Gwennys Sicht:
Als ich endlich meine Augen wieder öffnen kommen, saß Gideon neben mir und hielt meine Hand. Er lächelte mir zu und beim genaueren umschauen sah ich auch Mum und Dad und Les. Ich muss mich entschuldigen... Sie hat das nicht verdient. Ich meine das sie kann doch nichts dafür! Aber wo war Caro? Ging es ihr gut? Was ist wenn nicht? Das könnte ich mir nie im Leben verzeihen, wenn ihr meinetwegen etwas passieren würde. "Les ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe überreagiert und ehrlich gesagt weis ich nicht, wie ich es jemals wieder gut machen kann. Immerhin solltest du jetzt total sauer auf mich sein." Ich musste leider feststellen, dass außer ein bitterliches Gekrätze nichts tolles aus meiner Stimme war, jedoch lächelte Leslie, aber wieso? Ich verstehe das nicht. "Ach Gwenny, ich bin einfach nur froh, dass es dir auch wieder gut geht. Ich war nochmal bei einem Spezialisten und der hat mir gesagt, dass das eine Fehldiagnose war. Also ist alles gut." Gideon nickte nur zustimmend und schwieg weiterhin. Was war los mit ihm? Warte. Ich bin Schwanger oder? Meine Hand fuhr langsam in Richtung meines Bauches, aber es war alles Flach. Früher fand ich es ja toll, wenn ich so schlank war, aber nun? Meine Tochter ist weg. Meine Augen wurden sofort glasig und ich fing an etwas schneller zu atmen. Wir sind keine Eltern mehr. Schweigt deshalb Gideon? Es schmerzte. Wieso genau Skyla? Sie hat mich glücklich gemacht. Ich war einmal stolz, nicht mehr einen flachen Bauch zu haben. "Es tut mir Leid, Gwenny. Wir waren einfach zu spät dran, aber es werden andere Möglichkeiten kommen." Nun meldete sich Falk zu Wort. Bis gerade eben habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht mitbekommen, dass er auch hier ist. Seine Worte waren zwar war, aber dennoch haben sie geschmerzt. Gideon löste dann langsam seine Hand von meiner und stand auf. "Es tut mir leid", nuschelte er leise und verließ danach auch sofort den Raum. Und weg war er. Mein Gideon, wenn er noch meiner war. Ich hoffe es und ich hoffe ich kann mich bessern. Eine bessere Freundin werden. Nicht mehr so selbst bezogen. Der Graf mag mich zwar tot sehen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ein scheiß leben habe. Genau das habe ich jetzt erst verstanden. Muss ich immer erst durch die Hölle gehen, damit ich endlich verstehe, wie scheiße ich mich verhalte? Ich atmete tief durch und setzte mich vorsichtig auf. Meine Schmerzen waren komischer Weise schon wieder fast weg, dennoch schmerzte es weiterhin in mir drinnen. "Gideon wird wieder kommen Gwen. Er muss das auch alles verkraften. Jede freie Minute war er hier bei dir und hat dich nicht mehr aus den Augen gelassen. Er liebt dich immer noch total." Les saß sich nun auf den Stuhl neben mir und lächelte mich aufmunternd an. Ich nickte kurz, sah dann jedoch wieder zu der Tür, bei der Gideon vor wenigen Sekunden verschwand. "Danke, dass ihr alle so lieb seid. Ich bin echt total dankbar, dass ich euch habe." Ich lächelte nun wieder ein wenig und sah auch zu den Anderen in dem Zimmer. Dennoch bin ich am meisten Dankbar, dass ich Gideon habe. Den besten und tollsten Freund auf der ganzen Welt. Nach einer Weile, gingen nach und nach die Anderen und zum Glück kam Gideon auch wieder in das Zimmer. Er sah so anders aus. Irgendwie verändert. Kaputt. Nach dem dann auch Lucy und Paul gegangen sind, waren wir alleine. Er sah mich jetzt endlich wieder an und lehnte sich an die Wand gegenüber von mir. "Gideon, Ich ehm mir...", wollte ich gerade ansetzen, jedoch kam ich nicht weiter, da er mich sofort unterbrach. "Gwen du solltest dich nicht überanstrengen. Also auch nicht aufregen oder sowas. Immerhin will ich nicht, dass es dir noch schlechter geht, als es dir nicht eh schon geht." Er machte eine kurze Pause. "Wir haben den Grafen wieder eingesperrt und diesmal bekommen auch nur vertraute Personen den Schlüssel zu ihm." Wieso redete er jetzt über den Grafen und nicht über uns? Habe ich es etwa noch mehr kaputt gemacht? Und wieso kommt er nicht zu mir? "Ist bei dir alles Ok?", fragte ich nun leise. Immerhin konnte ich jetzt nicht mit uns kommen. Er seufzte kurz und nickte dann nur. Keine Antwort? Na gut. "Bleibst du heute hier oder gehst du zu dir nach Hause?" Ich konnte einfach nicht locker lassen. Vielleicht war ich schwacher als sonst, aber ich bin und bleibe die aufmüpfige Gwendolyn. Nun richtete Gideon sich wieder auf und ging zu mir. Endlich. Jedoch setzte er sich nur wieder auf den Stuhl und betrachtete mich vom Nahen. "Ich werde natürlich bleiben. Ich kann dich jetzt doch nicht alleine lassen. Immer wenn ich dich alleine lasse passiert irgendwas. Du bist und wirst immer meine tollpatschige Freundin bleiben." Seine Miene veränderte sich zwar so gut wie gar nicht, doch ich habe ihn wieder. Er ist und bleibt mein Freund. Jedoch hat sich was geändert und das Schlimme daran ist, dass wir nicht darüber reden. Wieso nicht? Vielleicht schmerzt es einfach zu sehr oder es wirft nur einen unnötigen Streit in den Raum. Ehrlich gesagt mag ich mich nie wieder mit ihm auseinandersetzen. Es ist schon schlimm genug, dass wegen meiner dummen Eifersucht, dass mit Skyla passiert ist. "Falls du dich fragst, Caroline geht es auch gut, Gwenny. Sie wurde sofort versorgt und ist schon wieder bei euch Zuhause." Er musterte mich dabei, wie ich dankbar einen Seufzer frei lies, dennoch runzelte er leicht seine Stirn. "Hast du Schmerzen? Oder Brauchst du etwas?" Wenigstens ist jetzt dieses dumme Schweigen zu ende. "Nein ich will nur bei dir sein und du bist hier. Also alles gut." Kurz darauf fuhr ich mit meiner Hand über das Bett in der Suche nach seiner Hand. Als ich sie dann fand und nach ihr griff, schluckte ich leicht. Er hat normaler Weise immer warme Hände, doch diesmal waren sie eiskalt. Ging es ihm doch nicht so gut, wie sagte? Anderseits war ich einfach nur dankbar, dass er hier war. Immerhin ist seine Wohnung viel angenehmer als dieses Krankenhaus. Es war nicht so, dass wir viel geredet haben, aber einfach der Tatsache, dass wir zusammen waren, machte mich einigermaßen zufrieden. So zufrieden, dass ich ziemlich schnell einschlief. Jedoch weiterhin mit meiner Hand in seiner. Ich wollte ihn nicht mehr loslassen. Nie wieder. Vielleicht dachte er ja auch genau das selbe, denn er wehrte sich nicht.