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Als ich endlich aufwache, ist es zwei Uhr Nachmittags. Ich kann mich nicht erinnern wann ich das letzte mal länger als bis 11 Uhr geschlafen habe, von zwei Uhr Nachmittags gar nicht zu sprechen, aber ich muss auch berücksichtigen, dass ich bis vier Uhr Früh wach war, und mich mit dem wundervollen Geschenk von Harry beschäftigt habe. Es ist aufmerksam von ihm, zu aufmerksam, aber es ist das beste Geschenk das ich je bekommen habe. Ich nehme mein Handy vom Nachttisch und sehe nach meinen verpassten Anrufen. Zwei von meiner Mutter und einer von Liam. In meinen Nachrichten befinden sich ein paar Geburtstagswünsche, auch einer von Noah. Ich habe Geburtstage nicht so gerne, hatte ich noch nie, aber die Vorstellung an meinem Geburtstag alleine zu sein, mag ich auch nicht. Naja, ich werde ja nicht alleine sein. Catherine Earnshaw und Elizabeth Bennet sind eine viel bessere Gesellschaft als meine Mutter.

Ich bestelle viel zu viel Chinesisches Essen und bleibe den ganzen Tag in meinem Pyjama. Meine Mutter ist zornig weil ich „krank" bin. Ich weiß, dass sie mir nicht glaubt, aber ehrlich gesagt ist mir das egal. Es ist mein Geburtstag und ich kann tun was auch immer ich tun will, und wenn ich den ganzen Tag im Bett liegen will, Essen bestellen möchte und in meinem Nook stöbern möchte, dann werde ich genau das tun.

Meine Finger versuchen ein paar Mal Harrys Nummer zu wählen, aber ich halte sie immer rechtzeitig davon ab. Egal wie schön sein Geschenk war, er hat trotzdem mit Molly geschlafen. Immer wenn ich denke, es wäre unmöglich, dass er mir noch mehr wehtun kann, tut er es. Ich beginne über mein Abendessen mit Trevor am Samstag nachzudenken. Er ist so nett, charmant. Er sagt nur Sachen, die er auch so meint und er macht mir Komplimente. Er schreit mich nicht an. Er nervt mich nicht. Er hat mich noch nie angelogen. Ich muss mich nie fragen was er denkt, oder wie er fühlt. Er ist klug, gebildet, erfolgreich, und an Feiertagen meldet er sich freiwillig für Arbeiten. Verglichen mit Harry, ist er perfekt. Das Problem ist nur, dass ich ihn nicht mit Harry vergleichen sollte. Ja, Trevor ist ein bisschen langweilig, und wir teilen nicht die gleiche Leidenschaft für Romane wie Harry und ich es tun, aber wir haben auch nicht diese verlogene Vergangenheit, die Harry und ich haben.

Das ärgerlichste an Harry ist, dass ich seine Persönlichkeit wirklich liebe. Mit der Unhöflichkeit und allem Drum und Dran. Er ist lustig, witzig und kann so süß sein, wenn er es will. Das Geschenk verdreht mir den Kopf, ich muss mich daran erinnern, was er mir angetan hat. All die Lügen, die Geheimnisse.. Und er hat mit Molly geschlafen.

Ich antworte Liam mit einem Danke und nach ein paar Sekunden schreibt er mir zurück und fragt nach der Adresse meines Hotels. Ich will ihm sagen, dass er nicht den ganzen Weg hier her fahren muss, aber ich will auch nicht den Rest des Tages ganz alleine sein. Ich ziehe mich nicht an, ich ziehe mir nur einen BH an und warte, bis Liam kommt.

Eine Stunde später klopft er an der Türe und ich öffne sie lächelnd. Es ist so schön ihn zu sehen, es ist schon viel zu lange her. Sein vertrautes, warmes lächeln bringt mich auch zum lächeln und er zieht mich in seine Arme.

„Happy Birthday Tessa", sagt er in meine Haare.

„Danke", sage ich und umarme ihn fester.

„Fühlst du dich irgendwie älter?", fragt er und setzt sich auf den Sessel.

„Nein, naja, doch. Ich fühle mich als wäre ich in der letzten Woche um zehn Jahre gealtert", sage ich ihm.

Er lächelt leicht, sagt aber nichts.

„Ich habe Essen bestellt, es ist noch eine Menge übrig, wenn du etwas willst", biete ich an und er nimmt einen weißen Styroporteller und eine Plastikgabel von dem Tisch.

„Danke. Also das tust du den ganzen Tag?", neckt er.

„Yep. Genau", lache ich und setze mich im Schneidersitz auf das Bett und nehme mein Nook.

AFTER truthWhere stories live. Discover now