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Am nächsten morgen, wache ich auf, noch bevor mein Wecker klingelt.
Da ich eh nicht mehr einschlafen kann, beschließe ich noch duschen zu gehen. Ich hatte seit langem mal wieder eine Nacht, in der ich durchschlafen konnte, ohne irgendetwas unsinniges zu träumen. Endlich mal richtig ausgeschlafen.

Als mein Wecker klingelt, bin ich mich gerade am umziehen. Meine Mum klopft nur an meine Zimmer Tür und sagt sie geht heute etwas früher arbeiten und wird auch vor dem Abendessen nicht wieder da sein.
Auch Colin wird heute etwas später kommen, also lässt sie mir etwas Geld da, damit ich mir nach der Schule was zu essen bestellen kann.
"Achja und denk an den Hund," ruft sie mir noch von unten zu und ist auch schon zur Tür raus.
Als wüsste Diesel schon Bescheid, wartet er winselnd vor der Treppe.
Da ich ja jetzt sowieso etwas früher dran war, nehme ich seine Leine und gehe zur Tür.

"Komm mein kleiner stinker. Wird Zeit Gassi zu gehen." Das man mit Hunden auch immer automatisch in Baby Sprache sprechen muss. Keiner versteht es, doch jeder macht es.
Ich schmunzle vor mich hin und trete aus der Tür.

Ein leichter Wind empfängt mich draußen. Trotzdem war es nicht zu kalt, eigentlich sogar ziemlich angenehm, für Mitte April. Endlich scheint das Wetter mal ein bisschen Erbarmen zu zeigen.
Ich laufe mit Diesel zum nahe gelegenen Park. Ein paar Minuten später, war alles erledigt und ich trete den Heimweg an.

Vor unserer Tür sehe ich Aidens Auto stehen. Ein Ford Mustang, eines der neuesten Modelle, aber mehr weis ich da auch nicht. Ich habe echt keine Ahnung von Autos. Aber wirklich schick, in der Farbe grau-Silber , mit leicht gelben Linien.

Mein Herz macht einen Hüpfer, als ich realisiere, das wirklich Aiden bei uns ist.
Was er hier wohl so früh macht.
Ich war gerade dabei, die Tür aufzuschließen, da wird diese aufgemacht und Colin kommt, mit Aiden im Schlepptau, raus. Beide gucken mich nur an und gehen am mir vorbei, als wäre ich Luft.
Oder ein kleiner Baum, der Ihnen im Weg steht. Jedenfalls bin ich sofort ein bisschen enttäuscht, als die beiden am Auto waren, aber Colin sich nochmal umdreht. " Mum hat dir Geld da gelassen. Du sollst heute Abend nicht auf uns warten." Und damit schmeißt er die Tür hinter sich zu. Aiden dreht sich auch noch einmal um, bevor er ins Auto steigt und ich sehe ihn leicht schmunzeln, während er mir zu zwinkert.
Dann höre ich nur noch den Motor aufheulen, und die beiden fahren, wer weiß wohin.

Aiden's Sicht:

Ich habe Colin versprochen, ihn heute zur Arbeit zu bringen, da er später noch was zu erledigen hat und sein Fahrrad nicht stehen lassen wollte.
Doch das ich Leyla begegnen könnte, daran wurde ich erst wieder erinnert, als sie vor uns steht.
Noch immer den Schlüssel in der Hand, mit dem sie aufschließen wollte, guckt sie uns ziemlich erschrocken an. Oh man ,ich muss mich echt zusammenreißen, sie nicht gleich anzustarren. Colin darf nicht merken, das ich echte Gefühle für seine Schwester habe. Das das alles auch so kompliziert sein muss. Am liebsten würde ich ihr alles erzählen.
Von meinem Leben, das sie auch bald leben wird. Von unserem Schicksal. Von meinen Gefühlen. Doch das alles darf nicht. Noch nicht.
Ich warte sehnsüchtig auf ihren Geburtstag, um ihr alles zu erklären. Naja, vielleicht nicht alles.
Meine Gefühle werde ich erst einmal für mich behalten.
Am Auto angekommen, werfe ich ihr noch einen Blick zu, den sie erwidert.
Ich lächle leicht, zwinkert ihr zu, sehe noch ihr erstauntes, verwirrtes Gesicht, und setze mich ins Auto.
Wie kann ein Mädchen alleine, solche Gefühle bei mir auslösen?!
Mit diesem Gedanken lasse ich den Motor aufheulen und fahre los.

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Leyla's Sicht:

Noch ein wenig verwirrt, gehe ich hinein und ziehe die Tür hinter mir zu.
Wie kann man jemanden so ignorieren und dann in den nächsten Sekunden, zwinkert man ihnen zu? So ein bisschen verstehe ich die Welt nicht mehr. Naja, ich leine Diesel ab, gebe ihm noch Futter, schnappe mir meine Tasche und gehe Richtung Schule.

Auf halbem Weg, fängt Sam mich ab.
"Hey kleine, welch wunderschönen guten Morgen".
Schräg gucke ich ihn an und erwidere nur "morgen."
Wie kann man morgens nur so gute Laune haben? Im Grunde verstehe ich unsere Freundschaft gar nicht. Wir waren unterschiedlich wie Tag und Nacht. Während ich schüchtern und total unwitzig, sowie ein bisschen schusselig und tollpatschig bin, war Sam ziemlich aufgeweckt, das totale Gegenteil von schüchtern und überhaupt, war er jemals in meiner Gegenwart gestolpert, oder hat irgendetwas doofes gesagt? Ich kann mich nicht erinnern. Also wie gesagt, das totale Gegenteil. Aber wie heißt es so schön!? Gegensätze ziehen sich an. Dies gilt wohl auch für Freundschaften.

"Also ich habe nochmal richtig darüber nachgedacht. Bist du sicher das Marvin auf deine Party kommen soll? Ich meine zwar habe ich den Streit mit ihm, aber Leyla, das kann echt böse enden. Ich kann für kein Möbelstück garantieren," sagt er zwar erst sehr ernst, aber bei dem letzten Satz mit einem Lächeln im Gesicht.
"Tja Sam, da wirst du dich einmal im Leben benehmen müssen. Und was die Möbelstücke angeht, das darfst du dann meiner Mutter erklären," erwidere ich schmunzelnd.
Er verzieht sein Gesicht und läuft stumm neben mir her.
Ich glaube er scheint echt ein wenig enttäuscht zu sein, das ich ihm nicht zustimme und Marvin wieder auslade.
Aber das war nicht mein Problem, viel mehr mache ich mir Gedanken, was Aiden auf der Party will.
Da war er , wieder einmal in meinen Gedanken. Ist das normal, das man so viele Sekunden, Minuten und Stunden, an nur einen einzigen Menschen denken kann? Und seit meine Träume angefangen haben, in denen es echt häufig vorkommt, das Aiden auftaucht, kann ich nur noch an ihn denken. Das war doch nicht normal, mahnte ich mich selber in Gedanken und verziehe dabei mein Gesicht.

"Was hast du denn für ein Gesichts Zirkus?"
Erschrocken drehe ich mich zu Sam um, der mich, lachend mit Tränen im Gesicht ansieht. Er muss sogar stehen bleiben, weil er so einen Lachkrampf bekommt. Gespielt sauer gucke ich ihn an und laufe dann weiter, aber nicht ohne mich noch einmal umzudrehen und ihn übertrieben lächelnd anzuschauen.
Langsam bekommt er sich wieder ein und wir laufen weiter zur Schule.

Im Bann meiner TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt