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"Meinst du, dass Michael das überlebt?", kam es auf einmal unerwartet von mir. "Wie ist das überhaupt passiert?" Es sammelten sich wieder Tränen in Lukes Augen. "Er war sauer auf mich, weil ich ihm was erzählt habe.", murmelte der Blonde schuldbewusst. "Und dann bin ich weg gefahren oder er hat mich weg gebracht und dann waren wir auf einer Straße, dort blieben wir einfach stehen. Und ein LKW hat Michael erwischt. Zielgenau.", erzählte Luke unter Tränen. "Was hast du ihm denn erzählt?", fragte ich etwas neugierig. Mit roten Augen sah Luke auf. "I-ich will jetzt n-nicht darüber reden.", sagte er leise und richtete seinen Blick auf sein Stück Kuchen, welches er gar nicht richtig angefangen hatte. Wenn Michael sterben würde, wäre Luke als Nächster dran.

A S H T O N

Wir hielten es einfach nicht mehr aus. Seit geschlagenen vier Stunden saßen wir mal in der Cafeteria, mal zeigte ich Luke das halbe Krankenhaus, in dessen Teilen ich mich sehr gut auskannte und dann saßen wir noch vor den Türen der Intensivstation, wo Michael war. Doch wir hatten keinen Zutritt, verständlich. Erstens, war er sicherlich nicht stabil genug und zweitens, ließen sie eh nur Familie rein. Da wir keine Familienangehörige waren, heulte Luke sich weiter bei mir aus, was für ein Versager er war. "Ich hab es getan.", schluchzte er. "Was?", fragte ich genauer nach. Er holte tief Luft und fuhr sich verzweifelt durch seine Haare. "Ich habe Michaels Familie ermordet.", kam es leise von den pinken Lippen des Blondschopfs. Mein Herz setzte für eine Weile aus. Wie bitte? Wie kann man so etwas nur tun? Zuerst schwiegen wir und ich dachte nach, wie ich nun weiter mit ihm sprechen sollte. Oder sollte ich ihn direkt an die Wand klatschen? "Weißt du", setzte Luke schuldbewusst an, "Ich wollte ihn für mich haben. Er würde sowieso nicht mehr zurückgehen, zu ihnen. Er hatte mir oft gesagt, wie sehr er sie hasste, dass alles so kommen musste, dass er so leben musste.", erzählte er wieder unter Tränen. "Das gibt dir noch lange nicht den Grund, seine kranke Mutter und seine kleine Schwester, sein einziger Halt, wohlgemerkt, zu zerstückeln und somit Michaels Leben völlig aus der Bahn zu werfen?!" Meine Stimme wurde immer lauter, aber ich hielt mich dennoch gedeckt. Ich wollte ihn noch nicht auffliegen lassen. Noch nicht. Vielleicht war das meine Chance, ihn zu loszuwerden. "Wieso weißt du so viel über Mikey?", fragte Luke etwas eifersüchtig und setzte sich, in seinem Rollstuhl, ernst auf. "Wir haben viel geredet. Sehr viel.", sprach ich. "Und nicht nur das.", grinste ich dann, als ich den Funken Neid in seinen Augen zum Überspringen brachte. "Was ist dein Problem?", fragte Luke auf einmal total wütend. "Die Frage ist eher, was dein Problem ist. Du hast Michaels Familie getötet.", wiederholte ich seine Straftaten. Tränen stiegen ihn in die Augen. "Meine Eltern haben mich immer weggestoßen. Ich wollte nicht, dass es Michael auch mal so geht, wenn er mit mir zusammen ist. Seine Familie hätte ihn vielleicht auch abgeschoben, sowie es meine tat. Nur, weil ich schwul bin. Weil ich gerne singe und kein Anwalt werden wollte, wie sie es immer von mir verlangt hatten.", wimmerte der Blonde, fiel fast in sich zusammen. "Und ich werde nicht zulassen, dass uns irgendwas trennt.", fügte er stark hinzu. "Das gibt dir noch lange nicht das Recht, sie umzubringen, Kleiner.", erwähnte ich sein Tatbestand nochmals. "Du hast doch keine Ahnung.", zischte Luke und drehte sich von mir weg, sah zu den verschlossenen Türen vor uns. "Ich habe mehr Ahnung, als du denkst. Mein Freund ist gestorben.", knurrte ich ihn an. Wie kindisch musste man bitte sein? Er war nicht der Einzige, der Probleme mit sich herum trug. "Und trotzdem würde ich euch nicht umbringen, weil er mich auch sozusagen abgeschoben hat. Er war alles für mich.", fügte ich sauer hinzu und verschränkte die Arme vor meiner Brust. "Du bist doch krank.", murmelte ich vor mich hin, doch dies war ein Fehler. Luke erhob sich für kurze Zeit aus seinem Rollstuhl, stützte sich mit einem Arm an der Lehne, damit er seinen anderen Arm ausstrecken und mir eine Ohrfeige geben konnte. Ich hatte keine Zeit mehr zu reagieren, da öffnete ein Arzt die Türen der Intensivstation. "Sind Sie Angehörige von Michael Clifford?", fragte er etwas bedrückt und hielt schon die Tür für uns offen. Wir beide nickten wie in Trance und wurden rein gebeten. "Kommen Sie mit in mein Büro.", sprach er, als er uns in den Raum direkt links hinein führte. Als ich mich setzte, und Luke sich neben mich gesellte, sahen wir beide hoffnungsvoll zum Oberarzt. "Es tut mir Leid Ihnen das sagen zu müssen, Mr..?" - " Mr Irwin.", meldete ich mich zu Wort. "Und Luke Hemmings.", sprach der Blonde neben mir unter Tränen, da er wusste, was auf uns zukam. "Mr Irwin, Mr Hemmings.. Michael Clifford erlag seinen schweren Verletzungen, die er wegen dem heftigen Aufprall von sich trug. Wir haben versucht ihn wieder zu beleben, ganze vier mal, doch keiner der Versuche hatte Erfolg.", berichtete uns der ältere Herr. Ich konnte gar nicht sagen, was ich fühlte. Meine Augen reagierten nicht auf mich und meine Anweisungen, sowie meine Gelenke oder mein Herz. Ich konnte mich nur noch dran erinnern, wie ich rasend vor Wut und Trauer aufstand, realisierte, dass ich noch einen Menschen in meinem Leben verlor, und mich auf Luke stürzte. Es war so, als würde mir jemand Bilder von den wenigen Augenblicken vor die Augen halten. Und jedes der Bilder passte auf den ersten Blick nicht miteinander zusammen. Ich sah noch, wie ich Luke um den Hals fasste und so langen seinen Kehlkopf zerdrückte, bis er blau im Gesicht wurde. Erst dann zogen mich mehrere Männer von ihm weg, dann wurde alles schwarz. 

Wrapped around your finger {Muke ff} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt