Die Brust schwer gegen den Boden gedrückt lagen wir alle da. Schützend hielten wir die Arme über den Köpfen, während die schweren Schritte durch unsere Reihen liefen. Die Angst hielt uns am Boden. Angst vor dem Tod, würden wir uns bewegen. An Flucht dachten wir nicht.
Das Herz hämmerte mir gegen die Brust. Mein Körper tat sich schwer nicht zu zittern, so sehr ich auch versuchte es zu unterdrücken und auch das atmen schien mir mit jedem Atemzug schwerer zu fallen.
Keiner wagte es sich zu rühren, zu husten oder gar zu laut zu atmen. In meiner fast panischen Verzweiflung drückte ich meine Augenlider fest aufeinander und begann wie ein kleines Kind zu hoffen, dass alles Böse verschwinden würde, wenn ich es nur nicht sah. Aus den Augen, aus dem Sinn. Natürlich war es ganz klar nicht so, doch ich hoffte es einfach. Die brutale Realität war allerdings, dass dieser Irre bereits sicher 20 Personen gefährlich bis tödlich mit seinem Gewehr verletzt hatte. Viele weitere lagen schwer atmend, blutend und oft auch vor Schmerz schreiend am Boden. Als wir hier her gejagt wurden hatte ich einige in den Gängen des Unigebäudes liegen sehen. Still hatte ich einfach nur zu beten begonnen, dass mich nicht das selbe Schicksal ereilen würde und das der Lauf seines Gewehrs heute nicht schon auf Noah gezeigt hatte.
Die Stimmung im Hauptsaal wurde mir jeder verstrichenen Sekunde erdrückender. Verletzte schreien immer noch unterdrückt im Kanon und er wollte sie nicht einmal zum schweigen bringen. Es schien ihn nicht zu stören, vielleicht genoss er es sogar einwenig. Ich konnte ihn leider nicht sehen, doch selbst wenn hätte ich ihn sicherlich nicht wieder erkannt. Gesichter konnte ich mir einfach nicht merken.
„Bleib liegen!" begann er mit einem mal zu brüllen. Das Herz schien mit seinen lauten Gebrüll immer tiefer meinen Körper hinab zu stürzen. Schwer begann ich zu schlucken und spürte wie mein Herz, schwer wie ein Stein in meinen Magen rutschte. Magensäure hatte sich als natürliche Reaktion auf den plötzlichen Stress in meinen Magen zu sammeln gegonnen. Nun schien sie sich daran zu machen mein wild pochendes Herz ganz langsam zu zersetzten. Es brannte höllisch. Mir wurde schlecht und mein Magen begann zu krampfen.
„Versuch dich zu beruhigen Jonathan." Ich erkannte die Stimme ziemlich schnell, zu meiner eigenen Überraschung. Es war ein recht junger Professor, den ich bei Noah mal angetroffen hatte. So nett er auch gewesen zu seien schien, ich war mir ziemlich schnell sicher, dass er dies die längste Zeit nun war.
„Du legst dich jetzt am besten wieder flach auf den Boden!" Dieser Jonathan schien nicht sehr amüsiert über die Aktion des Professor. Die Stimme zitterte leicht vor Wut, die er noch etwas zurück hielt. Während all dem krampfte mein Magen immer weiter. In meinem Rachen begann es schrecklich zu brennen. Inständig begann ich nun zu hoffen ich würde alles noch etwas in mir behalten. Noch glaubte ich fest an Hilfe. Ich wollte nur einfach nicht sterben.
„Tu was ich dir sage, ODER ICH BLAS DIR DAS GEHIRN WEG." Die Schritte wurden schneller, schwerer. Dieser Irre war nun mit einem mal auf 180, dabei hatte ich einfach gehofft es könnte nicht schlimmer werden.
„Ahhhh!" Ein Mädchen schrie auf. Unachtsam hob ich den Kopf und wurde gerade noch Zeuge wie der Typ ein Mädchen an ihrem Arm auf die Knie zog. Mit vor schreck geweiteten Augen sah sie ihren potentiellen Mörder an. Ehe ihr Kopf ruckartig zu Seite geworfen wurde. Eine dickte rote Schneise entstand dort wo die noch heiße Flinte sie getroffen hatte. Erneut begann sie zu schreien, nun weinerlich. Dem Typen war das allerdings komplett egal. Er zog sie nur etwas weiter mit sich und präsentierte sie dem Professor. Sein Gesicht zeigte trotz den Taten des Tages noch entsetzen.
„Jetzt schweigst du! HATTEST DU DIR WOHL BESSER FRÜHER ÜBERLEGT!" Keine Ahnung nach welcher Logik er handelte als sich erneut zwei Schüsse lösten. Einer traf den Professor ins Bein, der andere seitlich in den Bauch. Der Professor schrie auf, genauso das Mädchen, dass er zu Boden warf. Das Mädchen wurde von einer Kugel getroffen, obwohl sie versucht hatte schnell noch die Flucht zu ergreifen. Erneut war ein lauter Schrei zu hören.
„WILL NOCH JEMAND!" begann er nun zu brüllen. Meinem Magen reichte es an diesem Punkt. Er schien sich so klein wie nur möglich zusammen zu ziehen. Es riss mir einfach die Lippen auseinander und ich kotzte kleine Teile meines Mittagessens auf den Holzfunierboden. Jonathan entging das natürlich nicht. Als er mich fand begann er fast auf mich zuzusprinten. Ich sah ihn und wollte fliehen. Es war pure Angst die mich ergriff. Mein Körper begann zu zittern. Ich konnte mich nicht mehr rühren. Grob packte er mich an meinem Arm und zog mich auf die Beine. Fest wurde ich an ihn gedrückt. Mein Magen wurde in mir wild herum geschleudert.
„Dann eben du!" schrie er nun auf. Triumphierend hob er sein Gewehr in die Luft und begann zu lachen. Er lehnte sich näher an mich heran und begann uns herum zu drehen.
„Die Polizei lässt sicher nicht mehr lange auf sich warten." Ich wollte nicht wissen woher er das wissen konnte. Hoffen wollte ich. Sein Gesichtsausdruck lies mich allerdings stoppen. Erneut kam es in mir hoch.
„Am besten wir genießen die letzten Minuten!" schrie er erneut aus und blieb stehen.
„Also wer als nächstes?" Er sah mich an und schwang das Gewehr umher. Erneut gab ich nach und übergab mich auf den Boden. Dieser Irre hielt mich auf den Beinen.
„Stell dich nicht so an! Es geht schneller, wenn du dich gleich entscheidest!" Er zog mich mit einem Ruck wieder ganz auf die Beine. Die Übelkeit hielt weiter an.
„Diese vielleicht?" Mit dem Lauf eines Gewehres deutete er auf ein Mädchen. Ich erkannte sie, doch keine Ahnung wie sie hieß. Wir hatten glaub ich einen Kurs zusammen. Es war allerdings jetzt auch egal. So oder so würde ich sie nicht umbringen lassen. Hastig schüttelte ich den Kopf.
„Na gut." Ein Schuss löste sich und traf das Mädchen. Ich schrie auf und begann bald darauf zu spucken. Erneut begannen wir uns zu drehen bevor der Lauf jemand neuen auserkoren hatte.
„Na?" Ich sah nicht mal richtig hin, sondern hielt mir den Mund. Erneut schüttelte ich den Kopf. Wieder löste sich ein Schuss. Sein Körper begann sich zu verspannen, als sich Alarm löste. Sprinkler begannen zu surren und den Saal mit Regen zu fluten.
„ES WIRD ZEIT!" rief er und zog mich mit sich. Keine Gegenwehr. Ich war paralysiert. Würde es mir nun genauso gehen, wie den vielen anderen? Ich wollte nicht sterben.
Mit mir im Griff begann er zu sprinten. Am Weg löste sich noch ein, zwei, vielleicht auch drei Schüsse.
Bald hoffte ich war sein Magazin leer und das Gebrülle der Patronen würde stoppen. Ich realisierte nicht mehr wirklich wie wir rannten oder ich weiter spuckte.
Endlos lang mussten wir gelaufen sein. Meine Beine schmerzten und mein Magen wollte nicht aufhören zu krampfen. Hoffentlich würde ich nicht wieder kotzen müssen. Beim klicken einer Waffe wurden wir langsamer. Bei den mahnenden Rufen eines Polizisten blieben wir schließlich ganz stehen. Irgendwie war ich erleichtert. Es konnte dennoch nicht gut sein. Nicht weit vor uns sah ich den Notausgang. Es wäre ganz leicht zu fliehen und dennoch drehten wir uns herum. Es war wirklich ein Polizist. Vom Swat oder etwas dergleichen. Kollegen waren am Ende des Ganges bereits zu hören. Schützend hielt ich mir, so gut als möglich die Hände vor den Körper, um ihn zu zeigen, er sollte doch bitte nicht auf mich schießen. Immer noch wollte ich leben. Nichts war mir wirklich wichtiger.
„Leg die Waffe weg und lass die Frau los!" brüllte der Mann. Er stand nah. Den Revolver direkt auf uns gerichtet. Bereit zum Schuss. So irre er auch war, war er doch nicht blöd, auch er wollte sich nicht einfach erschießen lassen. Mit einem garchen Ruck wurde ich von Jonathan nach vorne gezogen. Seine Arme drückten mich an seine Brust. Hätte der Polizist jetzt geschossen hätte er unweigerlich auch mich getroffen. Es wäre aus mit uns Beiden gewesen. Stattdessen begann ich allerdings stark zunehmendes Gewicht auf meinen zitternden Händen zu spüren.
„ADIOS!" Die Worte klingelten laut in meinen Ohren. Unter zwang begann sich einer meiner Finger zu krümmen. Es hallte ein lauter Knall. Meine Schulter zog es zurück. Ein Knall folgte. Erneut ein Knall. Erneut ein Knall. Der Stoß gegen meine Schulter riss mich dieses mal zu Boden. Menschen begannen zu schreien. Ich schrie. Der Polizist vor mir sank zu Boden. Es war vorbei.
Sag mir dass du es auch überlebt hast Noah.
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Out of order
HorrorWir beide sind Freunde seitdem ich mich erinnern kann und werden es auch immer bleiben. Ich bin mir ganz sicher, auch nach dem was wir geteilt haben. Out of order Eine Geschichte aus zwei Perspektiven. Einer Freundschaft. Zwei Leben und einer gemein...