den beiden etwas lief und seit ein paar Wochen, funkte es immer mehr und mehr zwischen den beiden.

Mit seinen 35 Jahren war Kyle ziemlich jung für einen Leiter eines Krankenhauses. Da sein Vater ihm aber schon sein ganzes Leben auf die Leitung seines Krankenhauses vorbereitet hat, lief hier alles wirklich gut und jeder wirkte zufrieden mit ihm.

Mit einem Schmunzeln lief ich durch die Gänge und plante die Hochzeit zwischen Caro und Kyle, bis mir Ron über dem Weg lief.

„Gut, dass ich dich treffe, Blue. Wir haben etwas zu besprechen. Es geht um den Patienten Paul Williams."

Mein fröhliches Verhalten stoppte abrupt und einbitterer Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus.



Wir lieben die unrealistischen Charakteristika in meiner Geschichte ;)

- überarbeitet am 27.09.2021

Nathan |  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt