21. Kapitel

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LISI


Als ich aufwachte, dröhnte mein Kopf. Blinzelnd wollte ich mich strecken und auf die andere Seite wälzen, aber etwas hielt mich auf. Jemand hielt mich ab. Louis Arm rutschte von meiner Taille und ich sah direkt in sein Gesicht. So war ich lange nicht mehr aufgewacht. Seine wuscheligen braunen Haare fielen ihm strähnenweise ins Gesicht und bewegten sich leicht, wenn er ausatmete.
Seine Lider zuckten plötzlich, sodass ich ruckartig mich zurück auf das Kissen fallen lies. Ich kniff angestrengt die Augen zu - er sollte nicht wissen, dass ich wach war und ihn beobachtet hatte. Versucht möglichst gleichmäßig zu atmen wartete ich ab. Die Matratze neben mir bewegte sich leicht und ich hielt den Atem an. Musste er immer so gut riechen? Meine Fingerspitzen begannen zu jucken und ich musste mich zusammen reißen. Nun begann auch schon mein Ohr zu kribbeln. Aber nicht wegen der Anstrengung schlafend zu tun. Nein - warme Luft traft auf mein Ohrläppchen und ich biss die Zähne zusammen.
"Schlafen wir heute schon ohne zu atmen?" hauchte er mir zu und ich zählte innerlich bis drei. Dann blinzelte ich ziemlich verschlafen und sah sofort in seine Augen. Dieses Blau, welches mich so spöttisch anblickte.
"Guten Morgen, Louis." meine Stimme klang etwas träumerisch angehaucht, aber dennoch als normal bezeichbar.
"Gut geschlafen, El?" Er richtete sich wieder auf und schlug die Decke beiseite.
"Hm." meine Stimme erhöhte sich etwas. Er hatte sich nachts noch das T-Shirt ausgezogen?
"Ich geh duschen. Wenn Lottie und Harry nicht Platz machen, darfst du nach mir ins Bad."
Ich ließ meine Antwort aus, es wäre sowieso nur ein Piepsen geworden.
Mamma Mia, das nenn' ich Fußballer Körper.
Ich wartete ab, bis er im Badezimmer verschwunden war und abgeschlossen hatte, dann rollte ich mich auf seine Seite und steckte die Nase in sein Kissen. Oh verdammt, so könnte ich den ganzen Tag verbringen.
"Lisi? Bist du das?"
Erschrocken setzte ich mich hin und sah in das verschmitzte Gesicht meines Bruders.
"Ehm, Harry? Ich dachte du schläfst in meinem Zimmer?" nervös zog ich die Decke über meine nackten Beine. Ich musste meine Schlafshose ausgezogen haben. Wieso erinnerte ich mich nur noch vage an manche Sachen von gestern Nacht?
"Hab ich ja auch." er grinste amüsiert. "Aber meine Klamotten sind ja hier."
"Oh. Natürlich." Ich errötete etwas und lehnte mich an die Wand.
"Ich will euch auch nicht weiter stören." Er zog Shorts und ein leichtes T-Shirt heraus.
"Du...störst uns nicht." Sagte ich emotionslos.
"Ach nein? Das sah aber anders aus, als du halbnackt auf seinem Bett lagst und sein Kissen inhaliert hast." er schloss kichernd die Tür.
"Ich habe sein Kissen nicht inhaliert!" rief ich ihm nach und verschrenkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
Jemand räusperte sich. "Ich bin fertig." Meinte Louis' Stimme von der anderen Seite des Zimmers. Erschrocken sah ich zu ihm hinüber. Er trug leider einen Bademantel, sodass ich seinen Körper nicht noch einmal anschmachten konnte. Was mir aber auch gut tun würde.
"Hier." er bückte sich kurz und schon landete meine Hose auf meinem Schoß.
"Danke." murmelte ich leise. Ich ärgerte mich über mich selbst. Was sollte Louis überhaupt von mir denken? Erst versuche ich ihn im Wasser zu Küssen, dann muss er mich ins Bett tragen, mir peinliche Klamotten anziehen, mich in den Schlaf singen und jetzt hört er auch noch, dass ich mit seinem Kissen gekuschelt hatte.
Ohne ihn anzusehen lief ich ins Bad und knallte die Tür zu. Wieso verschwendete ich auch noch so viele Gedanken an ihn? Er machte sich Tag für Tag über mich lustig und ich? Es brachte mich um den Verstand, wenn er mit mir sprach, mich anfasste oder in meine Richtung sah. Alles unnötige Zeitverschwendung.


Nach dem Duschen war ich in mein Zimmer gerannt, hatte mich angezogen und auf das Parfüm verzichtet. Ich sollte ihn am besten ignorieren.
Was übrigens auch Jolie mir empfohl. Kaum saß ich neben ihr beim Frühstück plapperte sie los. Die anderen saßen an einem größeren Tisch, wo allerdings kein Platz mehr war (Da Miss Eleanor meinen Platz einnahm).
"Jungs müssen leiden, Elis. So wirst du erst interessant." Sie biss von dem Croissant ab und sah mich abwartend an.
"Ich hab sowieso kein Bock mehr auf ihn. Weißt du, ich glaube er will gerade dass ich mich lächerlich mache. Ich hab mich einfach geirrt - er hat sich wirklich verändert. Und dieses Blödsinn mache ich nicht mehr mit."
"So will ich es hören" grinste Jolie und lehnte sich zurück. "Pepe hat mich auf ein spanisches Fest eingeladen. Mit Ritualen und so" sie zwinkerte geheimnisvoll. "Komm doch mit, es hat sich echt interessant angehört. Am Strand vor dem Hotel."
"Ja. Auf arrogante Idioten kann ich gerne verzichten."





LOUIS

Ohne mich eines Blickes zu würdigen stapfte sie an mir vorbei und veriegelte die Badezimmertür. Dieses Mädchen war verwirrend. In dem einen Moment leise, verlegen und freundlich. Dann stur und energisch. Ich verstand sie nicht. Manchmal könnte ich nur mit den Augen rollen, da sie noch leicht kindisch ist, aber dann wirkte sie so professionell, erwachsen und irgendwie süß.

Ich setzte mich auf die Bettdecke und griff unter mein Kissen. Ich hätte dieses Tagebuch nicht nehmen sollen. Auch, wenn sie es wahrscheinlich nie bemerken würde.
Aber ihre Worte, die sie so emotional aufgeschrieben hatte, ließen mich nachdenken. Vorallem der Abschnitt über Harrys und ihren Geburtstag. Diese eine Zeile hatte sich in mein Gedächnis gebrannt, ich konnte sie schon auswendig.
'Wir haben uns geküsst. Lange. Aber der Idiot weiß ja von nichts mehr.'
War ich wirklich so ein Idiot geworden? El bedeutet mir sehr viel, aber nach der Zeit meiner großen Karriere haben wir uns auseinander gelebt. Nicht nur dadurch, dass ich sie feige verlassen hatte. Was hätte sie getan, wenn ich ihr alles erzählt hätte? Ich wäre trotzdem gegangen. Und hätte sie nie gesehen. Allein so wäre unsere damalige Beziehung zu Bruch gegangen. Egal wie ich gehandelt hätte, es würde keinen Unterschied geben.
Doch. Du hättest nicht gelogen.

Seufzend packte ich das Buch und lief zu Lottie's und El's Zimmer hinüber. Meine Fehler waren geschehen, was brachte es, mir darüber den Kopf zu zerbrechen?
"Oh nein, Louis! Nicht du auch noch." nörgelte hinter mir eine Stimme. Harry lugte aus der Badezimmertür. Unauffällig ließ ich das kleine Tagebuch in die große Bademanteltasche sinken.
"W-Was denn?" ich lehnte mich neugierig an den Kleiderschrank.
"Weißt du, nimm dir El's Kissen und geh wieder." erklärte er und machte eine hastige Handbewegung.
"Sag mal, ist Lottie bei dir?" umging ich seine seltsame Aufforderung und kam stirnrunzelnd auf ihn zu. Eigentlich wollte ich mich aus dem Liebesleben meiner Schwester raushalten, aber es war immer noch komisch. Sie und mein bester Freund. Andererseits - war das nicht früher genauso mit El und mir gewesen? Bester Freund und Schwester?
"Bis zum Frühstück, Louis" meinte er schnell und schon schlug die Tür vor meiner Nase zu.
Ich ging zu El's Bett und zog die untere Schublade des Nachttisches auf.
Gerade wollte ich das Zimmer verlassen, da hörte ich schleifende Schritte. Nervös sah ich mich um, bis ich mich hinter einem der langen Vorhänge versteckte. Kaum hatte ich den Stoff um mich herum gezogen, da betrat auch schon El das Zimmer. Sorgenfalten hatten sich auf ihrem Gesicht gebildet. Ihr zierlicher Körper war von einem der großen Handtücher umwickelt, die in meinem Badezimmer lagen.
Sie nahm sich frische Unterwäsche und Klamotten aus dem Schrank und rüttelte an der Klinke der Badtür.
"Besetzt!" hörte ich Harry unter fließenem Wasser und El stöhnte kurz genervt auf.
'Spanner', dachte ich, als sie sich mit dem Rücken zu mir auf das Bettsetzte und das Handtuch runterrutschte. Ich sah verlegen nach unten. Ich selbst stand auch nur im Bademantel am Fenster. Hallejulia.
Plötzlich vibrierte ihr Handy und ich sah kurz auf. Sie trug nun Unterwäsche und klemmte sich das Handy zwischen Schulter und Wange.
"Hallo?" sie legte das Handtuch weg und drehte sich zum Fenster. Nicht bewegen, Louis, nicht bewegen - sie schaut genau in deine Richtung. "Nino? Du hast meine Handynummer?"
Wer zum Teufel war Nino?
"Ups, ja ich habe gestern nichts mehr wirklich mitbekommen [...] Nein, nein, mir geht es gut [...] Ja, wirklich [...] Der Abend war trotzdem schön. Glaub ich." sie lachte und legte sich auf ihr Bett. Ihr Lachen war wirklich bezaubernd. Und das fiel mir erst jetzt so richtig auf. Was hatte ich auch Eleanor hinterher gestarrt, wenn El sogar eine bessere Figur hatte? Ich hatte gedacht, Eleanor hätte die schönsten Augen der Welt. Dabei waren sie nicht halb so ausdrucksstark wie die Blauen von El. In ihren glitzerte jedes Gefühl.
"Heute Abend? Das könnte passen, ich habe nichts Besonderes vor." hörte ich sie sprechen und holte mich somit aus meinen schnulzigen Träumereien. Hatte sie ein Date? Das...das gefiel mir irgendwie nicht. Kannte sie diesen Nino überhaupt richtig? Ich meine - nicht, dass ich eifersüchtig war, aber wer weiß, was das für ein Typ war. Selbst Niall, bei dem wusste ich, dass El mit einem Jungen zusammen war, der keiner Fliege etwas zu leide tat. Aber auch Niall, ne das passte einfach nicht. Und jetzt Nino.

Meine Stirn legte sich grimmig in Falten und ich musste aufpassen, unauffällig zu bleiben. "Bis dann." El legte auf und schlüpfte in die übrigen Klamotten. Sie sah in den Spiegel, griff sich die Bürste, die auf der Kommode lag und legte sie darauf wieder weg. Das selbe geschah mit dem Parfüm, welches sie kurz musterte und dann wieder auf seinen Platz stellte.

Allmählich wurde mir kalt, der Stoff des Bademantels war durchnässt und ich wollte endlich in mein Zimmer.

El klopfte an die Badezimmertür und lehnte ihre Stirn kurz dagegen. "Harry, Lo? Ich bin beim Frühstück. Bitte verbraucht nicht mein ganzes Shampoo..." sie schnappte sich kopfschüttelnd ihr Handy und wand sich zur Tür. Als die Tür zuschlug, atmete ich erleichtert auf. So leise wie möglich schlich ich ebenfals zu Tür und lugte hinaus. Niemand mehr da. Schon etwas schlotternd verschwand ich in meinem Zimmer.



Ich kam als Letzter zum Frühstück, weshalb bei den anderen kein Platz mehr war. Ich wollte mich zu EL setzte. Und sie vielleicht nebenbei fragen, ob wir heute etwas unternehmen könnten. Nicht wegen Nino, nein ich bin ja nicht eifersüchtig. Aber so...ein freundschaftliches Date. Das würde doch gehen, oder?

Ich holte mir etwas zu essen und strebte auf ihren Tisch an, aber sie bemerkte mich nicht, da sie mit Jolie in ein angestrengtes Gespräch vertieft war. Knappe drei Meter vor ihnen hielt ich an.

"...kein Bock mehr auf ihn. Weißt du, ich glaube er will gerade dass ich mich lächerlich mache. Ich hab mich einfach geirrt - er hat sich wirklich verändert. Und dieses Blödsinn mache ich nicht mehr mit." meinte El und stützte ihr Gesicht mit der Hand ab.

"So will ich es hören" Jolie lehnte sich zurück und legte grinsend ihr Croissant auf dem Teller ab. "Pepe hat mich auf ein spanisches Fest eingeladen. Mit Ritualen und so. Komm doch mit, es hat sich echt interessant angehört. Am Strand vor dem Hotel."
"Ja. Auf arrogante Idioten kann ich gerne verzichten." murmelte El schulterzuckend und malte mit ihrem Messer Muster auf den leeren Teller.

Ich versuchte meinen Teller gerade zu halten und lief mit gesenktem Kopf an den Beiden vorbei. Sie bemerkte mich nicht mal, als ich mich alleine an den kleinen Tisch nur schräg hinter sie setzte. Somit war unser freundschaftliches Date wohl gestrichen.


Shut up, TomlinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt