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„Da stimme ich zu. Komm schon Harry, sag es ihr", lächelt Jace und macht einen Schluck von seinem Bier.

„Ich..ich werde es dir draußen sagen", sagt Harry leise.

Alles passiert viel zu schnell für mich um seinen Blick richtig zu deuten. Ich habe keine Ahnung was hier passiert, aber ich weiß, dass ich nirgendwo mit ihm hingehen möchte.

„Nein, du sagst es mir hier. Vor allen, sodass du nicht lügen kannst", fauche ich. Mein Herz schmerzt jetzt schon, und ich weiß, dass ich auf das, was er mir gleich sagen wird, nicht vorbereitet bin.

„Es tut mir leid", stößt er hervor und hält seine Hände vor sich hin.

„Tessa, bitte denk daran, dass das war, bevor ich dich überhaupt kannte", sagt er. Seine Augen bitten um Gnade.

„Sag es mir", sage ich und öffne dabei fast nicht meinen Mund. Ich vertraue meiner Stimme nicht.

„In dieser Nacht..der zweiten Nacht...der zweiten Party zu der du gekommen bist..als wir Pflicht oder Wahrheit gespielt haben..und Niall gefragt hat, ob du noch Jungfrau bist..", stottert er und schließt seine Augen, so als würde er seine Gedanken sammeln müssen.

Oh nein. Wenn es möglich wäre, dass mein Herz noch mehr wehtun könnte als jetzt schon, dann würde es sich definitiv so anfühlen wie jetzt. Das ist nicht Wahr. Das kann nicht passieren. Nicht jetzt. Nicht mir.

„Sprich weiter", sagt Jace. Harry schießt ihm einen Todesblick, und ich weiß, wenn Harry nicht gerade dabei wäre, unsere Beziehung zu zerstören, würde er ihn auf der Stelle umbringen.

„Du hast gesagt du bist eine..und da ist jemand auf die Idee gekommen.."

„Wer ist auf die Idee gekommen?", unterbricht Molly.

„Ich..ich bin auf die Idee gekommen", sagt er. Sein Blick verlässt nie meinen. Er hat ihre Frage nur wegen mir beantwortet.

„Das..es lustig wäre...zu wetten.." Sein Kopf sinkt und Tränen quellen aus meinen Augen.

„Nein", krächze ich und gehe einen Schritt nach hinten.

Mein Herz ist gebrochen und ich bin komplett zerstört. All meine Erinnerungen ergeben jetzt ein Bild.

„Halt dich von ihm fern."

„Sei vorsichtig."

„Manchmal denkt man, man kennt jemanden, aber so ist es nicht."

„Aber Tessa, ich muss dir etwas sagen."

All diese kleinen Kommentare von Molly, Jace und sogar von Harry selbst, spielen sich in meinem Kopf ab. Ich hatte immer so das Gefühl gehabt als würde sich etwas hinter meinem Rücken abspielen. So als würde ich etwas verpassen.

Es scheint so, als wäre die ganze Luft aus dem kleinen Raum entzogen worden, und ich schnappe fast hektisch danach, als ich wieder in der Realität ankomme. Da waren so viele Anzeichen gewesen, ich war nur zu geblendet von Harry, um sie zu sehen.

Warum würde er so weit gehen? Mich dazu zu bringen, mit ihm zusammen zu ziehen?

„Du hast es gewusst?" Ich drehe mich zu Steph. Ich schaffe es nicht Harry länger anzusehen.

„I..Ich wollte es dir so oft sagen Tess", sagt sie und in ihren Augen schimmern Tränen der Schuld.

„Ich habe es nicht geglaubt als er gesagt hat, er hat gewonnen. Nicht mal als er das Kondom gezeigt hat", kichert Jace. Offensichtlich genießt er die Show.

„Genau! Ich auch nicht. Aber das Laken, ich meine, wie kann man dem Blut auf dem Laken nicht glauben?", lacht Molly.

Das Laken. Deswegen war es noch in seinem Auto. Ich weiß, dass ich etwas sagen sollte, irgendetwas, aber ich kann meine Stimme nicht finden. Um mich dreht sich immer noch alles. Die Menschen in der Bar Essen und Trinken und bemerken das naive Mädchen nicht, dessen Herz gerade vor einer Menge zertrampelt wird. Wie ist es möglich, dass die Zeit immer noch vergeht während ich hier stehe und zusehe, wie Tristan seinen Kopf neigt, Steph weint, und Harry mich ansieht.

„Tessa, es tut mir so leid." Harry geht einen Schritt auf mich zu und ich kann nicht mal meine Beine bewegen.

„Weißt du, dieser Ort hat es in sich, ich meine, erinnerst du dich an letztes mal als wir alle hier waren und Steph Tessa dieses unnötige Make-Over gegeben hat, und Harry und Zayn versucht haben, sich darüber zu streiten wer sie zurück in ihr Zimmer bringt?", lacht Molly und fährt fort. „Dann ist Harry bei dir aufgetaucht, stimmt's'? Mit diesem Wodka! Du hast gedacht er sei betrunken! Erinnerst du dich noch wie ich angerufen habe als er dort war?", lacht sie.

„Aber eigentlich hätte er in dieser Nacht die Wette gewinnen sollen. Er war sich darüber ziemlich sicher, aber Zayn hat immer wieder gesagt, du würdest nicht so schnell nachgeben. Ich denke, Zayn hatte Recht, aber du hast immer noch schneller nachgegeben als ich es von dir gedacht habe. Zum Glückhabe ich kein Geld darauf verwettet." Mollys Stimme und Harrys Augen sind die einzigen Dinge in der Bar.

So habe ich mich noch nie gefühlt. Das ist schlimmer als ich es mir vorgestellt habe. Harry hat die ganze Zeit mit mir gespielt. Das war alles nur ein Spiel für ihn gewesen. All die Umarmungen, die Küsse, das lächeln, das Gelächter, die „ich liebe dich's, der Sex, die Pläne, verdammt, wenn das nur nicht so weh tun würde. Er hatte jeden Zug geplant, jede Nacht, jedes einzige Detail, und jeder wusste es. Außer mir. Sogar Steph wusste es.

„Du hörst bestimmt gerne, dass du eine Menge Geld Wert bist, und das, obwohl Zayn manchmal versucht hat, es zu versauen. Aber mit dem Geld von Jace, Louis und Zayn hätte ich gehofft, er führt dich wenigstens zum Abendessen aus", lacht Molly.

„Ich bin nur traurig, dass ich das berüchtigte ‚Ich liebe dich'-Geständnis vor versammelter Meute verpasst habe. Ich habe gehört, dass war der Hammer", lacht Jace.

„Haltet die Fresse!", schreit Tristan und überrascht alle. Wenn ich nicht taub wäre, hätte es mich vielleicht auch überrascht. „Fickt euch Leute, sie hat genug!"

„Baby, bitte sag etwas." Harry macht noch einen Schritt.

Endlich erkennt mein Gehirn, dass mein Mund auch wirklich zu mir gehört. „Wage es nicht mich so zu nennen, verdammt nochmal! Wie konntest du mir das antun? Du..du..ich kann nicht.." Ich habe so viele Sachen in meinem Kopf die ich sagen will, aber sie wollen nicht raus. „Und ich werde auch nicht, denn genau das willst du." Ich höre mich viel sicherer an ,als ich mich fühle. In mir drinnen brenne ich, und mein Herz liegt am Boden. Unter Harrys Stiefel.

„Ich weiß ich habe es verbockt..", beginnt Harry.

„Du hast es verbockt? Du hast es verbockt?", schreie ich. „Warum, sag mir nur warum? Warum ich?", frage ich ihn.

„Weil du da warst", beantwortet er ehrlich. „Und du warst eine Herausforderung. Ich kannte dich nicht, Tessa. Ich wusste nicht, dass ich mich in dich verlieben würde", sagt er und es hat den Gegenteiligen Effekt als üblich.

Ich kann die Galle schmecken die mir hochkommt.

„Du bist krank. Du bist verdammt krank!", schreie ich und eile zur Türe. Das ist zu viel für mich. Harrys Hand schlingt sich um meinen kleinen Arm und ich ziehe mich aus dem Griff und verpasse ihm eine. Eine feste.

Der Schmerz in seinem Gesicht gibt mir die schmerzhafteste Befriedigung.

„Du hast alles ruiniert! Du hast etwas von mir genommen, das nicht dir gehört hat Harry. Das war für jemanden bestimmt der mich liebt. Ehrlich liebt. Es war seines, wer auch immer er gewesen wäre, und du hast es ihm weggenommen, für Geld? Ich habe die Beziehung zu meiner Mutter für dich zerstört, ich habe alles aufgegeben! Ich hatte jemanden der mich liebt, jemand der mir nicht so wehtun würde wie du es getan hast. Du bist Widerlich", schreie ich.

„Ich liebe dich wirklich, Tessa. Ich liebe dich mehr als alles andere. Ich wollte es dir sagen, ich wollte sie dazu bringen, es dir nicht zu sagen. Ich wollte nie, dass du es rausfindest. Deswegen war ich die ganze Nacht fort. Sie haben alle zugestimmt, nichts zu sagen. Ich wollte es dir bald sagen, da wir jetzt zusammen wohnen, denn jetzt wäre es egal", stammelt er.

„Bist du..du..oh mein Gott Harry! Was zur Hölle ist bei dir schief gelaufen? Denkst du es ist okay herumzulaufen, und die Leute davon zu überzeugen, mir nichts zu sagen? Du denkst ich hätte das durchgehen lassen, wenn wir zusammen wohnen würden? Deswegen wolltest du unbedingt, dass mein Name auf dem Vertrag steht! Oh mein Gott. Du bist krank." Ich habe keine Kontrolle über die Worte die meinen Mund verlassen.

„Deswegen hast du all meine Sachen aus meinem Zimmer geholt! Du hattest Angst, Steph würde es mir sagen!" Ich überdenke jedes Detail seitdem ich Harry getroffen habe, und alles führt hier her. Es war so offensichtlich. Jeder in der Bar starrt mich an und ich fühle mein so klein. Kaputt und klein.

„Was hast du mit dem Geld gemacht Harry?"

Ich sehe hinüber und alle sehen uns an. Ich weiß, dass sie uns immer noch hören können.

„Ich..", beginnt er.

„Sag es mir", verlange ich.

„Dein Auto..die Lackierung..und die Anzahlung für das Apartment. Ich dachte wenn ich.."

„Ich wollte es dir so oft sagen. Zum ersten mal als ich bemerkt habe, dass es nicht mehr nur eine Wette ist. Ich liebe dich. Ich habe dich die ganze Zeit geliebt, ich schwöre es", sagt er.

„Du hast das Kondom aufgehoben um es ihnen zu zeigen Harry! Du hast ihnen das Laken gezeigt, das gottverdammte blutige Laken! Oh mein Gott! Ich bin so ein Idiot! Während ich jedes Detail der besten Nacht meines Lebens durchdacht habe, hast du deinen Freunden das Laken gezeigt." Meine Hände greifen in meine Haare und ich ziehe daran.

„Ich weiß.. ich habe keine Entschuldigung für das was ich getan habe, aber du musst mir verzeihen. Wir können das schaffen", sagt er und ich lache. Ein richtiges Lachen. Trotz meinen Tränen lache ich. Ich verliere meinen Verstand. Diese Situation ist nicht wie in Filmen. Ich weine, ich ziehe an meinen Haaren, kann meine Emotionen fast nicht kontrollieren und keinen ganzen Satz formen.

„Dir verzeihen?", lache ich.

„Du hast mein Leben zerstört, das weißt du, oder? Oh, natürlich tust du das. Das war die ganze Zeit dein Plan, erinnerst du dich, du hast mir versprochen du würdest mich zerstören. Also, Gratulation Harry, das hast du getan. Was soll ich dir geben, Geld? Oder soll ich eine weitere Jungfrau für dich finden?"

„Tessa, bitte. Du weißt, dass ich dich liebe, ich weiß, dass du es weißt. Lass uns nach Hause gehen. Bitte, ich werde dir alles erzählen."

„Nach Hause? Das ist nicht mein zu Hause. Das war es nie, dass wissen wir beide." Ich versuche wieder zur Türe zu gehen. Ich bin schon so nahe.

„Was soll ich tun? Ich werde alles tun", bettelt er. Er sieht mich an und wird plötzlich kleiner. Für eine Sekunde bin ich verwirrt, bevor ich realisiere, dass er vor mir auf die Knie geht.

„Nichts. Es gibt nichts was du tun kannst", sage ich ihm und meine es auch so. Wenn ich wüsste, was ich ihm sagen könnte was ihm genauso weh tut, wie er mir, dann würde ich es tun. Und ich würde es tausendmal wiederholen, nur damit er weiß wie es sie anfühlt in ein paar Minuten komplett aufgerissen zu werden.

Ich gehe zur Türe, nutze aus, dass Harry auf dem Boden kniet. Sobald ich die Türe erreiche, renne ich in jemanden hinein. Ich sehe auf, und erblicke Zayn. Die Wunden die Harry verursacht hat, sind immer noch sichtbar.

„Was ist los?", fragt er und nimmt meine Ellenbogen.

Sein Blick wandert hinter mich zu Harry und er realisiert es.

„Es tut mir leid", sagt er aber ich ignoriere ihn. Harry kommt auf die Türe zu und ich muss so schnell wie möglich weg von dieser Bar. Und von ihm.

Die eisige Luft weht durch meine Haare in mein Gesicht als ich hinaus gehe. Ich heiße das Gefühl willkommen, hoffe, dass es das brennen in mir drinnen mildert. Schnee liegt auf meinem Auto und auf der Straße.

„Du kannst nicht fahren, Tessa", ertönt Zayns Stimme hinter mir. Ich wate weiter durch den Schnee, quer über den Parkplatz.

„Lass mich in Ruhe! Ich weiß, dass du bescheid wusstest! Ihr alle wusstet es!", schreie ich und suche nach meinen Schlüsseln.

„Lass mich dich nach Hause bringen, du bist nicht in der Verfassung um bei so einem Sturm zu fahren", sagt er. Als ich meinen Mund öffne, um ihn anzuschreien, kommt Harry aus der Bar.

„Okay", sage ich. Zayns Auto macht ein Klick-Geräusch und signalisiert, dass es aufgeschlossen ist und ich steige so schnell wie möglich ein. Harrys Gesicht bekommt einen wütenden Ausdruck, und ich hoffe für Zayns Wohl, dass er ins Auto steigt bevor Harry hier ankommt.

In der Sekunde, als Harry realisiert, dass ich mit Zayn verschwinde, läuft er auf das Auto zu. Zayn parkt sich aus der Lücke und ich sehe zu, wie Harry zum zweiten Mal heute Abend auf die Knie geht.

„Ich..", sagt Zayn und dreht die Heizung voll auf.

„Sprich nicht mit mir", fauche ich.

„Es tut mir leid Tessa, ich hätte nie gedacht, dass es so außer Kontrolle gerät", sagt er.

„Sag es mir..sag mir alles. Jedes einzelne Detail." Ich drehe mich zu ihm.

„Okay", stimmt er zu und fährt auf den Freeway.

AFTER truthWhere stories live. Discover now